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Die Seidenbaronin (German Edition)

Die Seidenbaronin (German Edition)

Titel: Die Seidenbaronin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Rauen
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überredet hatte.
    Was hatte die Gräfin Heimroth sich nur dabei gedacht, sie neben diese alberne Person zu setzen! Paulina dröhnte noch immer der Kopf von dem geistlosen Geplapper der Baroness. Der Gang zum Spieltisch war ihr daher für den weiteren Verlauf des Abends als das kleinste Übel erschienen. Warum war sie auch so töricht gewesen, dem Drängen des Grafen Heimroth nachzugeben und seine Einladung zu diesem Fest anzunehmen?
    «Ich fürchte, Sie werden auch diese Runde verlieren, meine Liebe», sagte die Baroness von Mahringen mit einem zufriedenen Blick auf ihr Blatt. «Hoffentlich kann Ihre Geldbörse das verschmerzen.»
    «Falls nicht, geben Sie mir doch sicher Kredit», antwortete Paulina mit süßlichem Lächeln.
    «Selbstverständlich. Ich wäre untröstlich, wenn Sie wegen Ihrer Spielschulden in Bedrängnis kämen.»
    Zwei Offiziere traten an den Spieltisch und stellten sich mit lässig verschränkten Armen zwischen die beiden jungen Frauen.
    «Es wurde höchste Zeit, dass wir uns wieder den irdischen Freuden zuwenden», sagte der eine zum anderen. Er war groß und hager und hatte einen leicht blasierten Zug um den Mund.
    «Besonders wenn man so lange darauf verzichten musste», meinte der andere, der sich ständig auf die Zehenspitzen stellte, als könne er dadurch seine geringe Körpergröße wettmachen.
    «Darf man die Herren fragen, von welcher irdischen Freude Sie sprechen?», wandte die Baroness von Mahringen sich mit einem betörenden Augenaufschlag an die beiden Offiziere.
    Der Mund des Kleineren verzog sich zu einem lausbubenhaften Grinsen. «Haben Sie eine Idee, Mademoiselle?»
    «Sie könnten das Spiel mit den Karten oder das Spiel mit den Damen meinen.» Die Baroness klimperte mit den Augen.
    «Also, wenn Sie mich fragen, ist mir Letzteres lieber!», sagte der Größere. Sein Blick wanderte zwischen der Baroness und Paulina hin und her. Er strich über seinen rotblauen Rock. «Verzeihen Sie unsere Freimütigkeit, Mesdemoiselles. Leider bekommt man im Krieg nicht allzu oft zwei so entzückende Damen zu Gesicht.»
    «Dann haben wir es also mit zwei echten Helden zu tun?», fragte die Baroness von Mahringen kokett.
    Der Größere verneigte sich galant. «Rudolf von Plirnitz, Offizier im achten hannoverschen Kavallerieregiment.»
    Die Verbeugung des Kleineren war kurz und zackig. «Und ich bin Karl von Badenburg, Offizier in eben demselben Regiment. Auch wenn wir am Ende leider den Rückzug antreten mussten, können wir doch ohne Lug und Trug behaupten, uns ehrenvoll geschlagen zu haben.»
    «Von Plirnitz?», fragte die Baroness von Mahringen. «Stammen Sie nicht aus Rostock? Ich hörte von einer großen Hochzeit in Ihrer Familie.»
    «Ja, deshalb sind wir hier», antwortete von Plirnitz. «Mein Bruder hat letzte Woche eine Dame aus Neubrandenburg geheiratet.»
    «Netterweise hat er fast all seine Kameraden dazu eingeladen», ergänzte von Badenburg. «Der Generalmajor musste uns den Urlaub genehmigen – ob er nun wollte oder nicht.»
    Die Baroness von Mahringen strahlte die beiden jungen Männer an. «Und nun suchen Sie ein wenig Erholung im friedlichen Mecklenburg?»
    «Das kommt ganz darauf an, was man unter Erholung versteht», sagte von Plirnitz und blickte ungeniert auf Paulina.
    «Sie sollten sich nur nicht übernehmen», riet die Baroness von Mahringen ein wenig beleidigt.
    «Denken Sie etwa, meine Kräfte hätten im Krieg gelitten?», fragte von Plirnitz selbstsicher grinsend, ohne seine Augen von Paulina zu nehmen. «Im Gegenteil, sie sind gerade mit aller Macht zurückgekehrt.»
    «Die Hochzeit hat wohl gewisse Sehnsüchte in Ihnen erweckt!», spottete die Baroness.
    «Ich würde das anders ausdrücken», meinte von Plirnitz. «Wenn man wochenlang mit der Verteidigung einer Festung zugebracht hat, fiebert man geradezu danach, endlich wieder die Rolle des Eroberers einzunehmen.»
    «Oh, das mit der Verteidigung müssen Sie mir genauer erzählen, Monsieur!», begeisterte sich Fräulein von Mahringen. «Es würde mich brennend interessieren, wie Sie es geschafft haben, standhaft zu bleiben.»
    «Standhaft? Davon kann im Moment keine Rede sein.» Von Plirnitz wandte sich an Paulina. «Und Sie, Mademoiselle? Würde meine Standhaftigkeit Sie auch interessieren?»
    Paulina sah zu ihm auf. «Madame», verbesserte sie kühl. «Ich bin verheiratet. Und um auf Ihre Frage zu antworten, die ich selbstverständlich auf nichts anderes als auf die Verteidigung Ihrer Festung beziehe: Nein, Ihre

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