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Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Titel: Die Sehnsucht der Smaragdlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Mccabe
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Venedig kennengelernt hatte. Und jetzt passen sie beide auf meinen Besitz auf, bis ich zurückkehre.“
    „Aber kehrst du nicht zu ihr zurück? Wenn der Sohn des Bauern entgegenkommend ist, kann ein solches Arrangement sehr bequem sein.“
    „An einer solchen Bequemlichkeit bin ich nicht interessiert.“
    Er legte das Kinn auf ihren Kopf. „Auch ich habe jemanden in Venedig getroffen …“
    Marguerite erstarrte. Sofort wollte sie von seinem Schoß aufstehen. Aber Nikolai wollte sie nicht loslassen. „Noch eine andere Frau?“
    „Ja. Eine Frau mit Haaren wie Mondstrahlen und Augen wie Smaragde unter Eis. Nach ihrem Kuss – und dem Kuss ihres Dolches – konnte ich an nichts anderes mehr denken. Monatelang verfolgte sie mich, bis ich sie endlich wiedertraf.“
    Sie lachte und entspannte sich wieder in seinen Armen. „Du bist ein alberner Schelm, Nikolai Ostrowski. Was geschah denn, als du sie fandest?“
    „Wieder verzauberte sie mich vollkommen. Ich sehe nur noch sie. Ich bezweifle, dass sie mich je von diesem Zauber befreien wird.“
    „Sie kann es nicht.“ Marguerite schaute ihn an und zeichnete sanft die Linie seiner Wange nach. Seine Haut fühlte sich an wie warmer, straffer Samt, etwas aufgeraut durch den hellen, golden schimmernden Glanz seines Bartes. „Denn der Zauber bindet auch sie.“
    Sie gab ihm einen raschen Kuss auf die Wange, glitt von seinem Schoß und ging zur Ecke hinüber, wo sein Seil quer durch den leeren Raum gespannt war. „Als ich dich auf diesem Seil gehen sah, dachte ich, du fliegst“, sagte sie. Fasziniert prüfte sie die Stärke des Seils mit den Fingerspitzen. „Ich glaubte, das Seiltanzen und auch du selbst, ihr wäret etwas Magisches.“
    Er trat neben sie, ganz dicht, aber ohne sie zu berühren. „Keine Magie“, sagte er. „Nur viele Jahre des Übens. Und Jahre, in denen ich mir immer wieder den Kopf anschlug, bis ich es zu vermeiden lernte.“
    „Eine Lektion, die einige von uns nie lernen. Immer wieder schlagen wir mit dem Kopf gegen dieselbe Wand, und immer erwarten wir törichterweise ein neues Ergebnis.“ Sie umschloss das Seil mit der Faust, spürte die rauen Fasern an ihrer Handfläche. „In dir ist ein Zauber, Nikolai. Du fliegst, während der Rest von uns der Erde verhaftet bleibt, gefesselt an unsere alten Gewohnheiten, unsere alten Fehler und Ängste.“
    Sie trat zurück, bückte sich, um ihre Schuhe auszuziehen und richtete sich entschlossen wieder auf. „Hilf mir hinauf.“
    Nikolai runzelte die Stirn. „Marguerite, nein. Dein Bein …“
    „Bitte“, unterbrach sie ihn hartnäckig. Sie sehnte sich danach, dieses Seil unter den Füßen zu spüren. Zu erleben, was Nikolai erlebte, wenn auch nur für einen Moment, bevor sie sich tatsächlich das Genick brach. Sie wollte es mehr, als sie je etwas gewollt hatte – außer Nikolai selbst.
    „Bitte“, sagte sie leise. „Ich möchte es nur einmal versuchen. Du wirst mich an der Hand halten, ja? Mit dir neben mir kann ich niemals abstürzen.“
    Er musterte sie einen Moment lang eindringlich. Auch wenn er immer noch skeptisch zu sein schien, nickte er schließlich. „Aber nur ein paar Schritte.“
    Marguerite klatschte in die Hände. Plötzlich erfüllte sie eine prickelnde Erregung. Er hielt sie an der Taille fest, während sie ihre bestrumpften Füße aufs Seil stellte, einen vor den anderen, das Seil in einer Linie mit ihren Füßen, so wie sie es bei ihm beobachtet hatte.
    „Du bist eine gute Tänzerin, Marguerite“, sagte er. „Und das hier ist genau wie tanzen. Du musst dein Innerstes, das Zentrum deines Gleichgewichts finden. Bleibe mit dem Rücken aufrecht und fest, und beuge leicht die Knie. Benutze deine Arme, wie du sie bei einer Pavane benutzen würdest.“
    Marguerite holte tief Luft, um sich zu beruhigen, und spannte die Bauchmuskeln an, während sie sich aufrichtete. Sie stellte sich vor, dass sie tanzte, und allmählich hörte sie auf zu schwanken. Ihre Beine fühlten sich stark an, wie eine Verlängerung des Seils, und sie hielt sich ruhig.
    Nikolai löste seine Hände von ihrer Taille. „Lass mich nicht los!“, schrie sie auf und spürte, dass sie die Balance verlor.
    „Ich halte immer noch deine Hand“, sagte er ruhig, und seine Finger umschlossen fest die ihren. „Solltest du fallen, werde ich dich immer auffangen. Aber du stehst aus eigener Kraft.“
    Zu ihrer Überraschung stellte sie fest, dass es stimmte. Sie stand wirklich aus eigener Kraft, und er stützte sie nur ganz

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