Die Sehnsucht des Piraten: Er ist der Schrecken der Meere - doch gegen sie ist er machtlos (German Edition)
Zwist beigelegt, doch eine gewisse Spannung herrschte unterschwellig nach wie vor zwischen ihnen.
Und dann war da Mr. Henderson, der für James arbeitete. Grayson mochte ihn nicht sonderlich, aber Alexandra zählte Mr. Henderson zu ihren Freunden, ebenso wie Diana.
Und heute Abend schlenderte Christopher Raine, ein Pirat, der sich dessen nicht einmal schämte, durch Alexandras Ballsaal, als gehörte er ihm, während er sich ausführlich mit der Gemahlin des Piratenjägers unterhielt, der ihn gefangen hatte.
Sie alle waren miteinander verbunden und doch nicht. Auf dem offenen Meer hätten James, Grayson und Christopher vermutlich ihr Bestes gegeben, um sich gegenseitig zu versenken. Aber hier, im Ballsaal, hielten sie eine Kriegsruhe ein, auch wenn diese recht zerbrechlich war.
Honoria wünschte, sie könnte auch mit Christopher einen Waffenstillstand schließen. Sie wünschte sich, dass sie nicht jedes Mal den Kopf nach ihm drehte, wenn er vorbeiging, dass ihr Blick nicht auf seinen breiten Schultern ruhte, auf dem goldenen Schimmer seines weizenblonden Haares oder den hellgrauen Punkten in seinen Augen. Es sollte sie nicht kümmern, dass andere Ladys ihn mit ihren Blicken förmlich verschlangen. Er gehörte ihr, und sie war es, die ihn verschlingen würde, wenn überhaupt.
Guter Gott, was war nur mit ihr los?
Sie musste Christopher begreiflich machen, dass ihre überstürzte Eheschließung nicht länger von Bedeutung war, musste all ihren Mut zusammenraffen und ihm sagen, dass sie sich gegenseitig freigeben sollten. Die Ehe konnte annulliert werden, wenn man die richtigen Drähte zog, und Grayson konnte sie als Viscount ziehen.
Finley beendete den Tanz und bedankte sich bei ihr. Etwas außer Atem suchte Honoria den großen Balkon auf, weil sie nach dem Tanz mit Grayson dringend frische Luft benötigte.
Auf dem Balkon war es dunkel und relativ leer. Sie atmete aus, erleichtert über die Stille und die kühle Brise auf ihrer schmerzenden Stirn. Sie würde sich einen Moment ausruhen und dann Christopher und Mr. Templeton suchen. Falls Christopher ihr Geheimnis verraten hatte, dann würde sie ihn … sie würde … nun ja, sie würde ihn scharf zurechtweisen.
Honoria lehnte sich auf die Balustrade und sog die Luft ein, die nach Rosen, Kohlenrauch und dem roch, was auch immer heute Nacht in der Themse schwamm.
Sie wünschte sich plötzlich, dass Christopher hinter ihr auf den Balkon käme, zu ihr träte, seine breiten Hände um ihre Taille legte. Sie schloss die Augen, glaubte seinen warmen Atem auf ihrem Hals zu fühlen, seine rauhe Stimme in ihrem Ohr zu hören, wie er flüsterte, dass er sie begehrte.
Sie hatte keinerlei Grund, so etwas zu träumen. Oder auch nur daran zu denken, wie seine grauen Augen unter seinen goldenen Wimpern sich verdunkelten, wenn er sich vorbeugte, um sie zu küssen. Aber sie dachte daran. Langsam strich sie mit ihrer Hand über ihren Unterleib, während sich dort eine glühende Hitze ausbreitete.
Ein Geräusch riss sie aus ihrer Träumerei. Sie öffnete die Augen und sah in den Garten hinaus, ihre Wangen noch rot und glühend.
Was sie sah, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Einige Männer standen dort herum und konzentrierten sich auf zwei Gestalten neben dem Springbrunnen. Der eine war Mr. Templeton. Der andere Christopher.
Mr. Templeton hielt sein lächerliches Pappschwert recht ungeschickt in der Faust, während er die echte, stählerne Klinge in Christophers Hand ängstlich musterte. Entsetzt beobachtete Honoria, wie Christopher Mr. Templeton angriff und ihn Schlag um Schlag durch den Garten zurücktrieb.
Jetzt wäre sie gern ein Pirat gewesen. Denn dann hätte sie auf die Balustrade springen, den Efeu packen und sich hinabschwingen können. Aber sie war eine Lady aus Charleston in einem höchst durchscheinenden Kostüm und würde sich vermutlich nur den Hals brechen.
Sie wirbelte herum, stürmte vom Balkon in den Ballsaal und bahnte sich einen Weg durch die Gäste, die sich für die nächste Polka aufstellten. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich jemandem gegenüber so schlecht benommen. Aber jetzt schubste sie die Leute zur Seite, als wäre sie eine gewöhnliche Frau von der Straße.
Ihr merkwürdiges Verhalten war morgen sicherlich in aller Munde und Gespräch in der ganzen Stadt. Was keine Rolle spielte, solange sie Christopher daran hindern konnte, Mr. Templeton zu ermorden.
Sie flog die Treppe hinab und durch die dämmrige Eingangshalle in den
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