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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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erwiderte scharf:
    »Mortagne sammelt gerade einige Leute, die Euch bald den Rücken kehren werden. Dann begreift Ihr vielleicht endlich, dass
Ihr nicht eigenmächtig handeln dürft, wenn es Euch gar nichts angeht. Euer Gatte wird sich sehr bald an Eurer Stelle entschuldigen müssen, meine Beste.«
    »Das wird er nie tun!«
    Van Thiegens wütende Miene ließ nichts Gutes ahnen.
    »Das werden wir ja sehen«, meinte er höhnisch.
    Alix hätte nur zu gern ihre Reitpeitsche gehoben, aber dabei verlor sie womöglich das Gleichgewicht. Vom Pferd zu fallen wäre eine Schande - und dieser Mann wartete nur darauf, sie vor dem königlichen Hofstaat lächerlich zu machen.
    Sie sah, wie Louise und Marguerite sie von weitem beobachteten, und versuchte sich zu beruhigen, obwohl sie vor Zorn kochte.
    »Ich gewähre Euch Bedenkzeit, meine Teure. Aber ich kann Euch jetzt schon versichern, dass Ihr euch entweder bei den Webern für den Affront entschuldigen müsst, sie um ihr Vorrecht gebracht zu haben, als Erste mit dem T für Tours zu unterzeichnen, das Euch nicht zusteht, oder …«
    »Genug, Monsieur!«, rief Alix außer sich vor Wut. »Ich werde nichts dergleichen tun, und mein Mann genauso wenig. Darauf könnt Ihr euch verlassen.«
    »Dann werden wir eben, wenn wir erst genug Weber sind, damit wir unser Recht einfordern können, einen Prozess gegen Euch anstrengen.«
    »Nur zu, Monsieur! Meister Jacques Cassex und ich sehen dem gelassen entgegen.«
    »Ihr wisst aber doch wohl, dass Euch ein verlorener Prozess das Genick bricht, meine Kleine?«, höhnte Van Thiegen. »Von der Strafe werdet Ihr euch nicht wieder erholen.«
    In diesem Augenblick ritt Marguerite auf Alix zu.
    »Ist alles in Ordnung, Alix?«, fragte sie besorgt, als sie sah, dass ihre Freundin hochrot war.

    »Macht Euch keine Sorgen!«, sagte Van Thiegen und verbeugte sich vor der jungen Reiterin, der man sofort ansah, dass sie sicher im Sattel saß, »diese junge Person hier«, und er deutete mit seiner Peitsche auf Alix, »schien Schwierigkeiten mit ihrem Pferd zu haben. Ich habe ihr meine Hilfe angeboten, was sie aber brüsk abgelehnt hat. Also habe ich ihr viel Glück gewünscht.«
    Er grüßte Marguerite zum Abschied und machte kehrt.
    »Gibt es ein Problem?«, fragte Marguerite nun noch einmal und musterte den gequälten Gesichtsausdruck ihrer Freundin.
    »Ja!«, antwortete Alix und gab sich alle Mühe, wieder ruhig zu werden. »Der Mann ist ein Weber aus Brüssel, dessen Ansichten ich nicht teile.«
    Nun kam auch Louise zu ihnen, und es entging ihr nicht, wie aufgeregt die junge Frau war und dass es ihr kaum gelang, ihr Pferd im Zaum zu halten.
    »Ich kenne ihn«, sagte sie. »Es ist Maître Van Thiegen aus Brüssel. Hat er Euch Ärger gemacht?«
    »Ach was! Wir waren uns nur nicht einig wegen einer Sache, die ich in Abwesenheit meines Mannes unternommen habe.«
    »Fändet Ihr es sehr indiskret, wenn ich Euch frage, worum es sich dabei handelt, Alix?«
    »Nein, ganz und gar nicht, Louise. Es geht um den Buchstaben ›T‹, mit dem ich die Wandteppiche für Seigneur de La Tournelle signiert habe.«
    »Ist das denn im Val de Loire nicht üblich?«
    »Nein, eben nicht! Aber in Brüssel, in Brügge, in Tournai, in Arras und sogar in Paris macht man das so. Alle bedeutenden Weber verwenden den Anfangsbuchstaben ihrer Stadt, um damit ihre Arbeiten zu signieren. Und ich habe als Erste das ›T‹ für Tours verwendet und werde es auch behalten.«
    Louise nickte zustimmend.

    »Da habt Ihr recht. Aber Van Thiegen verfügt im Norden über einigen Einfluss. Gibt es denn noch andere Kommanditäre, Kaufleute oder Weber, die sich darüber beklagt haben?«
    »Bisher sind es nur zwei Weber, einer aus Tours und einer aus Brüssel. Van Thiegen hat aber gerade behauptet, dass er weitere finden und einen Prozess gegen uns anstrengen wird.«
    »Das ist sehr ärgerlich, weil Ihr bei einem Prozess sehr viel Geld verlieren könnt. Aber tröstet Euch - immerhin werdet Ihr dadurch zehnmal schneller bekannt als sonst. Euren Finanzen dürfte die Sache aber ziemlich schaden.«
    Bis die Jagd allmählich zu Ende ging, schwebte diese Drohung wie ein dunkler Schatten über Alix, und sie konnte es kaum erwarten, mit Jacquou darüber zu reden.
     
    Die Feiern dauerten mehrere Tage. Morgens sah Johanna von ihrem Fenster aus, wie sich Philipp mit Louis davonmachte, und für den Rest des Tages blieb er dann unsichtbar. Nicht einmal kam sie in den Genuss seiner Gegenwart, und wenn er einmal nicht

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