Die Sehnsucht des Piraten: Er ist der Schrecken der Meere - doch gegen sie ist er machtlos (German Edition)
Er hatte gearbeitet, gekämpft und gelebt mit diesem einen Ziel im Kopf: sie wiederzusehen.
»Ich hege keinen Zweifel daran, dass Euch an ihr liegt«, sagte Mrs. Ardmore. »Ihr gebt Euch keine Mühe, das zu verbergen. Aber Ihr müsst ihr Zeit lassen.«
»Bedauerlicherweise ist Zeit genau das, woran es mir mangelt, Mrs. Ardmore. Ich habe einiges zu erledigen und kann nicht warten, bis Honoria sich über ihre Gefühle klar geworden ist.«
»Vielleicht solltet Ihr dann zunächst Euren Geschäften nachgehen, was auch immer diese sein mögen, und dann später zu ihr zurückkehren«, schlug sie vor.
Christopher sah in Dianas arglose Augen, wählte jedoch seine Antwort mit Bedacht. Er mochte diese Frau bewundern, aber sie war mit James Ardmore verheiratet. »Und ihr so die Chance geben, Templeton zu heiraten?«, gab er gelassen zurück. »Ich bin nicht hier, weil ich um sie kämpfen will. Ich will einfach nur, dass sie eine Wahl trifft.«
Diana betrachtete ihn skeptisch. »Ihr behauptet zwar, Ihr würdet Ihr die Entscheidung überlassen, aber es gibt nur eine Alternative, die Ihr akzeptieren würdet.«
Er zwang sich zu einem Lächeln. »Natürlich. Sie ist eine wunderschöne Frau, und ich will sie.«
Diana legte ihre schlanken Finger auf seinen Arm. »Ich glaube, ich weiß, was Ihr meint. Aber wenn Ihr nur eine Gefährtin sucht, dann findet Ihr hier mehrere Dutzend Frauen, die Euch nur zu gern gefügig sein würden. Ihr solltet Honoria in Ruhe lassen.«
»Darum geht es nicht. Ich will ganz offen sprechen, Mrs. Ardmore, ich musste mich noch nie besonders anstrengen, um weibliche Gesellschaft zu genießen. Und ich sage Euch auch, dass ich noch nie eine Frau wie Honoria getroffen habe. Sie ist es wert, dass ich ihretwegen zurückgekommen bin.«
»Sie wird aber nicht folgsam zu Euch laufen, wenn Ihr pfeift.« Dianas Augen funkelten plötzlich spöttisch. »Ich denke, Mr. Raine, dass Ihr einfach die Herausforderung liebt.«
»Sie verleiht dem eine gewisse Würze«, gab er zu. »Ich werde sie gewinnen, Mrs. Ardmore. Und ich wäre Euch sehr verpflichtet, wenn Ihr mir dabei nicht in die Quere kämt.«
»Honoria ist jetzt meine liebe Schwägerin, meine Schwester. Ich will nur, dass sie glücklich wird.«
»Dann verhindert, dass sie diesen Kerl heiratet.«
Sie betrachteten beide Mr. Templeton, der angeregt mit seiner Mutter plauderte und sein Pappmaschee-Schwert schwang. Dann sahen sie sich wieder an. »Ich glaube, Ihr habt recht«, sagte Diana. »Ich wünschte nur, ich wüsste mehr über Euch.«
»Fragt Euren Gemahl«, erwiderte Christopher. »Er wird Euch ausgiebig informieren. Nur wartet, bis Honoria und ich weit weg sind.«
Sie musterte ihn abschätzend und nickte. Christopher durchströmte ein leichtes Triumphgefühl. Es war immer nützlich, einen Verbündeten zu haben.
Templeton näherte sich ihnen und fragte Christopher, ob er ihm zeigen könnte, wie man ein Piratenschwert richtig schwang. Christophers Stimmung hatte sich so weit gehoben, dass er einwilligte. Er führte den Mann aus dem Ballsaal, lieh sich aus Finleys Sammlung ein richtiges Schwert und ging dann mit Templeton in den Garten hinaus.
*
Honoria beobachtete, wie sie den Saal verließen, und schlimmste Vorahnungen durchströmten sie. Als ihr Tanz mit Mr. Henderson zu Ende war, führte er sie höflich zu ihrem Stuhl zurück und brachte ihr ein Eis, das sie gar nicht wollte. Sie war gerade im Begriff, es an Mrs. Templeton weiterzureichen und hinter Christopher herzueilen, als Grayson vor ihr auftauchte und sein Tänzchen einforderte. Als sie anfing, sich herauszureden, unterbrach er sie einfach. »O nein, ich entschuldige nicht«, sagte er und zog sie einfach mitten auf die Tanzfläche.
Der ehemalige Pirat war ein leidenschaftlicher Tänzer. Er wirbelte Honoria mit derartigem Schwung herum, dass sie fürchtete, sie würde durch den ganzen Raum fliegen, wenn er sie losließ. Aber er tanzte auch mit – wenngleich ungezügelter – Anmut, und die anderen Ladys warfen ihnen neiderfüllte Blicke zu.
Der Teil ihres Verstandes, der sich nicht darüber Sorgen machte, was Christopher wohl zu Mr. Templeton sagte, dachte darüber nach, dass Alexandras Ballsaal offenbar zu einem neutralen Boden für alle ausgerufen worden war. Grayson und ihr Bruder James waren jahrelang erbitterte Feinde gewesen.
Sie hatten sich wegen einer Frau zerstritten, und Pauls Tod hatte die Angelegenheit noch verkompliziert. Wegen Diana und Alexandra hatten sie ihren
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