Die Sehnsucht des Piraten: Er ist der Schrecken der Meere - doch gegen sie ist er machtlos (German Edition)
Sie beugte sich zu den beiden Männern vor, die vor der Öffnung hockten, und spähte hinein. Sie blickte an Christophers muskulösem Bizeps vorbei in ein feuchtes, stinkendes Loch.
»Wenn die Kisten aus Holz waren, sind sie sicher längst verrottet«, bemerkte sie.
Christopher drehte sich um und sah sie stirnrunzelnd an, als wollte er fragen, was sie hier wollte. Sie ignorierte ihn und blickte weiter in das Loch hinein, in das sie eine flackernde Laterne hinabgelassen hatten, die feuchten Fels beleuchtete.
»Die Kisten sind aus Metall«, antwortete Christopher schließlich. »Aus Zinn und Messing. Sie sind vermutlich verrostet und angelaufen, aber noch intakt.«
»Seid Ihr schon hinabgestiegen?«, wollte Honoria wissen.
»Wir müssen erst den Eingang breiter machen«, erwiderte Christopher. »Jemand muss dazu von innen arbeiten. Eine kleine Person.«
Alle sahen den Iren an, Ian O’Malley. Er war der kleinste Mann von beiden Mannschaften. Er wurde blass. »Ich mag Höhlen nicht sonderlich.« Er schüttelte sich. »Habe ich schon erwähnt, dass diese verdammten englischen Soldaten mich einmal in so ein Loch gesteckt haben? Ganze drei Monate!«
James und Christopher starrten ihn wortlos an, und O’Malley wurde noch bleicher.
»Zwingt ihn nicht dazu!«, rief Honoria. »Das ist grausam. Ich gehe.«
»Nein, das tust du nicht«, erwiderten Christopher und James gleichzeitig.
»Habt ihr kleinere Leute in euren Mannschaften als mich? Ich habe keine Angst davor, dort hineinzukriechen. Und es kann nicht schlimmer sein, als in meinem Garten zu graben. Die Erde ist locker und feucht, nicht fest.« Sie demonstrierte es, indem sie mit den Fingern ein paar Brocken aufnahm.
»Honoria.« Christophers Stimme war ein drohendes Knurren.
Sie erwiderte ungerührt seinen Blick. »Hast du Angst, dass die Höhle einstürzen könnte?«
»Woher zum Teufel soll ich das wissen? Ich bin auf einem Schiff geboren und aufgewachsen. Aber darum geht es hier nicht!«
»Nein, es geht darum, dass ich dir ohne Widerspruch gehorchen soll, richtig?«
»Ja.«
»Davon war in dem Ehegelöbnis nicht die Rede«, konterte Honoria.
»Streiten wir wieder darüber, ja? Das Gelübde besagt, dass dein Ehemann es am besten weiß, also solltest du auf ihn hören.«
»Daran kann ich mich überhaupt nicht erinnern.«
»Ich glaube, wir beide müssen uns unterhalten.«
»Wir haben das schon öfter getan«, erwiderte sie leise. »Wir wissen beide, wie das normalerweise endet.«
Seine Augen verdunkelten sich. Erinnerte er sich daran, wie sie ihn in Alexandras Gästezimmer eingeölt hatte, und an das rauhe, wilde und sehr schlüpfrige Liebesspiel danach? Oder daran, wie er ihr vor ein paar Tagen in ihrer Kabine beim Ausziehen geholfen und ihren Körper mit dem Schwamm gewaschen hatte? Es war ein wenig nass und seifig geworden, und Honoria war am nächsten Morgen heiser gewesen.
Christophers Stimme war jetzt ebenfalls ein bisschen rauh. »Spiel hier nicht die Unschuldige, Miss. Dafür wirst du später bezahlen.«
»Dieses Risiko gehe ich gern ein. Und es heißt Mrs. ! «
Sein Blick wurde drohend, und ihr Herz hämmerte vor Aufregung. Sie hätte nie gedacht, dass ein Wortgefecht mit einem Mann so erregend sein könnte. Andererseits war dieser Mann Christopher, dessen Küsse wie Feuer brannten und der sie berührte, wie es vorher noch nie jemand getan hatte.
Sie konnte kaum fassen, dass sie sich einmal vorgestellt hatte, sich von einem höflichen Mann den Hof machen zu lassen, der seidene Westen trug und sie zu Bällen geleitete. Alberne Phantasien eines albernen Mädchens. Mittlerweile war sie überzeugt, dass es kein Zufall war, dass sie jeden Heiratsantrag abgelehnt hatte, nachdem sie Christopher Raine kennengelernt hatte.
Ein Schatten fiel über sie. »Wenn Ihr beiden mit Eurer interessanten Diskussion fertig seid«, knurrte James Ardmore, »dann sollten wir sie endlich in die Höhle herunterlassen. Wenn sie sich dreckig macht und heult, ist sie selbst schuld.«
Die Wärme verschwand aus Honorias Körper. Sie erhob sich, jeder Zoll eine Lady. »Also wirklich, James«, näselte sie. »Es ist höchst unhöflich, ein privates Gespräch zu belauschen!«
Ihr Bruder warf ihr einen seiner berüchtigen Ardmore-Blicke zu, und Honoria stand ihm mit ihrer Antwort in nichts nach.
Christopher räusperte sich. »Ich könnte Euch Pistolen geben und Euch jeden zehn Schritte zurücktreten lassen. Aber für so etwas haben wir keine Zeit. Also, St. Cyr, holt
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