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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ging ihr durch den Kopf, ständig hatte sie neue Ideen. Die Reise war ebenso dringend wie notwendig, ihre ganze berufliche Existenz hing davon ab. Und ihren beruflichen Ehrgeiz konnte sie steigern oder verdoppeln, wenn nicht sogar auf weitere Unternehmungen ausdehnen - schließlich war der Ehrgeiz das Einzige, was ihr geblieben war.
    Liebevoll umarmte sie Mathias, der sie nicht gleich wieder losließ. Er drückte sie an sich, und sie ahnte, dass er ihren Duft in sich aufsog, um ihn nur ja nicht zu vergessen. Sie flüsterte ihm einige aufmunternde Worte zu, versicherte ihn ihres Vertrauens und ihrer aufrichtigen Liebe und bat ihn, während ihrer Abwesenheit der Herr über das gesamte Anwesen zu sein. Natürlich versprach sie ihm auch, niemals den kleinen Nicolas zu vergessen.
    Doch als seine Umarmung allzu eng wurde, löste sie sich vorsichtig von ihm. So sehr sie ihn mochte, Alix wollte diesen Abschied
nicht mit einem verheißungsvollen Kuss beenden. Sie wollte frei und unabhängig gehen.
    Zum Schluss beugte sie sich über den kleinen Nicolas. Gott, war das Kind schön! Die rotblonden Haare, die er von seinem Vater geerbt hatte, umrahmten sein gesundes pausbäckiges Kindergesicht. Und mit den gleichen blauen Augen wie sein Vater blickte er neugierig in diese Welt, die er schon jetzt am liebsten zu umarmen wollen schien.
    Alix drückte dem Kind einen dicken Kuss auf jede Backe und übergab ihn der Fürsorge von Bertille und Pierrot, der ein Lächeln versuchte.
    »Pass gut auf ihn auf, Pierrot. Wenn ihm etwas zustößt, mache ich dich dafür verantwortlich.«
    »Warum denn das? Der Kleine hat doch schließlich einen Vater!«, lehnte sich der junge Mann auf.
    Aber in seinen Augen blitzte der Schalk, und Alix wusste, dass sie sich auf ihn verlassen konnte.
    »Solange ich auf Reisen bin, hat sein Vater anderes zu tun, als sich ständig um seinen kleinen Sohn zu kümmern. Und vergiss nicht, dass du auf Mathias hören musst. Er ist jetzt dein Herr. Er wird es auch in die Hand nehmen, neue Leute einzustellen, wenn ich ihm erst genug Geld geschickt habe, damit er die Werkstätten wieder aufbauen kann.«

17
    Als der Winter zu Ende ging, war die Pest endgültig gebannt, und der Hof bereitete seine Rückkehr nach Amboise vor.
    Die Königin und ihre Tochter Claude und die Comtesse d’Angoulême mit ihren Kindern, ihren Zofen Antoinette und Jeanne und deren Tochter Souveraine richteten sich seit dem Morgengrauen für den Aufbruch.
    Schildknappen und Diener, Lakaien und Zimmermädchen, Knechte, Köche und Barbiere, Wachen zu Fuß und zu Pferd waren auf den Beinen, eilten aufgeregt hin und her und zankten sich bei den Wagen, von denen die am schwersten beladenen das Schlusslicht der Kolonne bildeten.
    Die vornehmen Kutschen mit herausgeputzten, nervös tänzelnden Pferden und geschlossenen Sänften bildeten die Spitze, und so setzte sich an einem schönen Aprilmorgen die Equipage in Bewegung. Als der Konvoi in einem Dorf Halt machte, schlossen sich ihm Bauernjungen und Mädchen in der Hoffnung auf Arbeit an. Nachdem viel Personal des königlichen Hofes vor der Pest geflüchtet war, wurden in diesem Frühjahr viele neue Arbeitskräfte eingestellt.
    Überall auf den Straßen entlang der Loire herrschte Jubel, Trubel und Heiterkeit. Das Unglück, das so viele Menschen gefordert hatte, war überstanden und die Erleichterung groß. Die Aussicht auf ein geräumiges Schloss und ein luxuriöseres, dem Hofe Frankreichs angemessenes Leben munterte sogar niedergeschlagene Gemüter auf.

    Es war ein kühler, aber schöner, sonniger Morgen, und Louise hatte sich für den friedlichen Orion entschieden, der gern gemächlich dahintrabte.
    Die rund zwanzig Meilen von Romorantin nach Amboise bewältigte der Konvoi ohne Zwischenfälle in gut zehn Stunden - eine ausgiebige Mittagspause eingeschlossen.
    Der Konvoi aus Pferden, Sänften, Wagen und den Karren mit den Tieren war sehr früh am Morgen aufgebrochen und näherte sich nun allmählich den engen Ufern des Beuvron. Die Straße war zwar sehr gut ausgebaut, aber schmal. In Chaumont, wo es bereits lebhafter zuging, mündet der Beuvron dann in die träge dahinfließende, breite Loire.
    Königin Anne weigerte sich hartnäckig, ihre Sänfte zu verlassen, weil sie ununterbrochen ihre Tochter beobachten wollte, um sicherzugehen, dass es ihr auch wirklich an nichts fehlte. Die arme Königin hatte schon zu oft erlebt, dass ein Kind von ihr bald nach der Geburt gestorben war, und sorgte sich deshalb

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