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Die Seidenbaronin (German Edition)

Die Seidenbaronin (German Edition)

Titel: Die Seidenbaronin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Rauen
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Standhaftigkeit interessiert mich nicht. Ich verabscheue den Krieg.»
    Von Plirnitz zog die Augenbrauen in die Höhe und deutete, ganz Mann von Welt, eine Verneigung an. «Oh, ich bitte um Verzeihung, Madame. Da habe ich mich ja gleich in zweierlei Hinsicht ins Fettnäpfchen gesetzt. Es wird nicht wieder vorkommen.»
    Paulina musste unwillkürlich lächeln. Er verstand es, seine Haltung zu wahren, und er war ein guter Verlierer. An die Stelle seiner Arroganz war ein gewisser Respekt getreten.
    «Darf ich mir noch erlauben zu sagen, Madame, dass Ihnen Ihr Lächeln viel besser steht als die ernste Miene, die Sie davor zur Schau trugen! Sie sehen nun noch bezaubernder aus.»
    Paulina merkte plötzlich, wie gut es ihr tat, nach all den einsamen Monaten ein wenig bewundert zu werden.
    Von Plirnitz fasste seinen Kameraden am Arm. «Kommen Sie, von Badenburg, wir lassen die Damen ihr Spiel fortführen.»
    «Sie wollten mir noch erzählen, mit welchen Heldentaten Sie die Festung gehalten haben», versuchte die Baroness von Mahringen, ihn aufzuhalten.
    Von Plirnitz schien wenig Lust zu verspüren, sich weiter mit ihr zu befassen. «Erstens bin ich hier, um den Krieg für eine Weile zu vergessen, Mademoiselle, und zweitens bin nicht ich es, der in Flandern Heldentaten vollbracht hat. Man mag mir eine ganze Menge andichten, aber niemand wird mir vorwerfen können, dass ich mich mit fremden Lorbeeren schmücke. Das Verdienst, gemeinsam mit Scharnhorst den Durchbruch für unseren Rückzug geschafft zu haben, gebührt einem anderen unseres Regiments.»
    Paulina hatte aufgehorcht. «Flandern? Sie waren in Flandern?»
    Von Plirnitz, schon im Gehen begriffen, blieb stehen, sichtlich erstaunt, dass er die Aufmerksamkeit der jungen Frau ausgerechnet mit der Nennung eines Kriegsschauplatzes gewinnen konnte.
    «Bemerke ich da etwa doch ein gewisses Interesse?», fragte er in wiedererwachter Hoffnung.
    Paulina richtete ihren glühenden Blick auf ihn. «Sie mussten sich aus Flandern zurückziehen, sagten Sie?»
    «Ja, Madame, schweren Herzens. Wir hatten die Aufgabe, Menin, eine der österreichischen Festungen in Flandern, zu verteidigen. Obwohl die Franzosen gewaltig in der Übermacht waren und uns ringsherum eingeschlossen hatten, konnten wir sie zunächst immer wieder abschlagen. Erst der Mangel an Munition und Lebensmitteln machte unsere Lage aussichtslos. Wir waren kurz davor, uns zu ergeben, als Generalmajor von Hammerstein den Entschluss fasste, einen Durchbruch zu wagen.»
    «Obwohl Sie umzingelt waren?»
    «Wir waren zudem völlig erschöpft», führte von Badenburg den Bericht fort. «Und dennoch sammelten wir alle Kräfte, die uns noch geblieben waren. Der Durchbruch fand bei Nacht statt. Es gab zwar Verluste, aber die meisten von uns konnten entkommen. Dass wir heute hier stehen, haben wir neben dem Generalmajor besonders zwei Herren zu verdanken: dem Hauptmann Scharnhorst und einem Leutnant aus unseren eigenen Reihen. Sie haben den Ausfall nicht nur taktisch vorbereitet, sondern auch unermüdlich unsere Moral gestärkt.»
    «Dann werden die österreichischen Niederlande gar nicht mehr verteidigt?», fragte Paulina.
    Von Plirnitz schüttelte den Kopf. «Die Österreicher wurden nach der Niederlage bei Fleurus aus Flandern zurückgedrängt. Das Hauptquartier der kaiserlichen Truppen befindet sich mittlerweile in Maastricht.»
    «Das ist ja nicht mehr weit vom Rhein entfernt!», rief Paulina entsetzt. «Diese Nachrichten machen mich sehr betroffen. Ich stamme aus Crefeld am Niederrhein und bin vor einem halben Jahr von dort weggegangen. Wir haben all die Monate gehofft, vielleicht doch zurückkehren zu können.»
    «Es muss furchtbar für die Menschen dort sein, nicht zu wissen, was sie zu erwarten haben», sagte von Badenburg. «Auf unserem Rückzug sind uns Tausende von Flüchtlingen begegnet, die nur eines im Sinn hatten: um jeden Preis den Rhein zu erreichen. Sie erzählten, dass die Franzosen mit unbarmherziger Härte vorgingen.»
    «Stimmt es, dass dieser Robespierre reihenweise Menschen hinrichten lässt?», wollte Paulina wissen.
    «Robespierre ist mittlerweile selbst tot», berichtete von Plirnitz. «Einen Tag, nachdem man ihm den Prozess gemacht hatte, kam er unter die Guillotine. Man kann nur hoffen, dass es unter dem neuen Konvent nicht zu einer ähnlichen Schreckensherrschaft kommt.»
    «Nun hören Sie schon auf, über den Krieg zu reden!», ging die Baroness von Mahringen energisch dazwischen. «Sie verderben mir

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