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Die Seidenstickerin

Die Seidenstickerin

Titel: Die Seidenstickerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelyne Godard
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doch, dass ich Euch nur helfen will, zum Dank dafür, was Ihr für mich tut?«
    Plötzlich fiel ihr auf, dass er sie zum ersten Mal nicht »Kleine« genannt und sie auch nicht geduzt hatte.
    »Ehrlich gesagt, ist es mir lieber, wenn Ihr mich duzt«, sagte sie leise. »Ihr seid wie ein Vater für mich.«
    Dann wandte sie sich an Jacquou.
    »Was hältst du von dem Vorschlag? Bist du es nicht allmählich leid, immer in der Werkstatt zu sein und sogar dort zu essen und zu schlafen?«
    »Im Gegenzug biete ich euch mich alten Mann als Arbeitskraft an«, brummelte Gauthier. »Mein größter Wunsch wäre es, mitten bei der Arbeit am Webstuhl sterben zu dürfen.«
    »Einverstanden«, sagte Alix und strahlte vor Glück. Dann ging sie zu Jacquou und gab ihm einen Kuss auf den Mund. Ehe er sie an sich ziehen konnte, war sie auch schon wieder weg.
    »Wir stellen diese Frau ein, von der ich vorher gesprochen habe. Neben der Arbeit kann ich Haushalt, einkaufen und kochen unmöglich allein schaffen. Und wenn Ihr nichts dagegen habt, möbeln wir das Haus ein bisschen auf, Meister Gauthier. Es soll wieder schön fröhlich aussehen.«
    »So fröhlich wie du, meine Kleine? Gern!«
    Gleich am nächsten Tag bestellte Alix Dame Bertille zu sich, bei der sie einmal eine Weile untergekommen war. Meister Gauthier hatte ihr in dieser Hinsicht freie Hand gelassen, und so zog Dame Bertille gleich bei ihnen ein.
    Dame Bertille war Witwe, um die vierzig und hatte keine Kinder – ein Sohn und eine Tochter waren leider ganz früh gestorben. Sie hatte gelernt zuzupacken und nahm sofort die Verwaltung des Hauses Gauthier in ihre geschickten Hände.

23
     
    Alle Wagen standen schon vor Tagesanbruch bereit. Die Pferde waren gestriegelt und angespannt und stampften ungeduldig. Und auch die Kutscher freuten sich auf die Reise, hielten die Zügel in der Hand und plauderten ein wenig, damit ihnen die Zeit nicht lang wurde. Die Nacht war noch nicht richtig vorbei, da hörten sie auch schon Louise und ihre Kinder kommen. Diener und Dienstmädchen packten noch die letzten Sachen zusammen, während sich die Lakaien geduldig bereithielten und sich fröstelnd in die Hände bliesen.
    Obwohl Antoinette und Jeanne lieber länger geschlafen hätten, auch weil sie nicht recht wussten, wie sie sich in dieser vollkommen ungewohnten Situation verhalten sollten, hatten sie es sich schon in ihrer Kutsche bequem gemacht. Souveraine zwängte sich dazwischen; sie hielt eigentlich nichts in Cognac, weshalb sie nun auch versuchte, die beiden Frauen an ihrem Optimismus teilhaben zu lassen. Deren Schläfrigkeit verbesserte ihre Stimmung sogar noch.
    Durch einen schmalen Fensterspalt konnte Souveraine beobachten, dass Marguerite und François jetzt auch zu ihrem Wagen gingen. Der Anblick der schlaftrunkenen Kinder beruhigte sie irgendwie, sie hüllte sich in ihren weiten Umhang und machte es sich bequem. Dann fügte sie sich ins Unvermeidliche, schloss die Augen und versuchte zu schlafen.
    Während die kleine Truppe aufbruchbereit war, kontrollierte Louise noch ein letztes Mal das Anwesen, das sie leer zurückließ.
    So wie Louis XII. über sie verfügte, hatte die Gräfin d’Angoulême über das weitere Schicksal ihrer Zofen entschieden.
    Sie konnte diese beiden Frauen nicht im Stich lassen, die immer freundlich und entgegenkommend zu ihr gewesen waren. Hätte sie ihnen etwa übel nehmen sollen, dass sie keine Zeit gehabt hatte, ihren Ehemann lieben und schätzen zu lernen, der verschwunden war, ehe sie die Freuden des Ehelebens kennen lernen konnte? Auch wenn Louise wusste, dass Antoinette und Jeanne mit ihrem Mann die Erfahrungen geteilt und genossen hatten, die sie selbst erst mit Jean de Saint-Gelais erleben durfte, machte sie ihnen daraus keinen Vorwurf.
    Kaum knallte die erste Peitsche, hörten die Pferde auf zu tänzeln. Eng aneinandergeschmiegt beobachteten Louise und Marguerite François, der sich die Nase an dem winzigen Fenster platt drückte, während er Prunelle streichelte, die er auf dem Arm hatte.
    Dann setzte sich ihre Kutsche in Bewegung, gefolgt von den fünf anderen, die die Spitze des Konvois bildeten. Dahinter kamen die Fuhrwerke mit den Tieren und Möbeln. Philibert, den die junge Gräfin erst vor kurzem als Stallknecht eingestellt hatte, lenkte den letzten Wagen und ließ etwas Abstand zwischen seinen Pferden und denen der anderen Kutscher.
    Nur die kleine Prunelle genoss das Vorrecht, in der Kutsche ihrer Herrschaft mitzufahren. Der große Hapaguai und

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