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Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Titel: Die Sehnsucht der Smaragdlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Mccabe
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Nikolai wandte sich um und entdeckte den Master of the Revels auf der Schwelle, den Arm voller Schriftrollen, hinter ihm ein Page, den Arm beladen mit Kostümen aus rotbraunem Atlas. „Erfreut stelle ich fest, dass Ihr einander bereits begegnet seid.“
    „Bereits begegnet?“, erwiderte Marguerite.
    „Oh ja, denn Master Ostrowski hat sich großzügigerweise erboten, sich um die festliche Aufführung von ‚Das Grüne Schloss‘ zu kümmern“, sagte Sir Henry und hatte sichtbar das Bedürfnis, sich davonzumachen. „Und Ihr, Madame Dumas, müsst die Hauptrolle spielen, die Rolle der Schönheit, denn jetzt sehe ich, dass Ihr die perfekte Besetzung dafür seid. Ich bin überzeugt, Ihr beide werdet prächtig miteinander arbeiten können! Master Ostrowski wird Euch alles darüber erzählen, denn ich fürchte, dass Ihr mich jetzt entschuldigen müsst. Die Aufführung heute Abend, wie Ihr wisst.“
    Während Sir Henry davoneilte, lächelte Nikolai Marguerite an, die ihn aus schmalen Augen betrachtete. „Nun, Madame“, sagte er. „Wie es scheint, werden wir recht viel Zeit miteinander verbringen …“

7. KAPITEL
    Marguerite lief über den Gartenweg und presste die fest geballten Fäuste gegen ihre Röcke. Sie spürte noch nicht einmal den kalten Wind, denn ihre Wangen glühten! Sie eilte um die Ecke eines der Gebäude, nur fort von den belebten Hauptwegen. Ohne Zweifel war ihr Gesicht so rot, wie es sich anfühlte, und sie wollte nicht, dass irgendjemand eine Bemerkung über ihren Zustand machte.
    Hier, nahe dem Küchengarten, waren nur einige Diener, Mägde und Pagen unterwegs. Und die waren zu sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt, um ihr Fragen zu stellen.
    Sie setzte sich auf eine Steinbank, zog ein Buch hervor, das sie am Morgen eingesteckt hatte, und tat, als würde sie lesen, während sie tief ein- und ausatmete. Was für eine Närrin sie doch war! Sie hatte Nikolai gesucht, um ihn mit ihrem Charme, ihrer Weiblichkeit zu umgarnen. Sie hatte gehofft, er würde sich einlullen lassen und ihr anvertrauen, weshalb er wirklich in England war, welches Ziel er in Wahrheit verfolgte.
    Stattdessen war sie jetzt weit bezauberter, als er es je sein würde.
    Als sie zum Eingang des Theaters gegangen war, war sie fest entschlossen gewesen, ihn eiskalt einzuwickeln. Doch der Anblick, der sich ihr in dem Theater geboten hatte, war so überraschend gewesen, dass sie ihren Plan auf der Stelle vergessen hatte. Wie dieser Russe auf dem Seil balancierte, so graziös und stark … Er stellte Dinge mit seinem Körper an, die für einen Menschen eigentlich unmöglich waren. Und dabei ließ er das Ganze auch noch so mühelos aussehen. Er schien leicht durch die Luft zu fliegen, so natürlich wie ein Vogel.
    Wie ein Raubvogel.
    Sie hatte nur zugeschaut und kaum zu atmen gewagt, als er einen Salto rückwärts machte und dabei aufrecht und ohne zu schwanken wieder auf diesem dünnen Seil gelandet war. Das musste Zauberei sein!
    Hingerissen von seiner unglaublichen Darbietung hatte sie nicht ein einziges Mal an ihr Vorhaben gedacht.
    Erst, als er mit einem eleganten Satz vor ihr auf dem Boden landete, war sie wieder zu sich gekommen. Er war noch nicht einmal sonderlich außer Atem gewesen, und erst, als sie näher trat, hatte sie die feine glänzende Schicht aus Schweiß auf seiner bronzefarbenen Haut, die gelösten, wirren Haare entdeckt. Für sie schien er von Kopf bis Fuß aus Gold geschaffen zu sein, ein Gott aus früheren Zeiten, der zur Erde heruntergestiegen war.
    Marguerite hatte viele Männer in ihrem Leben getroffen. Männer, die wegen ihres guten Aussehens, ihres überragenden Verstands oder ihres Künstlertums eine hohe Meinung von sich selbst hatten – manchmal sogar zu Recht. Aber die meisten waren Narren, doch es war ihnen nie bewusst gewesen. Doch nie war sie einem Mann begegnet, der sie so fasziniert hatte wie Nikolai Ostrowski. Was befand sich hinter seiner Beschwingtheit und Leichtigkeit, seiner lässigen Sinnlichkeit? Was verbarg er hinter diesen himmelblauen Augen?
    Sie stellte fest, dass sie seine Geheimnisse wissen wollte, und das nicht, um sie als Waffe zu benutzen, nicht, um die Macht zu gewinnen, die das Wissen von Geheimnissen einem immer verlieh, sondern einfach nur, um sie zu kennen .
    In dem kleinen Raum des Theaters, in dem sie Zeugin seines Könnens geworden war, hatte sie ihre so sorgfältig gehütete Maske abgelegt, hatte ihrer großen Verwunderung und ihrer Ehrfurcht nachgegeben und war der

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