Die Sehnsucht des Piraten: Er ist der Schrecken der Meere - doch gegen sie ist er machtlos (German Edition)
Ardmore. Sie hat meinen guten alten Freund James geheiratet.«
Guter alter Freund? Meine Güte! , dachte Honoria zerstreut. Die Feindschaft zwischen Grayson und James war legendär.
Christopher nahm Dianas Hand und hob sie an die Lippen. Weder seine Miene noch Dianas ruhiger Blick ließen ahnen, dass sie sich bereits begegnet waren.
»Und dies ist Honoria Ardmore, James’ Schwester.«
Christopher drehte sich zu ihr herum. Seine unbehandschuhte Hand legte sich um Honorias Finger. Ihre Blicke trafen sich. Der Ausdruck in seinen Augen war eindeutig besitzergreifend. Er würde ganz offenkundig nicht weichen, um ihrer Verlobung mit Mr. Templeton nicht im Weg zu stehen. Das Feuerwerk würde sehr bald anfangen, die Frage war nur, wann.
»Wir haben uns bereits kennengelernt«, sagte Christopher.
»Ach ja«, mischte sich Mr. Templeton ein. »Das habt Ihr mir ja gestern Abend bereits erzählt.«
Gestern Abend? Honoria starrte Christopher böse an und riss ihre Hand zurück. »Mr. Raine und ich sind bereits miteinander bekannt, ja.«
»Mehr als nur bekannt«, verbesserte Christopher.
Honorias Herz hämmerte, und vor ihren Augen flimmerten Lichter. Er würde es doch nicht hier verkünden, oder? Nicht jetzt. Sie war noch nicht bereit. Sie warf ihm einen scharfen Blick zu und fragte sich, ob es ihr gelingen würde, ihre aufgewühlten Gedanken in seinen Kopf zu schicken.
»Ich bin ein alter Freund ihres Bruders«, fuhr Christopher gelassen fort.
Ihre Panik verwandelte sich in Wut. Hatte er vor, das die ganze Nacht zu tun? Mit dieser schockierenden Erklärung anzufangen und dann im letzten Moment zurückzurudern? Die Zündschnur in Brand zu setzen und sie dann auszutreten, unmittelbar bevor sie die Bombe erreichte?
Honoria wünschte sich, Mr. Templetons Pappmaschee-Säbel wäre echt. Sie würde ihn sich ausleihen, Christopher damit in eine Ecke treiben und ihn fragen, was für ein Spiel er hier gerade treibe.
Christopher war ruhig, gewiss, doch es war die Ruhe im Auge eines Hurrikans. Jeden Moment konnte der Wind umschlagen und sie mit seiner gewaltsamen Kraft hinwegfegen.
»Meine Gemahlin«, ergriff jetzt Grayson das Wort, »hat mich gebeten, Euch zu ihr zu schicken, Mrs. Ardmore. Sie ist im Ballsaal. Der Tanz beginnt jeden Moment.«
Diana gab eine höfliche Antwort, die Honoria nicht genau hörte, löste ihre Finger von Honorias Arm und schwebte davon. Honoria fühlte sich plötzlich verlassen. Dianas Finger hatten sie gestützt; jetzt würde sie jede Sekunde zu Boden sinken.
»Ausgezeichnet«, sagte Mr. Templeton. Er hielt Honoria seinen Arm hin. »Ich bitte um die Ehre des ersten Tanzes, Miss Ardmore. Aber ich bin großzügig. Selbstverständlich kommt jeder dieser Burschen an die Reihe.«
Christophers graue Augen flackerten, doch er sagte nichts. Mr. Henderson, der ein Buch über gutes Benehmen hätte verfassen können, verbeugte sich. »Ich würde mich höchst geehrt fühlen, Miss Ardmore beim Kotillon Gesellschaft zu leisten.«
»Ich hole Euch zu einem Tänzchen«, versprach Grayson. Honoria versuchte, nicht sichtlich zusammenzuzucken. Grayson war zwar ein guter, aber auch höchst ausgelassener Tänzer.
Die Aufmerksamkeit der Anwesenden richtete sich auf Christopher. Es wäre äußerst rüde von ihm gewesen, wenn er ihr nicht ebenfalls einen Tanz angeboten hätte, aber sie hatte das Gefühl, dass er sich nicht im Geringsten darum scherte, was die Höflichkeit gebot. Auch gut. Auf dem Tanzboden würde sie ihn nicht bitten können, Schweigen zu bewahren, und wenn er sie anfasste …
Sie wusste, was passierte, wenn er sie berührte. Selbst dieses kurze Gefühl seiner Finger auf ihrer Haut, durch den Handschuh, den sie trug, hatte diese besorgniserregende Lust in ihr geweckt; dasselbe Verlangen, das sie die ganze Nacht wach gehalten hatte.
Hatte sie im Bett gelegen und versucht, vernünftig einen Weg aus dieser Lage zu finden? Nein, sondern sie hatte seine Küsse noch einmal durchlebt. Jeden Kuss, jede Berührung, das Gefühl seines Körpers auf ihrem, das Wissen, dass er nur ihren Morgenmantel hätte aufschlagen und seine Hand zwischen ihre Schenkel schieben müssen, um festzustellen, dass sie bereit für ihn war. Und über allem schwebte diese glorreiche, erregende Tatsache, dass er noch am Leben und ihretwegen hierhergekommen war.
Wenn er ihre Hand auf dem Tanzboden nahm, würde sie dahinschmelzen. Er würde sie auf seine Arme heben und davontragen müssen, und sie würde es genießen.
Sie sah
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