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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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alles abkratzen. Nicht weil Ihr bei mir Dreck macht,
nein, nein! Aber dann fühlt Ihr euch bestimmt wohler. Ich bring’ Euch eine Badeschüssel.«
    Und gleich kam sie mit einer großen Wanne zurück und brachte auch noch einen Strohsack, den sie auf den Boden legte.
    »Wenn Ihr irgendwas braucht - ich bin nebenan. Ihr müsst nur klopfen, dann komm’ ich. Morgen bringt Euch Théodore dann auf den richtigen Weg. Man kann auch von hinten auf die Hauptstraße. So muss Euch der umgestürzte Baum nicht stören. Gute Nacht.«
    Zum Schluss trug sie Juan noch auf, den Stall gut zu verriegeln, wenn er dort zum Schlafen gegangen war.

10
    An den beiden folgenden Tagen gab es zwar keine Gewitter, es war aber weiter drückendheiß. Und während der letzten drei Tage ihrer Reise tobten Sturm, Donner und Blitz dann wieder schlimmer als zuvor, so dass die Pferde nur langsam vorankamen.
    Immer wieder zogen bedrohliche Unwetter am Himmel auf, sintflutartige Regenfälle fielen und Blitze zuckten und hinterließen Brandspuren. Versperrte Straßen und Verwüstungen, Äste, die beiseite geräumt werden mussten, um die Wege passierbar zu machen, Gießbäche, die es zu umgehen hieß - all das machte die Reise sehr beschwerlich und langsam.
    Die Menschen auf dem Land begannen sich wegen der nicht enden wollenden Unwetter zu ängstigen und fürchteten, sie würden sich nie von ihren schrecklichen Verwüstungen erholen. Doch wenn es dann Morgen wurde, und der Sommerhimmel azurblau über Feldern und Wiesen leuchtete, war die Sache schnell wieder vergessen.
    Trotz der erschwerten Reisebedingungen fand Alix jeden Abend ein Gasthaus, in dem sie die Nacht verbringen konnten, und so erreichten sie Reims ohne weitere große Zwischenfälle. Dort wollte Alix Bischof Robert de Lenoncourt aufsuchen. Seigneur de La Tournelle, dessen Sohn mit dem Erzbischof von Reims befreundet war, hatte ihr mitgeteilt, dass der vielleicht eine Bestellung bei ihr in Auftrag geben wollte.
    Also stieg Alix erst einmal im Gasthaus »Zur Fetten Henne« ab.
Meister Gerbert, der Gastwirt, war sehr angesehen und beherbergte, wie es hieß, nur die besten Kunden aus der Region. Die Börse von Alix wurde dadurch zwar schmaler, aber man konnte nicht in einer billigen Herberge absteigen, wenn man beim Erzbischof von Reims vorsprechen wollte.
    Außerdem hatte sie auch nicht vor, lange in Reims zu bleiben, weshalb sie sich gleich am ersten Tag ins Pfarrhaus begab, um zu erfahren, wann und wo sie den Bischof sprechen könne.
    Man ließ sie lange hinter der Kirche, in dem Obstgarten neben dem Chorraum hinter dem Hochaltar warten. Sie hatte sich auf eine Bank gesetzt und wartete geduldig, als aber niemand kam, ging sie ins Pfarrhaus zurück.
    Dort hieß es, dass eine Nonne sie empfangen würde, die sich aber gerade bei den Anbauten neben der Kathedrale aufhielt, also bei den Stallungen. Schweinestall, Kaninchenställe und Hühnerhof waren durch einen Zaun von den angrenzenden Äckern getrennt. Dort wartete Alix erneut, aber wieder kam niemand zu ihr. Als sie gerade wieder ins Pfarrhaus zurückgehen wollte, sagte ihr jemand, Abbé Mirepoix sei im Gemüsegarten und würde sie empfangen.
    Also umrundete sie noch einmal die Kirche und ging zu dem Garten auf der anderen Seite des Zauns, den sie vorher gar nicht bemerkt hatte.
    Dort entdeckte sie endlich zwischen den Gemüsebeeten einen kleinen Mönch, der auf sie zukam. Er hatte einen struppigen Bart und schien nicht erpicht, mit ihr zu sprechen. Ohne Alix zu begrüßen, wartete er ihre Erklärung ab.
    »Guten Tag, ich suche Abbé Mirepoix.«
    Der Mönch sah sie mit seinen dunklen Äuglein an, sagte aber nichts. Er machte einen so unfreundlichen Eindruck, dass Alix schon befürchtete, er sei nicht der, nach dem sie suchte.

    »Bitte entschuldigt«, begann sie höflich, »aber seid Ihr vielleicht Abbé Mirepoix?«
    »Ist jetzt etwa die richtige Zeit, im Pfarrhaus zu stören?«, geruhte er schließlich zu bemerken.
    »Oh, ich bitte vielmals um Entschuldigung! Ich dachte, am Vormittag käme ich nicht ungelegen. Am Nachmittag seid Ihr Mönche doch so beschäftigt, dass man Euch noch viel mehr stören würde.«
    Ihre Antwort war geschickt und klug, aber der kleine Mönch war dennoch nicht mit ihr zufrieden. Enttäuscht senkte Alix den Kopf und entdeckte dabei eine kleine Wurzel in seiner Hand, an der winzigkleine grüne, spiralförmige Blätter wuchsen.
    »Oh!«, rief Alix und, »das sind ja Triebe von einer Osterluzei!«
    In Wirklichkeit war das

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