Die Sehnsucht des Piraten: Er ist der Schrecken der Meere - doch gegen sie ist er machtlos (German Edition)
schlanke Frau mit einer Mähne rotbraunen Haares und schönen braunen Augen blieb neben ihm stehen. Christopher hatte Finleys Gemahlin Alexandra früher am Abend kennengelernt und endlich begriffen, warum Finley alles aufgegeben und Viscount geworden war. Finley war von ihr verzaubert, was auch kein Wunder war. Diese Frau war atemberaubend schön.
»Etliche Leute haben mich gebeten, Euch vorgestellt zu werden.« Sie ließ die steife Höflichkeit fahren und lächelte, wobei sich entzückende Grübchen in ihren Wangen zeigten. »Sie haben mich genauer gesagt förmlich angefleht. Offenbar sind sie zu dem Schluss gekommen, dass Ihr ein Pirat seid, und Piraten sind auf meinen Bällen sehr beliebt.«
Christopher hatte die Geschichte von Alexandras berühmter, von Piraten wimmelnder Soiree ebenfalls gehört. Sie war Stadtgespräch gewesen und war es laut Finley immer noch.
Er willigte amüsiert ein, und Alexandra führte ihn zu der ersten Gruppe von Gästen. Die meisten waren Ladys, obwohl auch zwei Gentlemen hinter den Frauen standen und ihm ungeduldig entgegenblickten. Die Ladys sahen ihn mit strahlenden Augen und einem noch strahlenderen Lächeln an. Jedes Mal, wenn Christopher sich über eine Hand beugte, trat die entsprechende Lady zurück und fächelte sich Luft zu, als wäre die Temperatur im Raum plötzlich um dreißig Grad gestiegen.
Sie gingen zum nächsten Grüppchen, das sich genauso verhielt. Kichern, affektiertes Lachen und Augenklimpern. Er blickte zur ersten Gruppe zurück und bemerkte, dass die Ladys ihn aufmerksam beobachteten, während ihre Fächer fast einen Wirbelsturm erzeugten.
Als Alexandra ihn schließlich zum Ende des Ballsaals führte, hatte Christopher das Gefühl, alle Ladys von London kennengelernt zu haben. Die verheirateten und verwitweten Ladys sowie einige der unverheirateten jungen Damen hatten ihm zugeblinzelt und ihn vielversprechend angelächelt. Er hatte mehr unausgesprochene Anträge bekommen als ein Gigolo in einem Damenbadehaus.
Als Alexandra sich schließlich entschuldigte, um ihren Pflichten als Gastgeberin nachzugehen, trat Diana Ardmore neben ihn und lächelte ihn wissend an.
»Jetzt hoffen sie inständig«, sagte sie leise, »dass Ihr Euch Eurer Kleidung entledigt.«
4.Kapitel
C hristopher sah sie überrascht an. »Wieso das denn, zum Teufel?«
Diana lachte. Ihr rotes Haar hob sich wundervoll von ihrer weißen Haut ab. »Deshalb sind Alexandras Partys so beliebt. Wegen der Chance, einen Blick auf einen nackten Piraten zu erhaschen.«
Er hob eine Braue. »Die bessere Gesellschaft von London braucht dringend eine Beschäftigung, scheint mir.«
»Ihr seid ein recht gutaussehendes Exemplar, Mr. Raine.«
Sie äußerte das vollkommen sachlich, ohne auch nur im Geringsten zu flirten. Trotzdem warfen die Ladys in dem Ballsaal Diana neiderfüllte Blicke zu, als sie sich bei Christopher einhakte. Die einzige Lady, die dieses Spektakel verpasst hatte, war Honoria.
Sie tanzte jetzt mit Henderson den eher steifen Kotillon. Die beiden passten recht gut zusammen, der aristokratisch wirkende Gentleman und die vornehme Lady.
»Gebt ihr Zeit«, sagte Diana liebenswürdig. »Ihr habt sie erschreckt. Sie ist verängstigt und verwirrt.«
»Und wütend«, bemerkte Christopher. »Sehr, sehr wütend.«
Diana sah ihn streng an. »Das kann ich ihr nicht verdenken. Ihr Männer! Ihr kommt einfach hereingestürmt und entscheidet, was Euch gehört! Ihr gebt uns nicht einmal Zeit, uns an Euch zu gewöhnen, bevor Ihr uns schon davonschleppt. James war genauso.«
Christopher verstand sehr wohl, wieso Ardmore diese Frau »davongeschleppt« hatte. Sie war nicht nur bewundernswert attraktiv, sondern auch von einer unglaublichen Stärke. Die brauchte sie auch, wenn sie Ardmore ertragen wollte. Honoria besaß denselben Kern aus Stahl, und dazu noch die Kälte und Sturheit der Ardmores.
Er beobachtete, wie seine Frau elegant die Schritte des Kotillon absolvierte. »Es mag für sie überraschend gewesen sein«, sagte er. »Für mich war es das nicht.«
In den letzten vier Jahren hatte er häufig geglaubt, diese Seite der Weltkugel nicht mehr zu sehen, geschweige denn, auch nur die nächste Nacht zu überleben. Nur die Gedanken an Honoria hatten ihn davon abgehalten zu verzweifeln. Selbst in den schrecklichsten Nächten hatte er sich mit der Erinnerung an ihre grünen Augen gewärmt, die sich so schnell leidenschaftlich verdunkelten, an ihre Lippen, die sich so bereitwillig unter seinen öffneten.
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