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Die Sehnsucht der Pianistin

Die Sehnsucht der Pianistin

Titel: Die Sehnsucht der Pianistin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Nachtigall Nora Roberts
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fragte er. „Wie wär’s mit einem Glückwunsch und einem Kuss?“
    „Gratuliere“, sagte Vanessa mechanisch, trat zu ihm und streifte mit den Lippen seine Wange.
    „Ich sprach von einem Kuss.“ Er schlang den anderen Arm um sie und drückte sie auch. Vanessa ertappte sich dabei, dass sie seine Umarmung erwiderte.
    „Ich hoffe, Sie werden glücklich“, sagte sie schüchtern und stellte überrascht fest, dass sie es ehrlich meinte.
    „Natürlich werde ich das. Ich kriege zwei Schönheiten für den Preis für eine.“
    „Ein toller Handel“, bemerkte Vanessa lächelnd. „Wann ist denn der große Tag?“
    „Sobald ich sie auf einen Termin festnageln kann.“ Ihm war nicht entgangen, dass zwischen Loretta und Vanessa kein Wort gefallen war und sie sich auch nicht umarmt hatten. „Joanie lädt uns alle heute Abend zum Essen ein, um die Sache zu feiern.“
    „Ich werde kommen.“
    Er grinste spitzbübisch. „Nach der Klavierstunde?“
    Vanessa verdrehte die Augen. „Die Flüsterpropaganda funktioniert offensichtlich.“
    „Klavierstunde?“, wiederholte Loretta.
    „Annie Crampton, Violet Driscolls Großnichte.“ Er lachte auf, als er sah, wie Vanessa die Nase krauste.
    „Violet hat Vanessa heute Morgen überrumpelt.“
    Loretta lächelte. „Wann findet die Klavierstunde denn statt?“
    „Um vier. Gegen Mrs. Driscoll kommt doch kein Mensch an.“
    „Ich könnte mit Annies Mutter sprechen, wenn du willst“, bot Loretta an.
    „Nein, ist schon gut. Es ist ja nur einmal die Woche, solange ich hier bin. Aber jetzt muss ich gehen.“ Es war offenbar wieder nicht der rechte Zeitpunkt für Fragen und Forderungen. „Ich muss so etwas wie ein Übungsprogramm aufstellen. Nochmals vielen Dank für die Spieldose.“
    „Aber ich habe sie ja noch gar nicht eingepackt.“
    „Nicht nötig. Wir sehen uns dann bei Joanie, Dr. Tucker.“
    „Eigentlich könntest du jetzt Adam zu mir sagen, wo ich doch bald zur Familie gehöre.“
    „Ja. Ja, ich denke, Sie haben recht.“ Es war viel leichter, als sie gedacht hatte, die Wange ihrer Mutter zu küssen. „Du hast großes Glück.“
    „Ich weiß.“ Loretta fasste nach Adams Hand.
    Als das Glockenspiel hinter Vanessa klingelte, zog Adam ein Taschentuch heraus.
    „Tut mir leid“, schnüffelte Loretta.
    „Weißt du Loretta, es steht dir zu, ein paar Tränen zu vergießen. Ich habe dir doch gleich gesagt, dass sie herkommen würde.“
    „Sie hat allen Grund, mich zu hassen.“
    „Du bist zu streng mit dir, Loretta. Das erlaube ich nicht.“
    Loretta schüttelte nur den Kopf und zerknüllte das Taschentuch. „Oh, es ist so schwer, im Leben alles richtig zu machen, Adam. Man macht so viele Fehler. Ich würde alles in der Welt geben, um bei ihr noch eine Chance zu haben.“
    „Du brauchst ihr nur etwas Zeit zu geben.“ Er hob ihr Kinn und küsste sie. „Lass ihr ein wenig Zeit.“
    Vanessa hörte Annies monotonem Geklimper zu. Sie mochte vielleicht gute Hände haben, aber sie machte keinen guten Gebrauch davon.
    Sie war ein misslauniges, mageres Mädchen mit glanzlosem Haar und eckigen Knien, aber ihre Hände waren trotz ihrer zwölf Jahre schon recht groß. Ihre Finger wirkten nicht elegant, sondern so stämmig wie kleine Äste.
    Ein gewisses Potenzial mag durchaus vorhanden sein, dachte Vanessa, während sie ihrer Schülerin aufmunternd zulächelte.
    „Wie viele Stunden in der Woche übst du, Annie?“, fragte sie, als das Kind seinen Vortrag beendet hatte.
    „Weiß nicht.“
    „Machst du jeden Tag deine Fingerübungen?“
    „Weiß nicht.“
    Vanessa biss sich auf die Lippen. Sie hatte bereits festgestellt, dass dies Annies Standardantwort auf jede Frage war. „Du hast nun seit fast einem Jahr regelmäßig Klavierstunden.“
    „Weiß n…“
    Vanessa hob die Hand. „Machen wir es uns doch einfacher. Was weißt du denn?“
    Annie zuckte die Schultern und schlenkerte mit den Füßen. Vanessa setzte sich neben sie. „Annie, antworte mir jetzt ganz ehrlich. Möchtest du gern Klavierstunden haben?“
    Annie verhakte ihre Füße. „Ich glaube, ja.“
    „Ist es, weil deine Mutter es wünscht?“
    „Ich wollte es selbst.“ Übellaunig starrte Annie auf die Tasten. „Ich dachte, es würde mir gefallen.“
    „Aber das tut es nicht?“
    „Manchmal schon, aber ich darf ja immer nur Kinderlieder spielen.“
    „Hm.“ Verständnisvoll strich Vanessa ihr übers Haar. „Und was möchtest du spielen?“
    „Sachen, die Madonna singt. Gute Sachen, wissen Sie? So

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