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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Missverständnis.«
    »Aber …«

    »Es genügt, Madame. Wenn Ihr Euch bitte zurückziehen wolltet.«
    »Aber Monseigneur«, beharrte Alix, die spürte, wie sie immer zorniger wurde, »Seigneur de La Tournelle, für den wir arbeiten, hat uns Euch empfohlen, indem er uns erklärte, er sei Euer Freund.«
    »Hier geht es um zwei verschiedene Personen. Der Herr, von dem Ihr sprecht, ist der Sohn, den ich aber nicht kenne.«
    »Wollt Ihr damit etwa sagen, dass es einen anderen Seigneur de La Tournelle gibt …«
    »Ja, seinen Vater«, unterbrach sie der Erzbischof schroff. »Und der kontrolliert den gesamten Seidenwarenmarkt in Flandern.«
    »Könnt Ihr die Seide denn nicht woanders her bekommen?«
    »Nur zu, versucht es doch einmal!«
    Sie merkte, dass ihre Frage dumm gewesen war und nur zu neuer Feindseligkeit führen musste. Weil sie aber das Gefühl hatte, der Auftrag sei ohnehin verloren, wollte sie sich nicht weiter demütigen lassen.
    »Schade, dass ich den weiten Weg umsonst gemacht habe«, sagte sie nun ihrerseits kühl.
    »Meinetwegen hättet Ihr ruhig zuhause an Eurem Herd bleiben können.«
    »Der kann sehr gut auch einmal ohne mich auskommen«, gab sie zurück.
    Und weil der Erzbischof unbedingt zynisch und boshaft sein musste, war Alix auch nicht um eine zusätzliche Bemerkung verlegen.
    »Ihr seid nicht der Einzige, der Aufträge vergibt, Monseigneur«, sagte sie und wurde immer wütender. »Ich habe schon einige Geschäfte abgeschlossen.«
    Wieder sah er sie herablassend an.

    »Dann seid Ihr also wie eine Abenteurerin unterwegs!«
    »Nein, Monseigneur, ich bin keine Abenteurerin!«, gab sie zornig zurück. »Ich mache mich auf den Weg, weil ich weiß, wie schwierig die Geschäfte heutzutage für jeden Weber, jeden Tuchhändler und jeden Färber sind.«
    Seine Augen glühten wie die von einem Raubvogel kurz vor dem tödlichen Angriff.
    »Seid Ihr nicht nur eine einfache Arbeiterin?«
    Unter dieser Beleidigung zuckte Alix zusammen, hatte sich aber schnell wieder im Griff, weil sie nicht um eine Antwort verlegen sein wollte.
    »Durchaus nicht, Monsieur, ich bin zur Meisterprüfung zugelassen.«
    »Wer oder was beweist mir das? Ihr Frauen seid so durchtrieben.«
    »Durchtrieben! Wie kommt Ihr nur darauf, Monseigneur! Fragt mich doch einfach, aus welchem Material ich den Teppich, den ich Euch anbieten wollte, machen würde, welchen Karton ich verwenden und welchen Webstuhl ich dafür nehmen würde. Ihr wisst bestimmt, dass Euch das nur ein Webermeister sagen kann.«
    Er stand auf, ging einen Schritt auf sie zu, und seine Augen funkelten böse.
    »Ich habe nicht die Absicht, Euch danach zu fragen.«
    »Gestattet, dass ich es Euch dennoch sage.«
    Und als er sie mit einer ärgerlichen Handbewegung abfertigen wollte, begann sie ganz ruhig:
    »Der Teppich, den ich Euch anbieten wollte, nachdem der Sohn von Seigneur de La Tournelle mit mir darüber gesprochen hatte, sollte ein riesengroßes Wandbild sein, angelehnt an die großen prunkvollen Prozessionen zu Ehren des heiligen Piat .
Der Teppich wäre aus weicher spanischer Wolle gewebt worden. Das ist die beste, weil sie vollständig entfettet ist und alle Fäden die gleiche Stärke haben. Mit den feinen Fäden aus Arras und glänzender Wolle aus Italien hätte ich den Millefleurs-Hintergrund gewoben. Aus den purpurroten Fäden aus Zypern, die alle mit Krapp aus dem Val de Loire gefärbt sind, und den Goldfäden, die ich nach meiner eigenen Technik verwende, wären schließlich die kostbaren Gewänder der Bischöfe entstanden, die mir unser Freund, der flämische Maler Van Orlay, zeichnen sollte.«
    »Genug jetzt!«, unterbrach sie der Erzbischof. »Ich verschwende nur meine Zeit, und Ihr macht euch lächerlich.«
    »Ich fürchte, ich verschwende hier meine Zeit, Monseigneur! Dann wird der Teppich, auf dem die großen Bischöfe von Frankreich zu sehen sein werden, eben für einen anderen Prälaten angefertigt, der von höherem Rang ist als Ihr. Allerdings werdet Ihr dann auch nicht in der ersten Reihe auf diesem Kunstwerk abgebildet sein.«
    »Ich verbiete Euch, Euren Spott mit mir zu treiben!«, tobte der Erzbischof und warf ihr tödliche Blicke zu.
    »Ihr habt mir gar nichts zu verbieten. Aber ich verspreche Euch, dass dieser wunderbare Teppich eine Wand im Vatikan schmücken wird.«
    Er lachte höhnisch.
    »Im Vatikan! Aha, kleine Hochstaplerin! Miese, kleine Lügnerin!«
    Nun war Alix außer sich und spürte den Zorn in sich hochsteigen.
    »Ja, Monseigneur! Im

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