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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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bist du verliebt, wenn ich fragen darf?«
    »In Lisette, Señora.«
    Nun wandte sich Louise an Philibert, der zu seiner Herrin getreten war, um Auskunft zu geben.
    »Wer ist diese Lisette?«
    »Lisette ist ein Zimmermädchen von Königin Anne, Madame. Da kann er doch nicht nach Spanien zurück - er würde sie ja nie wiedersehen!«
    Da hörte man Antoinette laut lachen.
    »Ich fürchte, meine liebe Alix, wenn Ihr Juan in Eure Dienste nehmen wollt, müsst Ihr auch noch seine Verlobte mitnehmen!«

7
    Der gesamte Hofstaat war von König Ludwig zur Jagd geladen worden. Zuerst fand eine Hirschjagd statt, und Philipp von Österreich war sichtlich begeistert. Seine Frau allerdings erfüllte nicht so ganz die Erwartungen des Hofes, weil sie bereits am Vorabend erklärt hatte, nichts davon zu halten, durch den Wald zu reiten, um irgendein armes Tier aufzustöbern, das den raubgierigen Jägern zu entkommen suchte.
    Johanna zog sich lieber in ihre Gemächer zurück und spielte Zither. Louise hatte ihr das Instrument gebracht, als sie sie darum gebeten hatte, und nun liebkoste sie mit ihren zarten Fingern von morgens bis abends sanft die Saiten, unempfänglich für das Vergnügen, das es dem Hofstaat bereitete, durch die umliegenden Wälder zu streifen.
    Alix nahm zum ersten Mal im Leben an einer Jagd teil und sperrte die Augen auf, um sich von den tausenderlei Motiven für ihre Tapisserien auch nur ja nicht das kleinste Detail entgehen zu lassen. Sie beobachtete das Laub der Bäume, das Hecheln der Hunde, die Blicke und Gesten der Jäger, wenn sie Schritte vernahmen oder eine Fährte entdeckten. Sie interessierte sich für alles, bis hin zu einem kleinen Insekt auf einem Grashalm oder einer Ackerwinde, die sich um einen Efeuzweig rankt.
    Jacquou konnte nicht reiten, weshalb ihm die Jagd kein Vergnügen bereitete und er lieber mit seinem Freund Van Orley durch die alte Stadt Blois schlenderte und die kleinen Geschäfte besichtigte. So diskutierten sie mit einem Pergamentmacher, der
dem Maler versicherte, sein Pergament sei so glatt, dass der Pinsel nicht hängen blieb. Und der Weber verweilte lange bei einem Färbermeister, der mit Krapp arbeitete und daraus ein dunkles Rot machte, das beinahe granatrot aussah und mit dem man die Gewänder der Prälaten und die prächtigen Kleider der feinen Gesellschaft färben konnte.
    Maître Van Orley und Maître Cassex hatten also an diesem schönen Tag anderes zu tun als die königlichen Jagden zu beobachten, die ganz in ihrer Nähe abgehalten wurden.
    Schon im Morgengrauen hatten sich die Reiter im Schlosshof versammelt, und bald konnte man hören, wie sie ihre Pferde anspornten, während die Pferdeknechte die Hunde aus den Zwingern holten. Die lärmende Meute ließ nicht lange auf sich warten. Hühnerhunde und Jagdhunde, schottische Hirschhunde und kleine Windhunde - alle waren aufgeregt, und ihr lautes Gebell tönte durch das Schloss, als sie spornstreichs auf den Schlosshof gelaufen kamen.
    Die großen Hunde wurden von den Spurensuchern an der Leine geführt und schnupperten sofort herum, während die Windhunde frei herumliefen, ungeduldig sprangen und laut kläfften und die Schnauze in die Luft hielten, als witterten sie bereits ein Opfer für ihr Jagdfieber.
    Der Ausritt aus dem Schloss fand mit dem allergrößten Pomp statt - Herolde und Jäger bliesen ins Horn. Dann verließ die Gesellschaft die Stadt und bog in die großen Alleen, die zu den wildreichen Wäldern führten.
    Hetzjäger und Meisterpiqueure, Spurenleser, Hundeführer, Reiterinnen und Reiter, alle begaben sich nach strenger Jagdordnung zur ersten Lichtung, von der aus man sich dann verteilen durfte.
    Marguerite ritt auf ihrer grauen Zelterstute neben Louise und Souveraine. Ein kleines Stück hinter ihnen folgte Alix, die noch
nicht viel Erfahrung mit langen Ausritten in den Wald hatte und ein wenig verkrampft auf ihrem Pferd saß, was sie sich aber nicht anmerken lassen wollte. Sie konzentrierte sich auf den Weg, hielt ihr Pferd fest am Zügel und spürte, dass sie Jasons ungestümes Temperament bereits besser kontrollieren konnte. Louise und Marguerite hatten sie mit guten Ratschlägen überhäuft, und Alix wusste nun, dass sie sich vor den Wurzeln und Baumstümpfen hüten musste, an denen sich ein schlecht gerittenes Pferd leicht die Füße verletzen konnte. Die niedrigen Äste der Bäume stellten eine weitere Gefahr dar, weil sie einem unachtsamen Reiter schnell ins Gesicht schlugen und ihn sogar aus dem Sattel

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