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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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werfen konnten.
    Aus diesem Grund ritt Alix langsamer als ihre Freundinnen. Manchmal blieben Louise oder Marguerite stehen und warteten auf sie oder machten ihr Mut, waren aber bald wieder so von der Jagd begeistert, dass sie nach vorn preschten.
    François war noch zu jung für eine Jagd. Deshalb drehte er im Schlosshof schimpfend seine Runden, während er auf die Rückkehr der Jäger und ihre Geschichten wartete.
    Die dunklen, dichten Wälder um Blois boten ein schönes Farbenspiel. Die Baumwipfel verloren sich in dem endlosen Sommerblau des Himmels, das das Geschrei und Gekreisch der Vögel kaum störte. Mit seinem durchsichtigen Blau überragte der Himmel die Eichen, Ulmen und Birken, die dicht gedrängt standen, das Sonnenlicht filterten und den Reitern angenehm kühlen Schatten spendeten.
    Als alle Hunde losgelassen waren, untersuchten die Fährtenleser die ganze Gegend. Sie mussten die Spur von dem Hirsch und die von den Hunden erkennen können, damit man nicht zehnmal an dieselbe Wegkreuzung kam. Die Meute stürmte querfeldein. Manchmal hob ein Hund die Pfote und schnupperte mit
der Schnauze in den Wind, wenn er einen Geruch erkannt zu haben glaubte. Die Anführer unter den Hunden blieben dauernd stehen, drehten sich um sich selbst, zögerten und kehrten an eine Stelle zurück, die sie kaum wiedererkannten.
    Gelegentlich wurde bei der Jagd ein Wolf aufgescheucht, der aber wieder verschwand, ohne ihr Ende abzuwarten. So lautlos wie möglich, misstrauisch, schlau und einsam wie er war, entging ihm kein Geräusch, und er witterte jeden Geruch. Um dem lauten Treiben zu entgehen, kehrte er auf demselben Weg zurück, auf dem er gekommen war. Solange der Wolf kein Dorf angriff, ließ man ihn ziehen.
    Der Klang der Jagdhörner rief verirrte Jäger zur Ordnung. An der Seite des französischen Königs, der sich so ausgezeichnet aufs Jagen verstand, ob es nun um einen Hirsch, ein Wildschwein oder auch nur um kleines Wild ging, fühlte sich Philipp immer wohler.
    Und Philipp, der auch »der Schöne« genannt wurde, wegen seiner stattlichen Gestalt und den außerordentlich harmonischen Gesichtszügen, machte wirklich eine gute Figur! Er genoss jeden einzelnen Augenblick der Jagd. Er liebte dieses Land, die Landschaft und die Farben. Oh, wie weit weg war jetzt das trockene, dürre Spanien, und wie sehr schätzte er dieses Tal der Loire, das ihn mit seiner angenehmen Kühle und seinem üppigen Grün verzauberte. Er hörte, dass man den Hirsch hinter einem Teich aufgestöbert hatte. Man blies zum Halali, aber das Tier sprang auf und nahm Reißaus.
    »Wenn wir den Hirsch nicht finden können, wird aus der Jagd bald ein Spazierritt«, sagte Louise vergnügt zu Marguerite.
    »Seid Ihr etwa nicht zufrieden, Mutter? Ihr wollt doch immer, dass eine Jagd auch ein Vergnügen ist und es Euch besondere Freude macht, wenn es ein heiterer Zeitvertreib wird.«

    »Da hast du recht, und Antoinette und Jeanne werden bestimmt bedauern, uns nicht begleitet zu haben.«
    »Ihr Pech!«, meinte Marguerite lachend.
    Dann wandte sie sich an Alix und sah, dass die mit Jason zu kämpfen hatte. Sie gab ihm sogar die Sporen, was sonst nicht ihre Art war.
    »Seht nur, Mutter, ein Reiter hat Alix angesprochen, und Jason wirkt sehr nervös. Seht Ihr, wie er die Ohren aufstellt?«
    Und tatsächlich! Es war kaum auszumachen, wer sich mehr aufregte, das Pferd oder die Reiterin? Sire Van Thiegen, der große Weber, hatte unbedingt an der Jagd teilnehmen wollen und sich nun neben Alix gedrängt, um seine Lästereien loszulassen.
    »Mortagne lässt Euch niemals in Ruhe«, hatte er gerade gesagt und gemein gegrinst, »das garantiere ich Euch.«
    »Meinetwegen, soll er doch kommen und sich bei meinem Gatten beschweren. Warum hat er das nicht längst getan? Mein Mann ist schließlich schon fast einen ganzen Monat aus Italien zurück.«
    »Geduld, meine Liebe, Geduld! Er tut es noch. Wartet nur ab!«
    »Was soll das heißen?«, gab Alix zurück; sie war wütend über die Unverfrorenheit dieses Mannes, der es wagte, sie auf einer königlichen Jagd zu belästigen. »Was wollt Ihr damit sagen?«
    Van Thiegen machte eine vielsagende Grimasse, lächelte dann aber wieder geheimnisvoll.
    »Alles hat seine Zeit.«
    Alix hielt abrupt an, und Jason wieherte laut. Dann nahm sie ihn am Zügel und machte eine Kehrtwendung.
    »Ihr seid doch nur ein abgefeimter Lügner!«
    Der andere war empört über diese Beleidigung. Er richtete sich auf, funkelte Alix gefährlich an und

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