Die Sehnsucht der Pianistin
Platz.“
„Das fand ich auch.“ Er packte Kong am Halsband, bevor er sie anspringen konnte.
„Lass ihn nur.“ Lachend beugte sie sich nieder und streichelte ihn. „Hallo, alter Freund. Guter Junge. Hier hast du aber viel Platz zum Toben, oder?“
„Zwölf Morgen.“ Als er sie mit dem Hund spielen sah, spürte er wieder dieses seltsame Ziehen in der Herzgegend. „Ich werde das Land zum größten Teil so lassen, wie es ist.“
„Das freut mich.“ Sie drehte sich um ihre eigene Achse. „Es wäre schrecklich, wenn du Bäume fällen würdest. Ich hatte schon fast vergessen, wie schön es hier ist und wie ruhig.“
„Komm.“ Er nahm sie bei der Hand. „Ich führe dich herum.“
„Wie lange hast du diesen Bauplatz schon?“
„Fast ein Jahr.“ Sie gingen über eine kleine Holzbrücke, die über den Bach führte. „Pass auf, wo du hintrittst. Hier ist noch nichts gemacht worden.“ Er warf einen Blick auf ihre eleganten italienischen Schuhe. „Komm.“ Er hob sie hoch. Sie spürte die Muskeln seiner Arme und er das feste Fleisch ihrer langen Beine.
„Du brauchst mich nicht …“
Hastig setzte er sie vor dem Haus wieder ab. „Noch immer Fräulein Rührmichnichtan?“
„Worauf du wetten kannst.“
Drinnen sah Vanessa Estrich und Trockenmauern. Überall lagen Werkzeuge, Sägeböcke und stapelweise Bauholz. An der Nordwand war bereits ein mächtiger Steinkamin eingebaut. Eine provisorische Treppe führte hinauf in den ersten Stock. Es roch durchdringend nach Sägemehl.
„Dies ist das Wohnzimmer“, erklärte Brady. „Hier wollte ich viel Licht haben. Und die Küche ist dort drüben.“
Er wies in einen hellen Raum, der vom Wohnzimmer abzweigte. Ein Erkerfenster über der Spüle bot den Ausblick auf die Wälder. Die Arbeitsplatte war noch nicht fertig, aber es gab schon einen Herd und einen Kühlschrank.
„Wir machen hier einen Bogendurchgang, der zu den Fenstern passt“, fuhr Brady fort. „Ein weiterer Bogen wird dann ins Esszimmer führen.“
Durch drei Oberlichter schaute Vanessa hinauf in den Himmel. „Du baust aber ziemlich aufwendig.“
„Ich will es ja auch nur ein Mal tun.“ Er nahm wieder ihre Hand und führte sie weiter. „Und dies hier wird die gemütliche Sitzecke. Stereoanlage, Bücherregale und so.“ Er kniff die Augen zusammen und schien den Raum fertig vor sich zu sehen. Sonderbarerweise ging es ihr genauso. „Erinnerst du dich noch an Josh McKenna?“
„Ja. Er war dein Kumpan bei allen Unternehmungen, nicht wahr?“
„Jetzt ist er Teilhaber in einer Baufirma. Er macht diese Einbauten alle selbst.“
„Josh?“ Sie ließ die Hand über ein Regal gleiten. Die Ausführung war meisterhaft.
„Die Küchenschränke hat er auch entworfen. Sie werden etwas ganz Besonderes sein. Lass uns jetzt hinaufgehen. Die Treppe ist zwar schmal, aber sie hält.“
Trotz seiner Versicherung hielt Vanessa sich an der Mauer fest, während sie hinaufstieg. Hier gab es noch mehr Oberlichter, noch mehr Bögen. Neben dem Schlafzimmer lag das riesengroße Bad mit einer im Boden eingelassenen Wanne. Während es im Schlafzimmer nur eine Matratze und eine Frisierkommode gab, war das Bad bisher der einzige vollständig eingerichtete Raum. Vanessa trat vom Estrich auf den Fliesenboden.
Brady hatte kühle Pastellfarben gewählt, die hier und da von einem kräftigen Marineblau unterbrochen wurden. Die große Wanne war von einem gefliesten Sims umgeben, und die Wand war ebenfalls von drei Fenstern unterbrochen. Vanessa stellte sich vor, in der Badewanne zu liegen und in den herrlichen Wald hinauszuschauen.
„Du hast aber wirklich alle Register gezogen“, sagte sie.
„Als ich beschloss, zurückzukommen, wollte ich es auch richtig tun.“ Sie gingen den Flur hinunter. „Auf dieser Etage gibt es noch zwei Schlafzimmer und ein Bad. Der Balkon wird um das ganze Haus gehen.“ Er führte sie über eine zweite provisorische Treppe hinauf in den Giebel. „Hier oben werde ich mein Arbeitszimmer einrichten.“
Vanessa fand den Raum märchenhaft schön. Er war rund und überall von Bogenfenstern unterbrochen. Aus allen Fenstern sah man die Wälder und die Berge im Hintergrund.
„Hier möchte ich leben“, sagte sie versonnen. „Ich würde mich wie Rapunzel fühlen.“
„Dein Haar ist aber nicht blond.“ Er griff nach einer Strähne. „Ich bin froh, dass du es nicht abgeschnitten hast. Von diesem Haar habe ich geträumt.“ Er sah sie an. „Und von dir. Noch Jahre, nachdem du
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