Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
kümmerte.
    Wenige Tage nach seiner Rückkehr hatte er den Kindern von Louise die jungen Herren Robert de La Marck und Philippe de Chabot vorgestellt. Beide waren dem Charme von Amboise sofort erlegen, und ihre Begeisterung kannte keine Grenzen.

    Eine Woche später traf Anne de Montmorency mit einer ganzen Schar von Dienstboten ein, die umgehend in Allgemeinbesitz übergingen.
    Marguerite war hingerissen von den geistreichen Reden des jungen Montmorency, mochte aber ebenso de La Marcks forsche Art und das feurige Temperament von Chabot - lauter Qualitäten, die sie schon an ihrem jüngeren Bruder schätzte und die sie nur für sich einnehmen konnten.
    Die Kinder von Louise d’Angoulême und diese fröhliche Schar, zu der sich auch noch die ungestüme Souveraine gesellte, bildeten bald eine eingeschworene Gemeinschaft.
    Eines Tages verlangte Louis XII., der einen wunderbaren Sommer und einen sonnigen und warmen Herbst auf Amboise verbracht hatte, als die Strahlen der untergehenden Sonne das Loiretal goldrot färbten, nach dem Abendessen ein Gespräch mit Louise.
    Ein kalter, harter Winter stand bevor, und in dem Raum, der alles beherbergte, was der König liebte - an den nackten Wänden hingen die verschiedensten Waffen, Schilde, Piken, Hellebarden, und Büchsen -, brannten gewaltige Holzscheite in einem riesengroßen Kamin und verbreiteten wohlige Wärme bis hin zu den Spitzbogenfenstern.
    Louise trug wieder einmal ein dunkelgrünes Kleid, das ihre goldenen Pupillen besonders gut zur Geltung brachte. Ein schwarzes Samtband hielt ihre rotblonde Haarpracht zusammen, und um den Hals trug sie einen kleinen Smaragd an einer Silberkette.
    Sie öffnete die Tapetentür, die von dem dunklen Gang zu den Privatgemächern des Königs führte, und ging die Wendeltreppe hinunter zum Waffensaal. Der Eingang war nur von zwei Öllampen beleuchtet, die an einem großen Eisengestell an der Decke hingen.

    Ehrerbietig näherte sie sich dem König und machte eine tiefe Verbeugung vor ihm. Er nahm ihre Hand und führte sie zu einem Pult, das passend zu den Tapeten mit Brokat bezogen war.
    »Ihr habt nach mir verlangt, Sire. Da bin ich.«
    »Was mich über die Maßen erfreut, meine liebe Louise.«
    Der König trat zum Kamin, und es sah so aus, als würde er sich eine Weile ganz in den Anblick der Funken vertiefen, die über dem Feuer tanzten, bis er zu Louise zurückkam.
    »Ihr seid wirklich mehr als verführerisch, meine liebe Cousine! Dieses Smaragdgrün steht Euch ausgezeichnet; es macht Euch noch bezaubernder, als Ihr ohnehin seid.«
    Weil Louise keine Antwort auf dieses Kompliment gab, lehnte er sich an eine der weißen Steinwände und nahm eine Büchse in die Hand, deren Lauf sehr schön mit Silber verziert war. Er hielt sie mal mit der einen, mal mit der anderen Hand, bewunderte sie mit einem leisen zufriedenen Seufzer und hängte sie an ihren Platz zurück.
    »Ich muss einige Einzelheiten, Eure Zukunft betreffend, mit Euch besprechen. Gefällt Euch die Gegend um Amboise?«
    »Nicht nur die Gegend, Sire, ich bin entzückt von dem Schloss Amboise.«
    »Nun, nachdem mir die Königin eine Erbin geschenkt hat, habe ich noch immer keinen direkten Thronfolger, und Euer Sohn François steht nach wie vor an erster Stelle. Ich habe die Hoffnung aufgegeben, einen Sohn zu bekommen, und der Eure ist gegenwärtig die zweitwichtigste Person im Königreich. Ich bin mehr denn je der Überzeugung, dass er eines Tages den Thron besteigen wird.«
    Louise sah den König an und wartete ab, ob er fortfahren wollte. Es erstaunte sie sehr, dass er so ganz ohne Umschweife auf dieses heikle Thema zu sprechen gekommen war.

    »Der Duc de Valois soll wie ein Königssohn behandelt werden. Dafür trage ich Sorge, Louise.«
    Er nahm ihre Hand in seine große Hand, die für ihren Geschmack etwas zu glatt und weich war.
    »Fühlt sich François denn hier auch so wohl wie Ihr, meine liebe Cousine?«, fragte er mit Bedacht. »Hat er Freude am Leben auf Amboise?«
    »Mehr als Ihr ahnen könnt, Sire! Ihr habt ihn ja so mit Eurer Gunst überhäuft.«
    Louis XII. ließ die Hand der Comtesse d’Angoulême los und ging zurück zum Kamin, in dem es knisterte und krachte wie bei einem Gewitter an einem flammendroten Himmel. Louise sah ihm nach und versank dann selbst in der Betrachtung der hohen, beruhigenden Flammen, in deren Schein die Feuerböcke orangerot leuchteten.
    »Ich bin mittlerweile leider nicht mehr der Jüngste, und die Provinz Mailand, die ich erobert habe,

Weitere Kostenlose Bücher