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Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Drake
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unangetastet gelassen hätte. Er begann stärker zu schwitzen. Wenn er seinen Halt verlor, die verdammten Röcke rissen, stürzten sie beide kopfüber in die Brandung. Der starke Wind, der ihn auf dem Ritt hierher begleitet hatte, war zum Sturm geworden. Der Regen prasselte auf ihre Köpfe. Das Meer, in der Bucht meist ruhig, tobte, Schaumkronen tanzten auf den Wellen, die meterhoch an den Mauern emporschlugen, als wollten sie nach ihm und Harriet greifen, um sie mit sich zu ziehen. Ein Windstoß erfasste ihn, riss seine Haare aus dem Band und peitschte sie über sein Gesicht.
    Harriet, eng an ihn geschmiegt, einen Arm um seinen Brustkorb, lugte hinunter. »Ziemlich hoch«, stellte sie fest.
    Charles gönnte ihr keine Antwort, die ohnehin nur höhnisch hätte ausfallen können. Ihr Atem strich über sein Gesicht. Ihre Lippen waren nicht mehr als einen Kuss von seinen entfernt, und ihre festen Brüste waren sogar noch durch die Anzugjacke zu spüren. Verdammt.
    »Meinst du, wir können da hinunter?«
    »Natürlich. Nichts leichter als das. Falls du nicht noch ein paar Unterröcke hast, können wir ja fliegen.«
    »Leider habe ich keine mehr«, musste Harriet gestehen. »Aber wenn wir mein Kleid nehmen, und du dein Hemd und deine Hose, dann könnten wir uns noch mindestens vier oder fünf Meter hinablassen und …«
    »… nackt an Land schwimmen«, ergänzte Charles, wenig begeistert.
    »Das könnte peinlich werden«, räumte Harriet ein.
    Außerdem würden die vier Meter wenig nutzen. Im Grunde gar nichts.
    »Und wenn wir mit Schwung hinausspringen?«, schlug sie vor. »So dass wir nicht auf den Felsen, sondern weiter im tiefen Wasser landen?«
    »Das wäre nur bei Flut tief genug, und jetzt bei diesem Seegang und der Brandung würden wir mit der nächsten Welle gegen die Felsen geschmettert werden.« Er rutschte noch eine Handbreit weiter vor, um besser sehen zu können – die senkrechten Felsen, auf denen sich die Festung erhob, waren bis zu einer Höhe von fünf Metern, sofern dies von hier abzuschätzen war, mit Algen überzogen. Bis dorthin stieg die Flut also. »Wir müssen auf die Flut warten und darauf, dass der Sturm nachlässt.«
    »Wann, glaubst du, kommt die Flut?«
    Er sah zum Himmel, dann ins Meer. »In etwa zwei Stunden. Was ist? Weshalb siehst du mich so an?« Vor lauter Nervosität klang er gereizter als beabsichtigt.
    »Ich dachte nur«, sagte Harriet leise, »dass es schade ist, dass wir hier nicht mehr machen können, als uns zu küssen. Ich hätte so gern noch einmal in deinen Armen gelegen, bevor wir uns zu Tode stürzen.«
    In ihren dunkelblauen Augen lag nichts weiter als Vertrauen und … Liebe. Sekundenlang stockte Charles der Atem, und er brauchte alle Kraft, um der Verlockung zu widerstehen.
    Ihm wurde übel. Wie sollte er Harriet hier lebend heraus- und hinunterbringen? Fast dreißig Meter unter ihnen war nichts als Felsen und schäumende Brandung. Und der Weg dahin war absolut tödlich.
    Selbst wenn wir nicht auf den Felsen aufschlagen, uns nicht alle Glieder daran zerschmettern, so saufen wir dann mit Sicherheit ab, dachte er verzweifelt.
    Er zuckte zusammen und riss die Augen auf, als etwas Weiches, Feuchtes seine Wange berührte. Harriets Gesicht und ihre Lippen waren dicht vor seinem. »Habe keine Angst, ich bin ja bei dir.«
    In diesem Moment wusste Charles mit völliger Sicherheit, dass er Harriet Dorley für den Rest seines Lebens lieben würde, gleichgültig, wie lang dieses noch dauern mochte.
    * * *
    Es war nicht einfach für Lan Meng gewesen, sich ungesehen aus Hardings Zimmer und dem Hotel zu schleichen, vorbei an den Dienern, den anderen Gästen und Hardings Männern. Aber sie hatte es geschafft, hatte ein Pferd gestohlen und war endlich auf dem richtigen Weg.
    Ramirez’ Anwesen glich eher einer Festung und erinnerte sie, was die Zahl der bewaffneten Wächter betraf, an El Capitanos Residenz in Kalkutta. Zuerst wollte man sie nicht einlassen, aber als sie laut Harriets und Charles’ Namen schrie und dann nach Ramirez rief, tauchte endlich ein Diener auf, der sie hineinführte.
    Das Haus war angenehm kühl, und jede Ecke sprach vom Reichtum eines Mannes, der es liebte, sich und sein Vermögen zur Schau zu stellen.
    Und dann endlich stand sie vor Ramirez, mit glühenden schwarzen Augen und geballten Fäusten, die zusammen kleiner waren als eine seiner Hände. Sein Blick glitt über ihre lädierte Erscheinung, das zerraufte Haar, die zerrissene Jacke, die Dolchgriffe, die

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