Die Sehnsucht des Dämons (German Edition)
klar.“ Er setzte sich wieder und versuchte, seine Wut in den Griff zu bekommen. Julian verfluchte Corbin. Und sich selbst. Schon vor Tagen hätte er den Engel gehen lassen sollen, als noch die Möglichkeit bestand. Er hätte sie gar nicht hierherbringen und sie diesen Gefahren aussetzen dürfen, Gefahren, die sie allein durch ihre Schönheit magisch anzog. Eine dieser Gefahren war er selbst.
Er kritzelte ihren Namen auf ein Stück Papier und warf es auf den Stapel. Es fühlte sich an, als werfe er sein Herz gleich mit auf den Haufen von Bargeld und Pokerchips.
„Eine Bedingung habe ich noch“, verkündete Corbin. „Wir spielen nur ein Blatt. K.-o.-System. Der Gewinner bekommt alles.“
„Gut. Ich will einen neuen Kartengeber. Und ein neues Kartenspiel.“
„Du! Türhüter!“, Corbin schnippte mit den Fingern in Simons Richtung. „Komm her und teil aus.“
„Einen neutralen Kartengeber. Jemand, der nicht für dich arbeitet.“
„Jeder Kartengeber in diesem Gebäude arbeitet für mich“, knurrte Corbin. „Jeder Croupier, jeder Türsteher und jede Cocktailkellnerin. Jeder Empfangsmitarbeiter, Gepäckträger und Lehrling. Das ist mein Reich. In diesem Gebäudekomplex wirst du niemanden finden, der mir nicht unterstellt ist. Harry ist dein Mann.“ Corbin deutete mit dem Kinn zu Julians Assistent. „Und das Mädel ist schon so gut wie verliebt in dich.“
Corbin ließ offensichtlich nicht mit sich diskutieren. Also übernahm Simon die Rolle des Kartengebers. Sie würden ihn betrügen, das war Julian klar. Verzweiflung und Wut kochten in ihm hoch. Sollte er hier sitzen und sich von Corbin um das Einzige betrügen lassen, das ihm je etwas bedeutet hatte?
„Du verlierst ja dein Pokerface, alter Junge.“ Corbin lachte. Er spielte mit einem Stapel Elfenbeinchips, und das klackernde Geräusch zerrte an Julians Nerven.
Er sagte nichts. Doch kleine Schweißtropfen bildeten sich auf seiner Oberlippe und Stirn. Ob Corbin sie bemerkte?
„Teil aus“, forderte Corbin Simon auf. „Die beste Hand gewinnt.“
Julian nahm seine Karten auf. Das war es also. Er saß einen Moment da und starrte auf das Paar Buben und das Paar Fünfer in seiner Hand. Das Glück hatte ihn verlassen.
Dagegen schien Corbin überzeugt von seinem Sieg. Er legte sein Blatt auf den Tisch. „Royal Flush.“
Das war unmöglich. Die Chance, mit einer einzigen Hand einen Royal Flush zu bekommen, war astronomisch klein. Julian starrte auf die Karten, die ordentlich aufgefächert auf dem Tisch lagen: Karozehn, Bube, Dame, König, Ass. Die Bilder grinsten ihn an, verspotteten ihn. Gegen einen Royal Flush konnte Julian mit seiner Hand nichts ausrichten.
Er machte sich nicht die Mühe, Corbin seine Karten zu zeigen, sondern legte sie mit dem Bild nach unten auf den Tisch. Doch er würde nicht einfach so das Feld räumen. Selbst wenn Corbin ihn in die tiefste Höllengrube werfen würde – er würde bis zum letzten Atemzug kämpfen und Serena mit all seiner Kraft beschützen.
„Du hast mich betrogen.“
Am anderen Ende des Tisches erhob sich Corbin. „Was erlaubst du dir?“, fuhr er Julian an. „Ich habe fair und deutlich gewonnen. Und ich werde meinen Sieg genießen. Nicht nur wegen ihres frischen, sexy Engelsfleischs, sondern aufgrund der Tatsache, dass ich sie von dir gewonnen habe.“
Julian hob den Kopf und schaute ihm direkt in die schwarzen Brillengläser. „Du hast mich betrogen, das weißt du genau.“
„Du hast verloren. Pech gehabt, mein Freund.“ Corbin nahm einen Pokerchip vom Tisch und schnippte ihn zu Julian herüber. „Nimm das hier als Trostpflaster. Gut gespielt. Und jetzt geh, wenn du weißt, was gut für dich ist.“
„Für mich steht zu viel auf dem Spiel. Ich sage, du bist ein Bluff, Corbin.“
„Dein Klub befindet sich auf meinem Grundstück. Ich könnte dich ruinieren. Nicht nur hier, auf der Erde, sondern auch in der Unterwelt. Wenn du willst, dass deine schlimmsten Albträume wahr werden und du den Rest deines Lebens in ihnen verbringen willst, mach weiter so.“
Julian verschränkte die Arme vor der Brust.
Von allen Seiten kamen nun die Türhüter herbei, darauf gefasst, dass Julian eine falsche Bewegung machte. Sie würden ihn sich sofort schnappen. Trotzdem: Er konnte nicht einfach so gehen. Es musste einen Weg geben, Serena zu retten. Und wenn er selbst bei dem Versuch sterben sollte.
Er saß da und sah Corbin an, während seine Gedanken rasten. Corbins Bosheit war selbst hinter den schwarzen
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