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Die Seidenweberin: Roman (German Edition)

Die Seidenweberin: Roman (German Edition)

Titel: Die Seidenweberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Niehaus
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mit dir, Johann?«
    Byrken ließ seinen abschätzenden Blick über das Mädchen gleiten. Sie war noch ein wenig jung, aber die Haare und die ungewöhnlichen, goldenen Augen waren vielversprechend. Sie hätte wirklich schön sein können, wenn sie nicht so mager wäre, stellte er mit Kennerblick fest. Johann hatte eine Schwäche für hübsche junge Dinger, und wer weiß, was bei gutem Futter aus dieser hier einmal werden würde … »Meinetwegen«, brummte er.
    »Nun, ich sehe, ich bin überstimmt«, stellte Gertrud van der Sar verstimmt fest. »Aber ich habe euch gewarnt. Wenn das jetzt zur Sitte wird, steht uns viel Ärger ins Haus. Und ich verlange, dass sie eine Umschreibegebühr zahlen muss, als Entschädigung für den Aufwand, den sie uns verursacht. In gleicher Höhe wie die Einschreibegebühr.«
    Peter stimmte zu: »Ja, das ist nur billig.«
    Auch die anderen murmelten ihr Einverständnis. Nur Fygen wurde das Gesicht vor Enttäuschung lang. Es wäre zu schön gewesen, wenn sie zu Katryn hätte gehen können, aber sie hatte das Geld nicht. Mutlos biss sie sich auf die Lippen. Peter hatte es sicher gut gemeint, das war ihr klar. Aber es wäre gnädiger gewesen, er hätte ihr diese Hoffnung erst gar nicht gemacht.
    Doch Peter schien völlig ungerührt. Sicher war ihm nicht bewusst, dass sie diese Gebühr nicht würde aufbringen können. Wenn man so wohlhabend war, kam einem dieser Gedanke gar nicht in den Sinn.
    Fygens Antrag war der letzte Punkt auf der Tagesordnung gewesen, und die Versammlung löste sich rasch auf. Dora van Attendarne setzte sich ihre ausladende Haube auf das Haar, und Fygen wurde entlassen. In gedrückter Stimmung machte sie sich langsam auf den Heimweg. Am Hühnermarkt, kurz bevor sie in die Gasse Unter Seidmacher einbog, zögerte sie einen Moment und blieb stehen. Sie konnte jetzt nicht zu Mettel gehen. Was hätte sie auf ihre Fragen auch antworten können? Dass sie jetzt zu Katryn in die Lehre gehen wollte, aber nicht die Gebühr dafür zu zahlen vermochte? Fygen lachte trocken auf. Da konnte sie Mettel ja auch gleich um die Mark für das Seidamt bitten. Bei der Vorstellung musste sie trotz allem schmunzeln. Kurzerhand beschloss sie, Katryn in ihrem neuen Haus aufzusuchen und ihr das Herz auszuschütten. Vielleicht fiel der Freundin ja eine geeignete Ausrede ein, die Mettel schlucken würde.
    Mit gesenktem Kopf ging sie weiter und merkte zunächst nicht, dass Peter sie eingeholt hatte und den Schritt neben ihr verlangsamte. »Ich habe mir gedacht, dass du gleich zu Katryn gehen und ihr die gute Nachricht mitteilen willst«, sagte er gut gelaunt und strahlte sie mit seinem Lausbubenlächeln an. Doch Fygen wandte den Kopf ab. Er hatte es immer noch nicht begriffen. In ihren Augen glitzerte es verdächtig, und sie wollte nicht, dass er merkte, wie groß ihre Enttäuschung war.
    »Was ist los?«, fragte er. »Freust du dich denn nicht?«
    Fygen ließ den Kopf hängen. »Worüber soll ich mich freuen?« Sie quetschte die Worte an dem dicken Kloß vorbei, der in ihrem Hals steckte.
    »Du gehst zu Katryn. Ist das kein Grund zur Freude?«
    »Ich kann nicht zu Katryn gehen«, sagte sie leise. »Aber trotzdem danke für den Versuch. Das war sehr nett von Euch.«
    »Ach, du meinst, weil du die Gebühr nicht zahlen kannst?«, fragte er leichthin. Für ihn schien das wirklich kein Problem zu sein, dachte Fygen mit einem Anflug von Ärger. Hatte er in seiner Arroganz denn immer noch nicht verstanden, dass eine Mark für sie unaufbringbar war? Sie blieb ihm die Antwort einfach schuldig. Am liebsten wäre ihr, wenn er sie jetzt allein lassen würde.
    Doch in vertraulichem Plauderton fuhr er fort: »Unter uns: Ich habe gar nicht damit gerechnet, dass du sie zahlen kannst.«
    Nun verschlug es Fygen wirklich die Sprache. Hatte er etwa erwartet, dass sie ihn um das Geld bitten würde? Was versprach er sich davon? Misstrauisch suchte sie die Antwort in seinem Gesicht, doch das spiegelte nur die Freude eines Jungen wieder, der offensichtlich ein Spiel gewonnen hatte.
    In betont geschäftlichem Ton fuhr er ungerührt fort: »Wie du weißt, bin ich Geschäftsmann. Irgendeinen Vorteil muss ich ja aus der Sache ziehen, sonst lohnt es sich nicht für mich.«
    Aha, jetzt kommt es, dachte Fygen. Niemand tut irgendetwas für irgendjemanden aus reiner Menschlichkeit. Um einem unseriösen Angebot seinerseits zuvorzukommen, sagte sie hastig: »Ich will Euer Geld nicht.«
    »Das bekommst du auch nicht.« Seine Stimme

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