Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Drake
Vom Netzwerk:
haben. Sollte sie ihn darauf ansprechen, oder wäre es klüger mitzuspielen, bis sie in Boston angekommen waren? Hatte er überhaupt vor, dorthin zu reisen? Oder hatte er sie nur belogen, um sie in seine Gewalt zu bringen? Das wäre logisch. Er hatte sich denken können, dass Jenkins ihr so einiges über ihn erzählt hatte, und konnte sie deshalb nicht mehr laufenlassen. Dies war auch ein möglicher Grund für den Heiratsantrag. Es war eher unwahrscheinlich, dass eine Frau ihren Gatten verriet – wer wollte schon seinen Mann baumeln sehen?
    Wenn er aber jetzt erfuhr, dass sie alles wusste … es war nicht abzusehen, was er dann mit ihr machte. Aber wenn sie schwieg – wie sollte sie ihn dann noch auf Abstand halten? Er würde kaum begreifen, dass eine Frau, die sich ihm mehr oder weniger an den Hals geworfen hatte – und das war der Fall gewesen –, plötzlich moralische Bedenken hatte, sich auch nur von ihm berühren zu lassen.
    Sie zuckte zusammen, als es an der Tür klopfte. »Wer ist da?« Als ob sie es sich nicht denken könnte. Es war, als könnte sie seine Nähe schon fühlen.
    »Ich bin es.« Das war seine dunkle Stimme. Natürlich.
    Harriet knirschte mit den Zähnen. Ich bin es. Als genügte das. Als wäre es so selbstverständlich, dass er einfach anklopfte!
    »Wer ist ich?«, schrie sie zurück.
    Ein leises Lachen ertönte, das Harriet selbst jetzt noch bis in ihr Herz hinein spürte. »Charles Daugherty. Zu Ihren Diensten, Señorita.«
    Sie holte tief Luft, erhob sich, atmete noch zweimal tief durch, ging zur Tür und entriegelte sie. Charles trat ein, ein Lächeln auf den Lippen, bis sein Blick auf sie fiel. Sofort streckte er die Hand nach ihr aus. »Harriet, was ist denn? Wie siehst du denn aus? Geht es dir nicht gut?«
    »Doch.« Sie wich ihm aus, ging zum Spiegel und gab vor, ihr Haar zu richten.
    Er wollte nach ihrer Hand greifen, aber sie entzog sie ihm. Er fasste sie sanft an den Schultern und drehte sie zu sich herum. Sein Blick war so warm und besorgt, dass Harriet schluckte. Wie gut er sich doch verstellen konnte. Aber vielleicht mochte er sie ja doch ein wenig. Vielleicht war nicht alles gespielt gewesen? Aber nein, ein Mann, der ganz Kalkutta belog und betrog, war gewiss ein Meister der Verstellung. Und zudem ein verdammt gewiefter Verführer. »Lass mich, ich … bin müde.«
    Er lachte. Der Ton vibrierte in ihrem Inneren weiter, als er sie trotz ihres Widerstands an sich zog. Sie biss die Zähne zusammen, als sie die Wärme seiner Umarmung fühlte, seinen Körper, den sie in der vergangenen Nacht auf so intime Art kennengelernt hatte. Nur nicht schwach werden. Es war geradezu demütigend, welchen Einfluss dieser Mann auf sie ausübte. Sie spürte seine Lippen auf ihrem Haar, während seine Hand in ihren Nacken glitt und sie dort sachte massierte. Sie erschauderte, und, wie sie sich leider eingestehen musste, nicht gerade aus Abscheu. »Ich weiß ein sehr probates Mittel gegen Müdigkeit, mein Liebling.« Zwei seiner Finger hoben ihren Kopf leicht an, damit er ihr ins Gesicht sehen konnte. Sein Lächeln fiel etwas irritiert aus, als er auf ihren kühlen Blick traf.
    Sie schob ihn entschieden weg. »Ich habe dir doch gesagt, dass du mich in Ruhe lassen sollst.« Leider brachte sie diese Worte nicht mit der erwünschten hochmütigen Kälte heraus. Sie setzte sich auf den Stuhl vor die Frisierkommode. So konnte er sie wenigstens nicht umarmen.
    Er hockte sich vor sie hin und sah sie von unten herauf an, da sie den Kopf gesenkt hatte und angelegentlich nicht vorhandene Flusen von ihrem Kleid zupfte. »Bist du zornig, weil ich am Morgen nicht da war, um dich zu begrüßen, mein Liebling?« Seine Stimme hatte eine Weichheit, die sie noch nie an ihm gehört hatte. Dies war wieder eine neue Facette seines Wesens, und sie fragte sich, welche davon letzten Endes wohl doch echt waren.
    »Ich wurde von einem Besucher gestört.« Er griff nach ihrer Hand, um sie zu küssen, aber sie riss sie ihm förmlich weg.
    Charles’ Miene wandelte sich von Besorgnis zu Betroffenheit. »Bist du wütend auf mich, Harriet? Bereust du, was geschehen ist?« Seine Stimme klang plötzlich belegt.
    Sie ertrug seine Nähe nicht, nicht seine Hände, die mit einem Mal so warm und besorgt auf ihren Oberarmen lagen. Sie war ja selbst schuld an dem, was geschehen war. Groll stieg in ihr hoch. Sie hatte ihn verführen wollen und war damit seinen Plänen auch noch entgegengekommen. Sie wusste wirklich nicht, wen sie mehr

Weitere Kostenlose Bücher