Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Drake
Vom Netzwerk:
Jahans Verlust, schärfer als jede Kränkung. Jahan hatte wegen seiner Familie heiraten müssen, Charles dagegen hatte sie benutzt und Liebe geheuchelt, wo nur Berechnung war. Sie hatte sich bei Jahans Heirat geschworen, niemals wieder einen Mann so sehr zu lieben, dass er ihr das Herz brechen könnte. Sie hatte niemanden an sich heranlassen wollen, sich darauf vorbereitet, als alte Jungfer zu sterben. Keine Liebe – kein Schmerz.
    Und dann war sie auf Charles Daugherty gestoßen, hatte sich doch wieder – und noch viel heftiger – verliebt und in ihrer Einfalt gedacht, sie könnte ihn für sich gewinnen, dafür sorgen, dass auch er sie genügend liebte, um alles andere zu vergessen und sie niemals loszulassen. Wie dumm sie doch gewesen war. Er hatte tatsächlich nicht vor, sie loszulassen, aber nicht aus Liebe, sondern weil er sie benutzen wollte. Der Verdacht stieg in ihr hoch, dass der Vorschlag einer Heirat gar nicht von ihrem Vater ausging, sondern von ihm. Was wusste sie schon, was zwischen den beiden vorgefallen war. Vielleicht hatte Charles ihren Vater erpresst? Ihn bedroht? Für El Capitano war das kein Problem. Wie musste er sie heimlich verlacht haben!
    Und … wenn sie es aus diesem neuen Blickwinkel betrachtete, dann war das Zusammentreffen zwischen der Red Vanessa , der El Capitano und der Sea Snake gewiss alles andere als Zufall. Er musste zornig geworden sein, als er begriff, dass seine Geisel und Lebensversicherung, die ihn vor dem Galgen bewahren sollte, einfach auf und davon war. Also hatte er sie verfolgt, ihnen die El Capitano auf den Hals gehetzt und war dann als edler Retter erschienen. Und sie war darauf hereingefallen. Jetzt schämte sie sich zutiefst für die Freude und Herzlichkeit, mit der sie ihn begrüßt hatte. Schöner Retter.
    Sie zog die Beine an und steckte ihren Kopf zwischen die Knie. In dieser Haltung fühlte sie sich etwas geborgen, wie schon damals, als Jahan ihr von seiner Heirat erzählt hatte. Sie hatte sich da in ihrem Zimmer verkrochen und sich zusammengerollt, um darauf zu warten, dass die Pein nachließ. Es war nach und nach schließlich wirklich leichter geworden. Der Schmerz war zwar nicht so schnell vergangen, aber ihr Trotz war erwacht. Jene Eigenschaft, die ihr Vater stolz die Kämpfernatur seiner Tochter nannte und ihre Mutter Eigensinn. Und ihr Trotz würde ihr jetzt wieder helfen. Aber noch war es nicht so weit, noch revoltierte ihr Magen, und der Schmerz zog sich quer durch ihren Leib. Verflucht sollte Charles für seine Hinterhältigkeit sein.
    Sie atmete tief durch. Das Zittern wurde besser, die Übelkeit verschwand. Sie kam taumelnd auf die Füße, blieb ein wenig an die Tür gelehnt stehen und ging dann mit schnellen, unsicheren Schritten zum Stuhl vor dem Frisiertisch. Sie ließ sich darauf fallen, bekämpfte die neuerliche Übelkeit und den Schwindel und hasste sich selbst für ihre Schwäche. Und dafür, dass sie Charles wider besseres Wissen so sehr vertraut hatte. Es stimmte schon: Liebe machte blind und dumm.
    Sie lauschte hinaus. Es war nur das Lachen der Dienerinnen zu hören. Dann eine männliche Stimme, die aber nicht Charles gehörte. Sie ballte die Fäuste, als sie den Kopf hob und sich im Spiegel betrachtete. Ein bleiches Gesicht sah ihr entgegen. Sie presste zornig die Lippen aufeinander. Was war sie nur für ein schwächliches Geschöpf!
    Sie atmete einige Male tief durch, schloss die Augen und versuchte, sich zu entspannen, Kraft aus ihrem Inneren zu schöpfen, wie sie es von Amiya gelernt hatte. Sie hatten oft in völliger Stille im Garten ihres Vaters gesessen und hatten mit geschlossenen Augen in sich hineingehorcht, ihren Atem verfolgt. Amiya war darin immer viel besser gewesen als Harriet, die allem anderen noch viel mehr gelauscht hatte: dem Singen der Vögel, dem Schwirren der Insekten, den kleinen Geräuschen des nahen Dschungels oder der Stadt. Sie hatte manches Mal sogar vermeint, die Sonnenstrahlen zu hören, die die Rosen ihrer Mutter streichelten.
    Sie saß ganz still, zwang sich, ruhig zu atmen und nichts zu empfinden. Als sie die Augen wieder öffnete, war sie weniger blass, die Augen waren zwar immer noch dunkel und gequält, aber der Blick war schon härter. Und sehr heilsam stieg der Wunsch empor, es Charles heimzuzahlen.
    Sie überlegte, wie sie nun weiter vorgehen sollte. Wenn sie nur nicht so sehr unter Zeitdruck wäre! Er konnte jeden Moment ins Zimmer kommen, und bis dahin musste sie einen Entschluss gefasst

Weitere Kostenlose Bücher