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Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Titel: Die Sehnsucht der Smaragdlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Mccabe
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verfeinern musst, mon cher . Du bist bereits ein Gegner, mit dem man rechnen muss. Aber ich bin froh, dass Ihr uns noch nicht verlassen habt, Signor Grattiano.“
    Balthazar verbeugte sich galant vor ihr. „Wahrscheinlich bleibe ich bis nach König Henrys großem Turnier und der festlichen Theateraufführung. Ich bin neugierig, wie die barbarischen Engländer so etwas veranstalten.“
    „Ich bin überzeugt, dass es nichts Besonderes sein wird im Vergleich mit venezianischen Festlichkeiten. Die Damen werden sicher überglücklich sein, Euch hier zu sehen. Gestern Abend waren alle Frauen – ob nun Französin, Engländerin oder Spanierin – voller Lob für Euch.“
    „Hörst du das, Balthazar?“, fragte Nikolai leichthin. „Da du bereits alle Frauenherzen Venedigs gebrochen hast, kannst du jetzt mit denen von London, Paris und Madrid beginnen. Nicht zu vergessen die der Inseln.“
    „Das ist in der Tat eine große Aufgabe“, entgegnete Balthazar. „Und eine, mit der ich geradewegs anfangen sollte, glaube ich. Die Zeit drängt. Wenn Ihr mich entschuldigen wollt, Madame Dumas?“
    Er küsste Marguerite die Hand. Zu Nikolai drehte er sich nur um und hob die Brauen. „Das ist wahrer Reichtum“, meinte er. Dann war er fort, und Nikolai war mit Marguerite allein.
    Sie kam ihm heute ruhelos vor, wie sie ziellos vom Schloss zu einem Tisch, dann zu einem Haufen von Kostümen wanderte, um gedankenverloren einen weißen Atlasstoff zu betasten und dann ein vergoldetes Schwert. „Signor Grattiano bleibt also zum Turnier. Und auch zur Festvorstellung danach?“
    „Vor diesen langen Wochen auf See möchte er sich noch einmal an gutem Essen und schönen Frauen laben.“
    „Ich kann nicht glauben, dass die Aufführung so bald stattfinden wird. Es scheint mir, als wären wir gerade erst in England angekommen! Ich fürchte, wir haben nicht genug geprobt.“
    „Es bleiben noch ein paar Tage. So etwas fügt sich immer erst im letzten Moment zusammen.“ Nikolai lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Wand. „Aber die Vorstellung ist nicht der Grund für deine heutige Ruhelosigkeit.“
    Marguerite ließ das Schwert fallen. „ Non “, sagte sie und schenkte ihm ein reumütiges kleines Lächeln. „Ich fürchte nicht.“
    „Sag es mir.“
    Sie setzte sich auf einen Schemel und faltete die Hände im Schoß, als wollte sie damit die flatternde Unruhe in ihrem Innern bändigen. „Ich weiß jetzt, wer mir die Warnung zukommen ließ.“
    Nikolai erstarrte. Er fühlte sich, als würde er jeden Moment in die Schlacht ziehen. „Wer war es?“
    „Pater Pierre.“
    „Der Priester ?“
    „ Oui . Das haben wir nicht erwartet, was? Er traf mich, als ich heute Morgen deine Kammer verließ, und hatte mir etwas Interessantes zu erzählen.“
    „Dann war er derjenige, der den Pfeil abschoss? Aber wie …“
    „Nein, nein. Er versuchte nicht, mich zu töten. Er sagte, dass er sich um mich sorgt. Er schickte den Brief nur, um mich zu warnen, um mich zu beschützen.“
    „Und du glaubst ihm?“
    „Das tue ich jetzt. Denn du musst wissen, dass er mir verriet, wer mich wirklich umbringen will. Er sagte mir, wo der Beweis dafür zu finden ist.“ Ihre Hände verkrampften sich auf ihrem Schoss. Nikolai konnte die Anspannung in ihren Augen erkennen, den Zorn und die Angst in ihrem blassen Gesicht. „Es ist der Comte de Calonne. Im Auftrag von König François.“
    Nikolai glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Er ergriff ihre Hand und hielt sie fest. „Dein eigener König befiehlt deinen Tod?“
    „Nach meinem Versagen in Venedig bin ich ihm jetzt nicht mehr von Nutzen“, flüsterte sie und blickte dabei auf ihre ineinander geschlungenen Hände. „Der Comte soll dafür sorgen, dass ich bei einem Unfall ums Leben komme. Das letzte Mal war es ein Pfeil – wer weiß, was es das nächste Mal sein wird.“
    Er spürte, wie eine weiß glühende Zornesflamme in ihm zum Leben erwachte. „ Njet ! Das ist abscheulich. Du hast nur deinem Land gedient, deinem König und musstest einen enormen Preis dafür zahlen. Dass er das tut …“
    „Nein, mon cher !“, rief sie aus. Sie löste ihre Hand aus seiner und nahm sein Gesicht in ihre kalten Hände. Sie zwang ihn, sie anzuschauen, und er sah Tränen in ihren meergrünen Augen. Es waren Tränen der Freude, denn sie lächelte. Noch nie hatte sie glücklicher und lebendiger ausgesehen.
    War sie vielleicht verrückt geworden? Hatte die Entdeckung des Verrats ihres Königs ihr den Verstand

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