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Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Drake
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hasste: sich oder ihn. Sie musste aus seiner Nähe, und das schnell.
    Er hielt sie fest, als sie aufstehen wollte. »Ich habe dich überrumpelt. Das hätte ich nicht tun sollen.« Sein eindringlicher Blick war unerträglich. »Es passiert mir selten, dass ich derart die Beherrschung verliere, aber ich war noch nie in meinem Leben so glücklich. Bitte sprich mit mir, mein Liebling, sag mir …«
    Er unterbrach sich und wandte sich gereizt Lan Meng zu, die wie ein Geist neben Harriet auftauchte. »Ich wäre Ihnen wirklich verbunden, wenn Sie uns ausnahmsweise für fünf Minuten alleine lassen könnten.«
    Lan Meng sah von ihm auf Harriet und schüttelte langsam den Kopf. Ihre Hand lag auf dem in der Schärpe steckenden Dolchgriff, und sie musterte Charles durchdringend. Charles machte den Eindruck, als wolle er aufspringen und sie hinauswerfen, aber dann erhob er sich ruhig und sah mit einer Mischung aus Zweifel und Ärger auf Harriet herab. »Ich werde dich jetzt alleine lassen, vielleicht bist du wirklich nur müde.« Er beugte sich herab, presste einen Kuss auf ihr Haar und wandte sich zum Gehen. Nach zwei Schritten blieb er noch einmal stehen. »Wenn du mir nicht sagst, was ich falsch gemacht habe, Harriet, kann ich mich nicht dafür entschuldigen.« Er schob den Vorhang zur Seite und trat auf die Arkaden hinaus.
    Harriet zuckte zusammen, als die leise Stimme ihrer Freundin knapp neben ihrem Ohr erklang. Sie sah hoch. Lan Meng sah sie eindringlich an. »Ich habe es auch gehört. Aber nicht weinen. Und nicht vorschnell urteilen.«
    Harriet starrte zur Tür. Ein leichter Luftzug bewegte den Vorhang. »Du hast also auch gehört, was er mit diesem Ramirez besprochen hat?«
    Lan Meng nickte. »Und noch mehr …«
    Von draußen erklang plötzlich eine tiefe Stimme, die auf Spanisch etwas heraufrief.
    »Das«, sagte Lan Meng, »ist Ramirez.«
    Der Pirat, der Charles zu seinem guten Fang gratuliert hatte! Harriet sprang, von einem plötzlichen Impuls getrieben, auf und eilte hinaus. Sie fand Charles über die Balustrade gebeugt im Gespräch mit einem ziemlich wohlbeleibten Mann, dessen Gesicht von einem mächtigen, bereits ergrauten Schnurrbart beherrscht wurde. Der Fremde hielt bei ihrem Anblick mitten im Satz inne, dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus, und er riss sich den breitkrempigen Hut vom Kopf. »Ah, la Señorita! Welche Schönheit! Kein Wunder, dass Señor Daugherty Sie vor mir verstecken wollte! Dabei kann ich nichts dafür, dass ich so anziehend auf Frauen wirke!« Er breitete in einer Geste der Unschuld die Arme aus und sah mit einem treuherzigen Zwinkern herauf.
    Harriet musterte ihn neugierig. Für einen Piraten sah der Mann überraschend harmlos aus. Aber Charles wirkte ja auch nicht gerade gemeingefährlich. Sie setzte ein freundliches Lächeln auf, obwohl ihre Gesichtsmuskeln sich taub anfühlten, aber da war Charles auch schon neben ihr, ergriff ihren Arm und versuchte, sie von der Brüstung wegzuziehen. »Wir wollen Sie nicht daran hindern, weitere Frauenherzen zu brechen, Ramirez«, rief er über die Schulter zurück. »Aber tun Sie das gefälligst anderswo!«
    »Sei doch nicht so unfreundlich, Charles!« Harriet klammerte sich mit beiden Händen an die Brüstung. Wenn Charles sie von hier wegbringen wollte, dann musste er sie schon tragen. Sie warf dem Spanier ihr charmantestes Lächeln zu. »Deine Freunde sind doch auch meine Freunde. Señor …«
    »Ramirez Rodrigez Torrez-Ventamilla!« Der Spanier unterstrich seine Vorstellung mit einer tiefen Verbeugung.
    Harriet lächelte boshaft. »So kommen Sie doch herauf, Señor Torr… Ven… Señor Ramirez. Ich würde mich freuen …«
    »Nein«, wurde sie harsch von Charles unterbrochen, »würdest du nicht. Das ist kein Freund, Harriet, sondern nur ein Geschäftspartner. Und er ist kei…« Er stockte. Er wusste nicht recht, wie er Harriet klarmachen sollte, dass dieser Ramirez ein ehemaliger Pirat und somit kein Umgang für sie war. Das Letzte, was er jetzt brauchen konnte, waren Komplikationen solcher Art.
    »Das habe ich gehört«, beklagte sich Ramirez von unten.
    Charles beachtete ihn nicht. Harriets Verhalten hatte ihn verunsichert. Diese bestürzende Zurückhaltung und Kälte, vermischt mit Bosheit, kannte er an ihr nicht. Launenhaftigkeit allein konnte das nicht sein, das passte nicht zu ihr. Es war ein Fehler gewesen, sie am Morgen allein zu lassen, anstatt sie gleich nach dem Aufwachen wieder mit Zärtlichkeiten zu

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