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Die Seidenbaronin (German Edition)

Die Seidenbaronin (German Edition)

Titel: Die Seidenbaronin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Rauen
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traurig, «ich bin froh, dass Sie dem Ruf meiner lieben Frau Gemahlin gefolgt sind und den weiten Weg von Paris hierher gemacht haben. Ich habe Luise bereits geschrieben, dass Sie in Piktupönen sind.»
    «Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Majestät», antwortete Paulina. «Wenngleich ich den Sinn und Zweck meiner Anwesenheit noch nicht ganz erkannt habe.»
    «Darüber mögen meine Herren Minister und Ratgeber befinden», meinte der König müde und machte eine Handbewegung in Richtung der vier Herren. «Ich für mein Teil hatte vor allem den Wunsch, die Dame kennenzulernen, an die meine Gattin solch angenehme Erinnerungen hegt. Sie müssen wissen, Frau Gräfin, dass Luise oft von Ihnen spricht. Sie wird überglücklich sein, wenn sie von Ihrer Ankunft erfährt.»
    «Nun, ich hoffe, ich kann Ihrer Majestät ein wenig beistehen.»
    «Welch bittere Stunde für unser Land!», sagte Friedrich Wilhelm mit betrübter Miene. «Ich hätte meiner geliebten Luise diese Erniedrigung gerne erspart. Seit fast zwei Jahren befinden wir uns auf der Flucht vor Napoleon. Und nun sieht es so aus, als würden wir alles verlieren.»
    «Steht es denn so schlecht?», fragte Paulina erschüttert.
    «Ich fürchte ja, Madame. Wir sind völlig der Gnade des Kaisers und des Zaren ausgeliefert.»
    Er betrachtete interessiert Paulinas dunkles Samtkleid.
    «Wurde dieser wunderschöne Stoff in Ihrer Manufaktur in Crefeld hergestellt?», wollte er wissen.
    Seine Frage versetzte Paulina in Erstaunen. «Ja, Majestät, das wurde er.»
    «Ein vorzüglicher Stoff», meinte Friedrich Wilhelm mit plötzlich erwachtem Eifer. «Ich sehe sofort, dass er von guter Qualität ist. Darauf lege ich auch bei den Uniformen meiner Armee allergrößten Wert. Erzählen Sie mir ein wenig über die Produktion Ihrer Samtstoffe!»
    Paulina war leicht irritiert. Der König hatte sie doch wohl nicht kommen lassen, um sich mit ihr über ihre Seidenmanufaktur zu unterhalten?
    «Ich nahm an, dass ich hier sei, um Ihnen einige Auskünfte für die Verhandlungen mit dem französischen Kaiser zu geben.»
    Friedrich Wilhelm winkte ab. «Mit diesem Korsen habe ich mich heute schon lang genug befasst! Im Übrigen habe ich mit ihm auch über die Ausrüstung der Armee geplaudert … er zeigte sich sehr angetan …» Der König drehte sich zu einem Kleiderständer um, über dem eine prachtvolle Uniform hing. «Schauen Sie, Madame, dieses gute Stück habe ich für meine Soldaten entwerfen lassen. Gefällt es Ihnen?»
    Paulina trat näher und strich mit fachkundigem Blick über den Stoff. «Beste Ware …», murmelte sie.
    «Glauben Sie nicht auch, dass meine tapferen preußischen Krieger sich ganz großartig darin machen werden?», fragte der König, der mit einem Mal regelrecht aufgeblüht war.
    Paulina blickte ungläubig zu Friedrich Wilhelm auf. Für wen wollte er jetzt noch Uniformen herstellen lassen, da Napoleon die preußische Armee besiegt hatte, Tausende Soldaten auf dem Schlachtfeld gefallen waren und dem Land ungeheure Reparationszahlungen drohten? Während Preußen den bittersten Stunden seiner Geschichte entgegenging, gefiel sein König sich in einer begeisterten Ausführung über Uniformschnitte, Jackenknöpfe und die Form der neu eingeführten Tschakos.
    «Von Hardenberg wird alles Weitere mit Ihnen klären, Gräfin Ostry», sagte er zum Abschied. «Ich habe kein Verlangen danach, mehr als nötig über Napoleon zu sprechen. Dieser französische Drache und ich werden niemals Freunde werden.»
    Nachdem der König den Raum verlassen hatte, eilte von Hardenberg herbei wie eine Katze, die auf der Lauer gelegen hatte.
    Der Minister war elegant und für sein fortgeschrittenes Alter ein wenig zu jugendlich gekleidet. Er fixierte Paulina aus wachen blauen Augen, und seine Miene verriet, dass er angenehm überrascht war.
    «Willkommen in Piktupönen, Gräfin Ostry», sagte er mit seiner wohlklingenden Stimme. «Wie ich erfreut feststelle, sind Sie in doppelter Hinsicht ein Gewinn. Sie werden die Bedürfnisse sowohl des Königs als auch der Königin befriedigen.»
    «Ich bemühe mich redlich», antwortete Paulina ein wenig spöttisch. «Dennoch sollten wir nicht noch weiter vom Wesentlichen abschweifen. Warum haben Sie mich kommen lassen, Herr Minister?»
    «Ich fürchte, dass die Friedensverhandlungen sich als sehr schwierig gestalten werden», begann von Hardenberg. «Napoleon scheint nicht geneigt, Preußen zu schonen. Was wir bereits ahnten, ist außerdem zur traurigen

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