Die Sehnsucht des Piraten: Er ist der Schrecken der Meere - doch gegen sie ist er machtlos (German Edition)
wenig befremdlich war.
»Ihr werdet mir doch hoffentlich bei meinem pièce de résistance , bei meinem Höhepunkt des Tages Gesellschaft leisten?« Er verzog die Lippen zu einem anzüglichen Lächeln und schien Honoria erneut mit seinem Blick durchbohren zu wollen. »Um fünfzehn Uhr. Ihr werdet nicht enttäuscht sein, denke ich.«
Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte er sich herum und schlenderte davon.
»Ich mag den Mann nicht«, knurrte Grayson.
»Er ist ein Bauer«, stimmte Henderson ihm zu. »Mir ist auch wieder eingefallen, dass sein Großvater den Titel nur deshalb bekommen hat, weil er eine höchst anrüchige Information über Königin Anne in Erfahrung gebracht hatte. Der Adelstitel wurde ihm offenbar verliehen, damit er Stillschweigen bewahrte. Ein Emporkömmling …«, der Rest seiner Worte endete in unverständlichem Gemurmel.
Grayson strich zerstreut über eine Locke, die auf Alexandras weißem Hals lag. »Liebste, ich bin hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, dich weit von hier wegzuschicken und dich nicht aus den Augen zu lassen.«
»Ich dachte, wir sollten die Gräfin aushorchen«, entgegnete Alexandra.
»Nun, ich habe meine Meinung geändert. Du wirst nicht von meiner Seite weichen, bis das hier vorbei ist.«
Alexandra schien von dieser Nachricht keineswegs erschüttert zu sein.
»Wir müssen irgendwie etwas herausfinden«, knurrte Henderson. »Je früher ich hier wegkomme, desto besser. Im Vergleich mit dem Earl ist selbst eine Unterhaltung mit Finley angenehm.«
Grayson warf ihm einen giftigen Blick zu. »Mischen wir uns unter die Gäste, Ladys und Gentlemen. Und treffen wir uns anschließend für dieses pièce de résistance . Ich habe das Gefühl, dass das sehr wichtig ist.«
Er schlenderte davon, Alexandras Hand fest unter seinen Arm geklemmt. Henderson nahm sein Lorgnon ab und ging in die andere Richtung davon.
Damit war Honoria allein mit ihrem grimmigen, wortkargen Ehemann.
»Du weißt hoffentlich«, sagte sie leise, »dass die Gesellschaft uns sehr missbilligend ansehen wird, wenn du den Earl einfach erschießt.«
Seine Augen wurden hart. »Glaubst du, dass mich das auch nur im Geringsten kümmern würde?«
»Ich habe nicht gesagt, dass ich dich deshalb tadeln würde.«
Er betrachtete sie kühl. Es war das erste Mal, dass sie sich seit ihrem Gespräch auf dem Hügel am Vortag allein unterhielten. »Ich habe schon Männer erschossen, die mich weniger gereizt haben. Du wirst einiges sehen, wenn du dich für ein Leben mit mir entscheidest. Ich hoffe, du bist widerstandsfähig.«
»Ich falle nicht so schnell in Ohnmacht, falls du das meinst«, erwiderte sie spitz. »Und ich breche auch nicht bei jeder Kleinigkeit in Tränen aus.«
»Gut.« Er packte brüsk ihren Ellbogen und führte sie unter die Gäste.
Sie sprachen mit niemandem, sondern flanierten durch den Garten, lächelten höflich und taten, als bewunderten sie die Blumen. Das machte jedenfalls Honoria. Christopher begnügte sich damit, die Gäste mit abweisenden Blicken zu bedenken, worauf sie sichtlich verunsichert zurückwichen.
Eine große, schlanke und dunkelhäutige Frau konnte Honoria unter den Anwesenden jedoch nicht entdecken. Dafür sah sie etliche Ladys, die skandalös tiefe Dekolletés trugen, stark geschminkt und aufdringlich parfümiert waren und Christopher vielversprechende Blicke zuwarfen.
Christopher ignorierte sie, als wären es Felsbrocken, denen er aus dem Weg gehen musste. Honoria übersah sie ebenfalls, wie es von einer anständigen Lady auch erwartet wurde. Sie fragte sich, wie lange Christophers Geduld wohl anhielt, bevor er das Haus auseinandernehmen würde, um herauszufinden, was er wissen wollte.
Ihr Rundgang endete am Rand des Sommergartens. Dort plätscherte leise ein Springbrunnen, der von leeren Bänken umringt war. Hinter einem kleinen Gehölz erstreckte sich ein grüner Rasen, der zu einem See führte, der sich flach und grau bis zu den braungrünen Hügeln im Hintergrund erstreckte. Nur wenige Gäste waren bis hierher geschlendert. Die meisten waren im Zentrum des Gartens geblieben, wo die Speisen und Getränke standen. Die meisten Gentlemen, das war Honoria aufgefallen, hatten den Getränken bereits großzügig zugesprochen.
Christopher verschränkte die Hände hinter dem Rücken, während er über den silbrig schimmernden See blickte. Seine Miene war ruhig, doch in seiner Wange zuckte ein Muskel.
Honoria hätte ihn gern getröstet, ihm gesagt: »Mach dir keine Sorgen,
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