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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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und Euch bewundert. Das hat er Euch mehr als einmal gesagt. Er hält viel davon, wie Ihr Menschen und Tiere darstellt, und ist begeistert von Euren Teppichen. Als Maler genießt er ein gewisses Ansehen unter den Illuminierern;
wahrscheinlich gehört er nicht zu den größten unter ihnen, aber immerhin ist er bekannt und wird sehr gerühmt.
    Gebt mir einfach Bescheid, wenn Ihr nach Amboise kommt. Natürlich können Juan und Lisette bei mir bleiben, solange Ihr auf Reisen seid. Macht Euch keine Sorgen wegen Lisettes Entbindung, es wird bestens für sie gesorgt. Falls das für Euch ebenfalls eine Erleichterung wäre, könnt Ihr auch gern Euren Araber und Eure spanischen Maultiere bei mir unterstellen. Man wird sie gut pflegen und füttern, das könnt Ihr mir glauben.
    Liebe Alix, ich freue mich jetzt schon sehr auf Euren Besuch in Amboise. Herzliche Grüße, auch von meinen Kindern
     
    Louise.
    Als Alix den Brief gelesen hatte, war sie wie vor den Kopf geschlagen. Was sollte sie nur ohne die Patenschaft des Königs tun? Allein sein Name konnte sie von den anderen Männern unterscheiden, die ebenfalls ihre Werke der Gilde präsentieren wollten. Die Zunftmitglieder würden beim Namen Robinet Testard nur müde lächeln - auch wenn er ein guter Illuminierer war.
    »Warum reist Ihr nicht nach Neapel? Vielleicht könntet Ihr den König dort treffen«, meinte Abbé Mirepoix, der äußerst zufrieden aus Lyon zurückgekehrt war.
    »Nach Neapel! Nein, das ist unmöglich. Ich muss nach Flandern, nicht nach Italien.«
    Kaum hatte sie das gesagt, als ihr eine Idee kam. Warum sollte sie eigentlich nicht nach Italien fahren, wenn sie dann von Flandern aus Mathias das nötige Geld schickte, damit er die Arbeit an ihren Aufträgen wieder aufnehmen konnte? Sie wäre auch so nur etwa sechs Monate unterwegs.

    »Nur mal angenommen, ich würde nach Italien reisen, warum sollte ich dann nicht gleich nach Rom fahren. Julio könnte mich begleiten. Ich bin sicher, Monsignore Jean de Villiers würde mir diesen Gefallen nicht verweigern. Wahrscheinlich würde er die Patenschaft sogar zu Ehren von Jacquou übernehmen.«
    Sie nickte entschlossen, weil sie sich immer mehr mit dieser Idee anfreundete, die sie für eine der besten hielt, die sie in letzter Zeit gehabt hatte.
    »Was haltet Ihr davon, wenn Ihr uns begleiten würdet, André?«
    Niemand störte sich daran, dass Alix ihren neuen Freund, den Mönch, einfach bei seinem Vornamen nannte, und jeder wusste, dass sie eine ganz besondere Freundschaft zusammenschweißte. Ein Kirchenmann war und blieb aber unanfechtbar, und diese Gewissheit genügte allen.
    Bruder André Mirepoix war über den Vorschlag von Alix äußerst überrascht. Nach Italien! Er! Der Lyoner, der noch nie in diesem Land gewesen war! Ein verführerischer Gedanke. Eigentlich war es höchste Zeit, dass er sein Schneckenhaus verließ und sich von dem kleinen Apothekermönch verabschiedete, der immer nur Heilpflanzen verzeichnete. Er hatte sich lange genug zurückgezogen. Sein Bruder Jacques hatte schon oft zu ihm gesagt: »Werde endlich Domherr und sieh zu, dass du es in der Kirche zu etwas bringst. Unsere mächtige Familie kann dich dabei unterstützen.« Manchmal fügte er sogar noch hinzu: »Du bist der Klügere von uns beiden, du hast mehr Verhandlungsgeschick und mehr Talente als ich. Worauf wartest du also noch? Wie lange willst du noch in dieser kleinen Provinzpfarrei vor dich hinmodern, anstatt deine brillanten Fähigkeiten unter Beweis zu stellen?« Ja, Jacques rügte seinen Bruder zu Recht. Aber André wusste auch, dass diese zehn bescheidenen Jahre für ihn ein Segen gewesen waren, weil nun der andere André zum Vorschein kommen konnte. Der kleine
Mönch Mirepoix vollzog eine große Verwandlung, weil seine Begegnung mit Alix alles in ihm in Bewegung gesetzt hatte.
    »André!«, raunte sie.
    Der Mönch fuhr zusammen. Ach, dieser Vorname! Wie schön klang sein Name, wenn er so zärtlich ausgesprochen wurde.
    »Natürlich begleite ich Euch! Zwei ritterliche Begleiter sind besser als einer. Und bevor wir nach Italien fahren, machen wir einen Abstecher nach Lyon, da habe ich noch etwas zu erledigen, was uns für unsere weiteren Unternehmungen sehr nützlich sein dürfte.«
    »Das ist sehr gut, mit Julio und Euch fühle ich mich ganz sicher. Ich glaube, endlich wird alles wieder gut.«
    Als schließlich alles geklärt war, verabschiedeten sie sich dann auch bald. Alix wollte die Abreise nicht länger hinauszögern, zu viel

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