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Die Seilschaft

Die Seilschaft

Titel: Die Seilschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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dieser Art werden ständig an mich herangetragen.»
    «Wo fand das Gespräch statt?»
    «Zwischen Tür und Angel beim gemeinsamen Abendessen. Sie arbeitete im Service und schenkte mir immer wieder ein, als ob sie mich betrunken machen wollte.»
    Er lächelte.
    «Und danach?»
    «Wollte ich zu Bett. Es war ein anstrengender Tag gewesen.»
    «Aber sie war Ihnen gefolgt.»
    Schwerdt nickte. «Sie war schlimmer als eine Klette. Ich wusste mir schließlich nicht anders zu helfen, als sie entschieden darauf hinzuweisen, dass ich nichts weiter für sie tun könne.»
    «Man soll sie beide an der Bar gesehen haben.»
    «Bevor ich zu Bett gehe, nehme ich immer einen letzten Drink und lasse den Tag Revue passieren. Selbst da hat sie mir keine Ruhe gelassen.»
    «Was passierte dann?»
    Er seufzte. «Ich habe mich schließlich erweichen lassen und ihr ein paar Adressen gegeben, an die sie sich wenden konnte, wenn sie Hilfe benötigte.»
    «Das geschah auf Ihrem Zimmer?»
    «Ja, meine Unterlagen waren dort.»
    «Und dann?»
    «Habe ich sie aufgefordert zu gehen.»
    «Tat sie es?»
    «Was auch immer dieses – zugegeben hübsche – Ding dazu bewogen haben mochte, sich mehr zu erhoffen, sie begann sich auszuziehen.»
    «Wie haben Sie darauf reagiert?»
    «Ich wollte nichts davon wissen und habe entschieden darauf bestanden, dass Sie endlich mein Zimmer verlässt. Das, was sie wollte, konnte und wollte ich ihr nicht geben.»
    «Das heißt, sie ging noch in jener Nacht.»
    Schwerdt nickte.
    Seltsam, dachte Kilian, Landauer hatte nicht ausgeschlossen, dass Schwerdt mit Petra Bauer intimen Kontakt gehabt hatte. Er hatte sogar von Spaß gesprochen, so, als wäre Derartiges nicht zum ersten Mal passiert.
    Was ging hier vor?, fragte er sich. Landauer und Schwerdt hatten sich doch bestimmt abgesprochen. Warum widersprachen sie sich nun in einem so wichtigen Detail?
    «Gibt es einen Zeugen, der sie beim Verlassen Ihres Zimmers gesehen hat?», fragte Kilian
    «Ich weiß es nicht. Vielleicht auf dem Gang oder an der Rezeption. Ich habe nicht darauf geachtet.»
    Wenn ein Gast nachts das Hotel verließ, musste er an derRezeption vorbei. Das ließe sich schnell überprüfen, und dann würde er sehen, inwieweit dieser Unschuldsengel die Wahrheit sprach.
    «Es kam also zu keinen sexuellen Handlungen zwischen Ihnen beiden?»
    «Wo denken Sie hin? Ich bin ein verheirateter Mann.»

8
    Man begegnet sich immer zweimal im Leben, dachte Kilian, als er die Staatskanzlei verließ und Ausschau nach einem Taxi hielt. Stand da nicht Ute Mayer, die ehemalige Ministerin, und suchte nach etwas in ihrer Handtasche?
    Sie machte keinen glücklichen Eindruck.
    «Kann ich Ihnen helfen?», fragte Kilian.
    Sie blickte überrascht auf. «Herr Kilian   … noch immer hier?»
    «Ich bin auf dem Weg zum Bahnhof. Die Heimat ruft.»
    Ohne darauf einzugehen, schloss sie ihre Handtasche und hielt ein Taxi an.
    «Ich kann meine Autoschlüssel nicht finden. Dann muss eben ein Taxi herhalten. Kann ich Sie mitnehmen?»
    «Gern.»
    Als sie eingestiegen waren, griff Kilian ihren zuvor gegebenen Rat nochmals auf.
    «Was meinten Sie, als Sie mir rieten, mich nicht ins Bockshorn jagen zu lassen?»
    «Was das Sprichwort besagt: Lassen Sie sich nicht täuschen.»
    «Von Landauer oder von Schwerdt?»
    Ute Mayer schmunzelte. «Sie sind der Polizist, nicht ich.»
    «Dennoch scheinen Sie zu wissen, was mich nach München geführt hat?»
    «Neuigkeiten verbreiten sich schnell, besonders wenn sie delikat sind.»
    Delikat war eine interessante Wortwahl. Sie konnte damit nur Schwerdts mögliche Affäre gemeint haben.
    «War Ihnen Petra Bauer bekannt?», fragte er.
    «Sicher, sie arbeitete in der Ortsgruppe meines Wahlkreises.»
    «Würden Sie sie mir beschreiben?»
    «Petra war eine aufgeweckte und engagierte junge Frau. Sie hätte es weit bringen können.»
    «War sie attraktiv?»
    «O ja. Die Kerle standen Schlange.»
    «Hat sie es ausgenutzt?»
    «Nicht mehr, als es jede andere attraktive Frau für ihren Vorteil auch tun würde.»
    «Hat sie Schwerdt Avancen gemacht?»
    Ute Mayer lachte. «Meinem verehrten Parteifreund Werner Schwerdt braucht man in diesen Dingen keine Avancen zu machen. Der sorgt schon für sich allein.»
    «Wie meinen Sie das?»
    «Dass es eine Petra Bauer keinesfalls nötig gehabt hätte, einem Mann ihre Vorzüge aufzudrängen. Die Männer kamen von ganz allein.»
    «War Schwerdt einer von ihnen?»
    «Vielleicht, ich war nicht dabei.»
    «Aber beim Treffen der Partei vor

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