Die Sehnsucht des Dämons (German Edition)
den ersten Blick.“
„Ist sie auch verliebt in dich?“, hakte Julian ganz beiläufig nach. Die beiden Frauen machten enttäuschte Gesichter, also goss er ihnen noch etwas Champagner ein.
Julian lehnte sich zurück und runzelte die Stirn. Zu gern wüsste er, wie es wirklich hinter Nicks hübscher Fassade aussah. Der Junge mit dem perfekten Hollywoodlächeln hatte eine Vorliebe für Nutten und Koks. Je teurer, desto besser – in beiden Fällen. Das musste Serena als sein Schutzengel doch wissen! Trotzdem konnte er sich nicht dagegen wehren, sich die beiden Hand in Hand vorzustellen, wie sie einander naiv und mit großen Augen ansahen, in der arglosen Frische ihrer Jugend. Das Bild erzeugte bei Julian fast einen Würgereiz.
„Nicht im romantischen Sinn“, erklärte Nick. „Also … noch nicht.“ Er ließ die Schultern hängen und fuhr sich mit den Fingern durch sein sorgfältig verwuscheltes Haar. „Serena ist meine Yogalehrerin. Sie ist wie eine Nonne oder so was.“
In Julians Innerem jubelte es.
„Aber versteh mich nicht falsch“, fuhr Nick fort. „Sie ist nicht prüde oder so was. Sie ist eben einfach besonders. Sie ist nicht wie andere schöne Frauen. Sie hat etwas. Etwas Erlesenes. So nah wie bei ihr war ich noch nie dran an bedingungsloser Liebe.“
In Nicks berühmten braunen Augen flackerte durch den Drogenrausch ein Blitz von Nüchternheit auf, stellte Julian überrascht fest. Unter seiner oberflächlichen Hollywoodhülle hatte Nick Ramirez die wahre Natur von Serena erkannt. Julian war verwundert.
„Vergiss sie für heute Abend. Alles, was du brauchst, ist hier.“ Julian streichelte einer der beiden Frauen den Arm. Es war eine hübsche junge Blondine, aber trotzdem nur ein schlechter Ersatz für Serena. „Wenn du sonst noch Wünsche hast – mein Personal ist für dich da.“
„Danke, Mann. Du bist der Beste.“
Julian verließ Nick und die beiden Frauen und ging wieder hoch in den Überwachungsraum. Es war spät, und die ersten Raufereien auf der Tanzfläche begannen. Er sah zu, wie die Türsteher sich zurückhielten – so war es mit ihnen abgesprochen. Sie sollten immer erst dann eingreifen, wenn ein ernst zu nehmender Kampf daraus wurde, bei dem Schaden drohte.
Auch zwischen ihm und Serena würde es zu einem, wenn auch etwas andersgearteten, Kampf kommen. Engel, selbst junge Schutzengel wie sie, kamen ihm normalerweise nicht in die Quere. Die meisten waren entweder zu feige oder zu schlau, diesen Fehler zu begehen. Serena St. Clair war beides nicht. Wenn sie Nick haben wollte, musste sie ihn Julian mit Gewalt entreißen. Und er würde sich daran ergötzen, sie zu zerbrechen, sobald sie es versuchte.
Julian würde diesen Kampf gewinnen – daran bestand kein Zweifel. Denn das tat er immer.
Keuchend blieb Serena vor ihrem alten Volkswagen stehen, den sie in irgendeiner Seitenstraße geparkt hatte. Mit zitternden Fingern öffnete sie die Fahrertür und ließ sich schwer in den Sitz fallen. Dann verriegelte sie die Tür und startete den Wagen. Die quietschenden Reifen nahm sie in Kauf, als sie sich in den Verkehr einordnete. Dennoch wanderte ihr Blick immer wieder in den Rückspiegel.
Die Dämonen waren ihr auf der Spur.
Noch bevor Serena sie sah, konnte sie die Gefahr spüren. Der Wagen war nur ein kleiner Fleck in ihrem Rückspiegel, weit hinter ihr. Doch schnell wurde er immer größer, wurde schneller und schlängelte sich mit hoher Geschwindigkeit durch den Verkehr.
Schon klebte er hinter ihr. Die Dämonen fuhren so dicht an ihre Stoßstange heran, dass sie sie im Rückspiegel lachen sehen konnte. Es waren der Türsteher des Klubs, an dem sie sich vorbeigedrängt hatte, und ein anderer Dämon. Sie verfolgten, verspotteten und bedrohten sie. Die Lichter von Straßenlaternen und Scheinwerfern huschten an ihr vorbei, als sie auf den Highway bog und beschleunigte. Achtzig Stundenkilometer. Neunzig. Hundert. Hundertzehn. Hundertzwanzig. Ihr kleines Auto bebte unter der ungewohnten Geschwindigkeit.
An ihrem Beifahrerfenster flog plötzlich ein geflügelter Kobold vorbei, wie eine riesige Fledermaus. Er flatterte vor ihrer Windschutzscheibe auf und ab und nahm ihr die Sicht. Das keckernde Lachen, das er von sich gab, verursachte Serena eine Gänsehaut. In seinen roten Augen las sie puren Hass. Zweifelsohne wollte der Kobold sie töten. Sie trat das Gaspedal durch, und der Wagen schoss nach vorn. Das Wesen knallte gegen die Windschutzscheibe und machte dabei ein hässliches
Weitere Kostenlose Bücher