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Die Sehnsucht der Pianistin

Die Sehnsucht der Pianistin

Titel: Die Sehnsucht der Pianistin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Nachtigall Nora Roberts
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Eingangstür.
    Im Garten stand ein altmodischer Schlitten, dessen Metallteile auf Hochglanz poliert waren. Ein altes verkratztes Whiskyfass war mit Petunien bepflanzt, deren rot-weiße Blütenblätter vor Regen troffen. Zu beiden Seiten des Eingangs standen üppig bepflanzte Blumenkübel, und ein mit Bändern geschmückter Kranz aus Weinlaub hing über der Tür. Als Vanessa die Tür öffnete, erklang ein Glockenspiel.
    „Das dürfte ungefähr achtzehnhundertsechzig sein“, hörte sie ihre Mutter sagen. „Eines meiner schönsten Stücke. Es wurde von einem Mann restauriert, der sehr viel für mich arbeitet, und Sie können sich selbst davon überzeugen, wie gut er seinen Job versteht. Die Politur wirkt fast wie Glas.“
    Vanessa beachtete das Gespräch aus dem Nebenzimmer nicht weiter. Obwohl sie enttäuscht war, einen Kunden bei ihrer Mutter zu finden, war der Laden selbst wie eine Offenbarung. Es war kein staubiger, vollgestopfter Trödelladen. In kostbaren Glasvitrinen standen kleine Statuen, Porzellan, Parfumflakons und schlanke Pokale. Überall glänzte und schimmerte blank poliertes Holz, Messing und Kristall. Obwohl jeder Fleck genutzt wurde, wirkte es mehr wie ein gemütliches Zimmer als wie ein Geschäft. Und über allem schwebte der leichte Duft eines Rosen-Gewürz-Potpourris.
    „Sie werden mit dieser Garnitur sicher sehr zufrieden sein“, sagte Loretta, während sie in den Hauptraum zurückkamen. „Sollte sich herausstellen, dass sie nicht in Ihr Haus passt, nehme ich sie jederzeit wieder zurück. Oh, Vanessa!“, rief sie überrascht. „Meine Tochter“, sagte sie dann zu dem Kunden gewandt. „Vanessa, das ist Mr. Peterson aus Montgomery County.“
    Der Mann wirkte außerordentlich zufrieden. „Meine Frau und ich haben gerade ein altes Farmhaus gekauft. Vor ein paar Wochen haben wir uns hier diese Esszimmergarnitur angeschaut, und seitdem redet meine Frau von nichts anderem mehr. Ich will sie damit überraschen.“
    „Ich bin sicher, sie ist begeistert.“
    Vanessa sah zu, wie ihre Mutter seine Kreditkarte nahm und die Rechnung fertig machte.
    „Sie haben hier einen fantastischen Laden, Mrs. Saxton“, fuhr er fort. „Wenn Sie in unsere Gegend kämen, könnten Sie sich vor Kundschaft kaum noch retten.“
    „Mir gefällt es hier.“ Sie gab ihm die Rechnung. „Ich bin hier aufgewachsen.“
    „Hübsche Stadt.“ Er steckte die Rechnung ein. „Ich garantiere Ihnen, dass Sie nach unserer ersten Dinnerparty jede Menge neuer Kunden bekommen.“
    „Und ich garantiere Ihnen, dass ich sie nicht vor die Tür setze.“ Sie lächelte ihm zu. „Werden Sie denn Hilfe brauchen, wenn Sie die Garnitur am Samstag abholen?“
    „Nein, ich bringe ein paar Freunde mit.“ Er schüttelte ihr die Hand. „Vielen Dank, Mrs. Saxton.“
    „Viel Freude mit den Möbeln.“
    „Die werden wir haben.“ Lächelnd wandte er sich Vanessa zu. „War nett, Sie kennengelernt zu haben. Sie haben eine großartige Mutter.“
    „Danke.“
    „Nun, dann will ich mich mal auf den Weg machen.“ Kurz vor der Tür blieb er stehen. „Vanessa Saxton?“, sagte er und drehte sich um. „Die Konzertpianistin? Ich werde verrückt! Ich habe Sie noch letzte Woche in Washington spielen sehen. Sie waren absolut fantastisch.“
    „Freut mich, dass es Ihnen gefallen hat.“
    „Dabei war ich erst ziemlich skeptisch“, gab er zu. „Meine Frau ist es, die die klassische Musik so liebt. Ich hatte eigentlich vor, mir ein Nickerchen zu genehmigen, aber dann … Mann oh Mann, Sie haben mir die Musik nur so um die Ohren geschlagen.“
    Vanessa musste lachen. „Danke, ich nehme das als Kompliment.“
    „Das sollen Sie auch. Normalerweise kann ich Mozart nicht von Muzak unterscheiden, aber diesmal war ich … ich war einfach hin und weg. Meine Frau fällt tot um, wenn ich ihr sage, dass ich Ihnen begegnet bin.“ Er zog einen ledergebundenen Terminkalender hervor. „Würden Sie mir ein Autogramm für sie geben? Sie heißt Melissa.“
    „Mit Vergnügen.“
    „Wer hätte erwartet, jemanden wie Sie in so einem verschlafenen Nest zu finden?“ Kopfschüttelnd nahm er seinen Terminkalender wieder entgegen.
    „Ich bin hier aufgewachsen.“
    „Dann wird meine Frau demnächst sicher auch hier aufkreuzen.“ Er hob die Hand. „Nochmals vielen Dank, Mrs. Saxton.“
    „Keine Ursache. Fahren Sie vorsichtig.“ Als er, begleitet vom Klang des Glockenspiels, gegangen war, lachte Loretta ein wenig verlegen. „Das ist vielleicht komisch, wenn man

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