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Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Titel: Die Sehnsucht der Smaragdlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Mccabe
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frisieren.“
    „Ich wette, Ihr seid auch noch in anderen Dingen gut. Einen Kamm zu schwingen, ist sicher das Geringste davon.“
    Sie verzog die Lippen zu einem Lächeln. „Man sagte mir heute Morgen, dass meine Stickerei ganz hübsch sei. Jetzt setzt Euch her, und ich will mich um Euer Haar kümmern, bevor Ihr wieder Eures Weges geht.“
    Sie deutete auf einen Stuhl, den Nikolai misstrauisch beäugte. „Ihr wollt nur die Gelegenheit wahrnehmen, mir die Kehle aufzuschlitzen.“
    Marguerite lachte. Es war ein helles, süßes Lachen. „Das will ich wirklich nicht! Ich werde als Racheengel erscheinen, wenn Ihr es am wenigsten erwartet, Monsieur Ostrowski. Im Augenblick bin ich nur eine Frau, die etwas für männliche Schönheit übrig hat.“ Sie schlug die Säume ihrer pelzverbrämten braunen Samtärmel um. „Schaut her, heute habe ich keine Dolche dabei.“
    „Außer dem, den Ihr vielleicht in Euren Strumpfbändern versteckt“, erwiderte Nikolai und war gegen seinen Willen bezaubert. Bezaubert von ihrem Lächeln und dem Glanz in ihren Augen.
    „Dort dürft Ihr nicht nachschauen, sirrah! Kommt, ich gebe Euch mein Wort. Keine hinterhältigen Attacken heute.“
    Angespannt setzte sich Nikolai, bereit, jeden Moment aufzuspringen, sollte sie irgendwelche Anstalten machen, ihn anzugreifen. Aber sie trat nur hinter ihn, löste mit sanften Händen das Band aus seinen Haaren und breitete es über seine Schultern aus.
    „Jede Frau würde Euch um solches Haar beneiden“, murmelte sie und fuhr mit den Fingern durch die Strähnen, entwirrte sie langsam und massierte ihm dabei den Kopf. „Ihr benutzt keinen Sud aus Zitronen? Oder Safran?“
    Nikolai lachte. „Warum sollte ich Zitronen über meinem Haar auspressen? Ich bin doch kein gebratener Lachs.“
    „Um sie aufzuhellen, natürlich. Viele Frauen machen das so, müsst Ihr wissen.“
    „Benutzt Ihr auch so etwas?“
    „Gewöhnlich nicht.“
    „Nein. Ihr würdet Eure Schwarze Kunst benutzen, um Mondstrahlen einzufangen und damit Euer Haar zu färben und den Sonnenuntergang für Eure Wangen.“
    „Pst, Monsieur Ostrowski! Ihr verratet meine Geheimnisse.“ Sie summte vor sich hin, während sie sich mit seinen Haaren beschäftigte. Es war ein leises Wiegenlied, das die sanften, geschickten Bewegungen ihrer Finger unterstrich.
    Eingelullt von ihrer Stimme, ihrer Berührung und dem exotischen Duft ihres Parfums, das sich um ihn zu legen schien wie ein seidenes Netz, entspannte sich Nikolai langsam. Nach ihrer Begegnung in Venedig und nach ihrem Zusammentreffen im Garten gestern Nacht hätte er kaum angenommen, dass sie zu solcher Sanftheit fähig wäre. Was für einen Reichtum an Facetten sie doch besaß. So wie der schöne Smaragd auf ihrem Dolch.
    Wie höchst einfach es für sie sein musste, den für Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit empfänglichen Männern ihre Geheimnisse zu entlocken. Und er war ein Mann wie andere auch. Sein Körper reagierte auf ihre Berührungen, und Nikolai sehnte sich danach, in ihre Arme zu sinken, sich an ihrem verführerischen Duft zu laben und sie nie wieder loszulassen.
    War es wirklich das, was sie erreichen wollte? Worauf sie hinarbeitete? Wenn ja, dann hätte er es ihr im Augenblick freudig gegeben.
    Sie ließ ihre Fingerspitzen zart über seine Schläfen gleiten, über seine Wangenknochen, entlang seiner Kehle bis zu seinen Schultern. „So, Monsieur Ostrowski, jetzt seht Ihr recht ordentlich aus.“
    „Ihr seid in der Tat höchst begabt für das Frisieren, Madame“, murmelte Nikolai und kam langsam wieder auf den Boden der Wirklichkeit zurück. Sein Zustand ähnelte ein wenig dem, in dem er sich befand, wenn auf dem Seil der Zauber nachließ, der ihn zuvor gefangen gehalten hatte. „Und auch eine Frau, die ihr Wort nicht bricht, oder? Meine Kehle scheint wirklich noch heil zu sein.“
    Marguerite lachte. „Für den Moment, Monsieur.“
    Nikolai erhob sich und verbeugte sich vor ihr. Sein Haar fiel ihm dabei vors Gesicht wie glänzende Seide. Alle zerzausten Strähnen waren geglättet. „Ich bin Euch äußerst verbunden, Madame, dass Ihr einen weiteren Tag lang mein Leben verschontet.“
    „Ich habe keine Zeit, mich jetzt ausgiebig mit Euch zu befassen“, sagte sie und klang erstaunt dabei, so, als würde sie sich jetzt wieder ihres eigentlichen Auftrags entsinnen. „Ich muss Sir Henry suchen …“
    „Das ist nicht nötig, Madame Dumas, denn er ist hier“, ließ sich Sir Henrys Stimme von der Tür her vernehmen.

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