Die Sehnsucht des Piraten: Er ist der Schrecken der Meere - doch gegen sie ist er machtlos (German Edition)
ganze wundervolle Gold einfach weggeben.«
Christopher öffnete die Kiste, in die sie hineingeschaut hatte. Die Reflexion des Kerzenlichtes auf dem Gold beleuchtete sein Gesicht. Er starrte einen Moment ernst hinein und schlug die Klappe dann mit einem Knall zu.
»Zu viel Gold ist ein Fluch, meine Gemahlin«, sagte er. »Ich bin froh, dass ich es los bin.« Und dann zwinkerte er ihr zu.
Sie starrte ihn an, und ein Verdacht regte sich plötzlich in ihr.
Aber sie hatte keine Chance, ihn zu fragen, was er vorhatte, weil in diesem Moment James in das Loch hinunterglitt, direkt hinter ihnen, und alle Geheimnisse vorerst ungelüftet bleiben mussten.
*
Kurz darauf machten sich Christophers und James’ Männer an die mühsame Aufgabe, jede einzelne Kiste aus der Höhle zu hieven. Sie konnten immer nur eine auf einmal hinaufziehen, weil der Tunnel nicht groß genug war und die Kisten trotz ihrer eher geringen Größe unglaublich viel wogen.
Sie befestigten Flaschenzüge an den überhängenden Ästen der Bäume um den Eingang. Die Männer in der Höhle banden Seile um eine Kiste, und die oben Stehenden zerrten sie an die Oberfläche. Christopher baute einen behelfsmäßigen Schlitten aus Planken und Seilen, mit dem sie das Gold zur Bucht schleppen konnten. Drei Kisten passten darauf. Ein Mann konnte den Schlitten ziehen, während ein zweiter hinterherging, das Gefährt lenkte und bremste.
Sie kamen nur langsam voran, und am späten Nachmittag hatten sie erst die Hälfte der Kisten den Hügel hinabgeschafft.
Sie stiegen mit der letzten Fuhre ab und lagerten erneut am Strand. Diesmal hielt James selbst Wache.
»Ich beneide ihn wirklich nicht«, flüsterte Christopher Honoria ins Ohr, als sie aneinandergeschmiegt am Feuer lagen. »Wenn das Gold auf mein Schiff käme, wüssten meine Leute wenigstens, dass sie einen gerechten Anteil bekommen. Seine Männer müssen zusehen, wie er es der amerikanischen Marine aushändigt.«
Honoria war beunruhigt. »Glaubst du, dass er in Gefahr schwebt?«, fragte sie über die Schulter. »Vielleicht sollten wir Diana und die Kinder mit uns nehmen, bis er das Gold abgeliefert hat.«
Christopher küsste sie auf die Schläfe. »Nein, meine Süße. Wenn Ardmore seine Männer jetzt nicht im Griff hat, kann keiner sie kontrollieren. Er wäre nicht so weit gekommen, wenn er seiner Mannschaft erlauben würde, ihn einfach niederzutrampeln.«
»Das würde ich manchmal selbst auch gerne tun«, stieß sie zwischen den Zähnen hervor.
Christopher lachte nur, rollte sie zu sich herum und küsste sie.
Sie sollte sich an diesen Kuss und sein Lachen noch sehr, sehr lange erinnern.
*
Am nächsten Morgen wurden sie von Regen geweckt, der sich bald zu einem Wolkenbruch auswuchs. Die schlaftrunkenen Männer suchten mitsamt ihren Decken und ihrer Kleidung Schutz zwischen den Bäumen.
Honoria wartete mit ihnen, keuchend und tropfnass, während James das Gold von ausgesuchten Leuten seiner Mannschaft zur Argonaut rudern ließ. Ein bisschen Regen würde ihnen nicht wehtun, verfügte er. Honoria fragte sich, ob er die Männer oder die Goldbarren meinte.
Sie sahen zu, wie das Boot dreimal zur Argonaut ruderte, bis die Kisten alle auf dem Schiff verladen waren. Als die Gig nach der letzten Fuhre zurückkehrte, regnete es so stark, dass die Schiffe von einer grauen Regenwand verhüllt wurden.
Unter dem Blätterdach war der Niederschlag weniger stark, und Christopher befahl sie alle wieder auf den Hügel und in die Höhle.
Honoria bestand darauf, in die Tiefe herabgelassen zu werden, wo sie vor dem schlimmsten Sturm geschützt blieb. Sobald sie unten war, drückte sie ihr regennasses Haar aus und beobachtete Christopher.
Er zog sein Hemd aus und arbeitete mit nacktem Oberkörper. Seine Muskeln und Sehnen spielten unter seiner Haut. Honoria freute sich schon darauf, wenn sie zur Starcross zurückkehrten, wo sie neben ihm in der Koje liegen und diese Muskeln nach Herzenslust streicheln konnte.
Selbstverständlich, nachdem sie ausgiebig gebadet hatten. Die Höhle war sehr schlammig, und sie sehnte sich nach Seife und sauberem Wasser. Vielleicht könnten Christopher und sie ja noch einmal zusammen baden …
Sie ließ ihren Gedanken freien Lauf, als sie die Taue um ihrer Taille justierte, damit sie nicht scheuerten. Christopher hatte sie nicht ohne das Geschirr in die Höhle herunterlassen wollen, und er hatte das Ende um einen Baumstamm geschlungen. Sie fühlte sich zwar eher wie ein Hund an der Leine,
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