Die Sehnsucht des Piraten: Er ist der Schrecken der Meere - doch gegen sie ist er machtlos (German Edition)
Anstrengung, den ganzen Nachmittag das Ruder zu halten, und ihre Augen brannten.
Mrs. Colby lachte leise. »Nun, Euer Ehemann wird sehr glücklich sein, dass Ihr noch wach seid.«
Honoria errötete, worüber Mrs. Colby erneut schmunzelte.
In Charleston wäre Honoria nicht einmal im Traum auf die Idee gekommen, mit einem ehemaligen Barmädchen zu plaudern, ganz gleich, wie gutmütig sie auch sein mochte. Aber wir sind jetzt beide Piratenbräute , dachte sie mürrisch, auf einem Piratenschiff . Klassenunterschiede und die angemessene Ordnung der Dinge schienen auf einmal an Wert verloren zu haben.
Jedenfalls sagte das der vernünftige Teil von Honorias Verstand. Der Rest ihres Wesens war einfach nur froh, mit jemandem reden zu können.
»Ihr tut ihm gut, Liebes«, sagte Mrs. Colby und widmete sich wieder ihren Kartoffeln. »Ihr habt ihm die Schärfe genommen.«
Honoria sah sie überrascht an. »Habe ich das?«
»Meine Güte, aber ja doch! Er war schon immer ein harter Mann, wenn auch gerecht. Er duldet keinerlei Ungehorsam, aber er ist immer gut zu seiner Mannschaft. Doch er kann auch so rücksichtslos wie ein streunender Hund sein, der ein Rudel übernimmt. Jetzt hat er etwas Neues, woran er denken kann. Etwas Nettes.«
Honoria betrachtete die Frau verblüfft. Wenn Christopher seine Schärfe tatsächlich verloren hatte, war sie nur froh, dass sie ihn damals nicht erlebt hatte.
»Er hat im Orient einiges durchstehen müssen«, meinte Honoria. »Vielleicht hat ihn das ein wenig zurechtgestutzt.«
»Oh, aye. Seine Abenteuer haben sicherlich seinen Stolz erschüttert. Aber er hat sie nur wegen seiner Härte überstanden. Ihr seid es, Liebes, die dieses Funkeln in seinen Augen auslöst.«
»Ihr meint diesen Blick, mit dem er mich ansieht, als wollte er mich verschlingen?«
Mrs. Colby lachte erneut. »Genau das meine ich. Lasst ihm das Vergnügen, Liebes. Er hat etwas Schönes verdient.«
Er hätte es viel mehr verdient, dass man ihn über Bord wirft , dachte Honoria. Sie warf einen kurzen Seitenblick auf den Koch, aber der beugte sich über seinen Suppentopf und schien sich nicht für das Geplapper der Frauen zu interessieren.
Mrs. Colby fuhr fort, die Kartoffeln in Stücke zu schneiden. Honoria setzte sich auf einen Stuhl und sortierte die ungeschnittenen Kartoffeln nach ihrer Größe.
»Er hat es verdammt schwer gehabt«, fuhr Mrs. Colby fort. »Unser Captain musste zusehen, wie sein Vater erschossen wurde und seine Mutter mit den Mördern davonlief. Das hat ihn innerlich versteinern lassen, und dabei war er noch so jung.«
»Oh«, sagte Honoria. Ihr verräterisches Herz begann, mit ihm zu leiden. Einen Moment fragte sie sich, ob Mrs. Colby ihr das erzählte, weil sie gesehen hatte, wie wütend Honoria wegen der Schatzkarte gewesen war. Vielleicht hatte Christopher sie sogar instruiert, Honorias Mitgefühl für ihn zu wecken.
»Er wird gut zu Euch sein, Liebes«, fuhr Mrs. Colby fort. »Aber auf seine Art und Weise.«
»Bedeutet das, dass er mich in den Wahnsinn treibt?«
Die Köchin lächelte. »So ist die Liebe, Liebes. Als Colby mir den Hof gemacht hat, hätte ich ihm am liebsten einen Krug zwischen die Augen gerammt. Er trat in mein Leben und verschwand, ohne auch nur um Erlaubnis zu fragen, und erwartete von mir, dass ich da wäre, wenn er zurückkam. Und dann, eines Tages, war ich nicht da.«
Honoria schob eine größere Kartoffel ans Ende der Reihe. »Was habt Ihr gemacht?«, fragte sie neugierig.
Mrs. Colbys Lächeln wurde strahlender, als sie sich erinnerte. »Meine Güte, war er wütend! Er ist ein sehr sanfter Mann, auch wenn er so stark ist, aber er hat durchaus Temperament. Er hat versucht, es von mir zu verlangen, aber ich habe ihm gesagt, wenn ihm so wenig an meinen Gefühlen läge, dann könnte er für das Vergnügen bezahlen, genau wie für eine gewöhnliche Hure.« Sie schüttelte sich vor Lachen. »Er war vielleicht schockiert. Man hätte nicht glauben mögen, dass Colby so zimperlich sein könnte. Aber das ist er. Also hat er mich gepackt und geheiratet.«
Sie griff nach einer Kartoffel aus der Mitte von Honorias hübsch geordneter Reihe. »Dann wollte er, dass ich doch schön in England auf ihn warten sollte. Kommt nicht in Frage, erwiderte ich. Unser Schwur lautete ›bis dass der Tod uns scheide‹, nicht ›bis dass dein Schiff auslaufe‹. Also bin ich mitgekommen. Er braucht eine Frau, Gott segne ihn.«
Honoria dachte daran, wie der massige Colby seine Frau mit
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