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Die Seidenbaronin (German Edition)

Die Seidenbaronin (German Edition)

Titel: Die Seidenbaronin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Rauen
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Sie hatte jedes Mal das Gefühl, endlich zu Hause zu sein.
    Paulina hatte mit der kleinen Anna ein Picknick am Boltenhusener See gemacht. Der Tag an der frischen Luft hatte dem Kind gutgetan. Es war in den Armen der Mutter eingeschlafen, auf seinen Wangen lag ein rosiger Schimmer.
    Als die Kutsche in den Schlosshof einfuhr, war dieser schon in kühlen Schatten getaucht. Paulina übergab der aus dem Haus herbeieilenden Kinderfrau das Kind.
    «Herr Kollwitz wartet im kleinen Salon auf Sie, gnädige Frau», sagte diese. «Es scheint dringend zu sein.»
    Paulina nahm ihren Strohhut vom Kopf und legte ihn achtlos auf die Mauer der geschwungenen Schlosstreppe. Sie hatte plötzlich die unbestimmte Ahnung, dass nicht nur dieser herrlich träge Sommer in Mecklenburg seinem Ende entgegenging, sondern dass es bald auch mit der friedlichen Unbeschwertheit vorbei sein würde, die ihr hier gewährt worden war.
    «Richten Sie der Hausdame aus, dass man mit dem Abendessen noch eine Stunde warten möge!», rief sie der Kinderfrau seufzend zu.
    Als Paulina den kleinen Salon betrat, saß der Verwalter mit dem schlohweißen Haar auf einem der Rokokostühle der Baronin Herrenheim. Er hatte seine Hände gefaltet und blickte versonnen in den Schlosspark hinaus.
    «Guten Abend, Herr Kollwitz», begrüßte Paulina ihn.
    Der Verwalter sprang dienstfertig auf. «Gnädige Frau! Ich hoffe, Sie hatten einen schönen Tag! Darf ich Ihnen sagen, wie sehr es mich freut, dass Ihnen unser herrliches Mecklenburger Land so gut zu gefallen scheint?»
    «Kommen Sie zur Sache, Kollwitz! Ich bin hungrig, und mir steht nicht der Sinn nach belanglosen Plaudereien.»
    «Ich möchte Ihnen ein wenig ins Gewissen reden, gnädige Frau. Heute habe ich Ihre Pläne für die Umbauten im Schloss begutachtet. Wozu braucht der Festsaal einen italienischen Kamin? Der Raum wird seit Jahren kaum noch genutzt. Außerdem verfügt er bereits über einen Kamin.»
    Paulina musterte ihn skeptisch. «Dafür sind Sie extra hergekommen, Herr Kollwitz? Das hätte doch wirklich Zeit gehabt bis morgen. Nun, die Antwort auf Ihre Frage ist ganz einfach: Man darf nicht nur in der Gegenwart denken. Dies ist einer der Leitsprüche meines Schwiegervaters.»
    «Leider leben wir in Boltenhusen seit Jahren in der Vergangenheit und haben uns wenig Gedanken über die Gegenwart, geschweige denn über die Zukunft gemacht. Darf ich Ihnen in Erinnerung rufen, dass dieses Schloss erst seit einigen Monaten wieder bewohnt wird? Sie werden zugeben, dass es dafür in einem präsentablen Zustand ist.»
    «Ohne Zweifel, mein lieber Kollwitz. Ich weiß auch, dass Sie großen Anteil daran haben. Nichtsdestotrotz hat man als Besitzer eines solches Schlosses eine gewisse Verpflichtung der Nachwelt gegenüber. Mit diesem alten Kamin kann man jedenfalls keinen Staat mehr machen.»
    «Nachwelt! Papperlapapp!», entfuhr es Kollwitz. «Wer ist denn von den Gralitz-Boltenhusen noch übrig geblieben? Bis jetzt gibt es nur eine einzige Erbin – und mehr Kinder werden ja wohl nicht mehr dazukommen.»
    Paulina erstarrte. «Wie meinen Sie das?»
    Der Verwalter biss sich verlegen auf die Lippen.
    «Kollwitz!», rief Paulina. «Täuscht mich mein Gefühl, oder geht es hier gar nicht um den Kamin, sondern um etwas ganz anderes?»
    Der Verwalter wandte sich verlegen ab. «Nun ja … Ihr Herr Gemahl … er ist schon so lange fort. Nicht dass es mich etwas angeht … aber finden Sie nicht, dass Ihr Verhältnis zueinander etwas merkwürdig ist? Wann haben Sie eigentlich zum letzten Mal eine Nachricht von ihm erhalten?»
    Paulina fühlte Zorn in sich aufsteigen. «Sie machen mir Spaß, Herr Kollwitz! Wie kommen Sie auf einmal vom Kamin im Festsaal auf meinen Gatten?»
    «Man wundert sich eben, gnädige Frau. Immerhin war er nur ein paar Wochen in Boltenhusen. Er hat sich aufgeführt, als sei dies der schrecklichste Ort der Welt, konnte nicht schnell genug wieder abreisen und hat seitdem kein Sterbenswörtchen von sich hören lassen.»
    Paulina schwieg betroffen. Sie konnte es den Leuten ja nicht einmal verdenken, dass sie diesen Eindruck von Pierre bekommen hatten. Nachdem er buchstäblich in letzter Minute mit nach Boltenhusen gefahren war, hatte er einen Brief seines Vaters als Vorwand benutzt, schon drei Wochen später wieder abzureisen. Nur durch ihre Schwägerin wusste Paulina, dass er sich in Blommersforst mit dem alten von Ostry überworfen hatte und schnurstracks zurück nach Berlin gefahren war.
    «Mein Gatte ist

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