Die Seilschaft
sie wusste ihre Vorzüge einzusetzen.»
«Als da wären?»
Landauer wand sich wie ein Wurm, der ans Tageslicht gezerrt wurde. «Sie machte Hoffnungen, wo sie nicht berechtigt waren und sicherlich auch unerwidert blieben.»
«Wollen Sie damit sagen, sie machte diesem Herrn Schwerdt schöne Augen?»
«Wenn Sie es so ausdrücken mögen.»
«Ging er darauf ein?»
«Werner ist über jeden Zweifel erhaben.»
«Was meinen Sie damit? Ja oder nein?»
Landauer griff sich Kilians Wasserglas und trank es leer.
«Um es kurz zu sagen: Es ist nicht auszuschließen.»
Das war also das Geheimnis, das dieser Parteisoldat so langehatte verbergen wollen. Schwerdt hatte eine Affäre mit Petra Bauer gehabt.
«Wann und wo haben sich die beiden getroffen?»
«Es muss wohl gleich nach dem gemeinsamen Abendessen gewesen sein. Eine Mitarbeiterin hat sie ins Hotel gehen sehen. Der Barmann sagte, sie hätten noch ein paar Drinks genommen, und dann habe er sie aus den Augen verloren.»
«Ist Petra Bauer tags darauf nochmal gesehen worden?»
«Ich nehme es an.» Er korrigierte sich. «Sicher, auf jeden Fall.»
Kilian wurde ungeduldig. «Was jetzt? Wurde sie am folgenden Tag gesehen oder nicht?»
Landauer reagierte brüsk. «Himmelherrgott, ich weiß es nicht. Natürlich wird sie noch am Leben gewesen sein. Werner hatte seinen Spaß gehabt und damit basta. Schwamm drüber.»
Von wegen Schwamm drüber. Jetzt ging es erst richtig los.
«Gibt es Zeugen? Das Zimmermädchen, ein Page oder jemand an der Rezeption, der Petra Bauer beim Verlassen des Hotels gesehen hat?»
Landauer verneinte. «Nachdem die beiden wieder klar im Kopf waren, wussten sie, dass sie unter allen Umständen gehässige Gerüchte vermeiden mussten. Also wird sich Petra klammheimlich verdrückt haben. Sie war ja keine Anfängerin.»
«Und Herr Schwerdt hat das auch nicht zum ersten Mal gemacht, wenn ich das richtig verstehe.»
«Üble Nachrede. Was diese Schmierfinken schreiben, kann man doch nicht ernst nehmen.»
«Die denken sich das nur aus.»
«Richtig, damit überhaupt etwas in ihrem Käseblatt steht.»
Kilian erhob sich. «Dann sollten Sie mich jetzt mit Herrn Schwerdt bekannt machen.»
«Sie behandeln die Sache doch diskret? Robert hat mir das versprochen.»
«Robert?»
«Ihr Kriminaldirektor, oder wie das heißt.»
Er meinte seinen Chef Klein.
«Sicher», willigte Kilian ein. «Diskret, wie immer.»
Landauer führte Kilian in einen Nebenraum.
Auf den ersten Blick war nur eine aufgeschlagene Zeitung mit fetten Überschriften und riesigen Fotos zu sehen. Sie wurde von jemand gehalten, der im Sessel saß. Auf einem Beistelltisch standen ein Whiskyglas und eine Flasche Tyrconnell.
«Werner», kündigte Landauer sie an, «darf ich dir Kommissar Kilian von der Kripo Würzburg vorstellen?»
Hinter dem Revolverblatt blickte ein Mann hervor, der nicht minder auffällig aussah. Anders als viele seiner Parteikollegen trug er eine modisch akkurate Frisur und eine gesunde Gesichtsfarbe, zeigte Geschmack in der Wahl von Krawatte und Anzug und lächelte, als träte man seinem Fitnesscoach gegenüber. Schwungvoll legte er die Zeitung beiseite und begrüßte seinen Gast.
«Herr Kilian, es freut mich, Sie kennenzulernen.»
Er streckte die Hand aus.
Auch wenn Schwerdt nicht der blasse Politiker war, den er erwartet hatte, so ließ er sich von seinem angenehmen Erscheinungsbild nicht täuschen.
Mit Verweis auf Landauer sagte er: «Ich möchte gern allein mit Ihnen sprechen.»
Landauer setzte zum Protest an, aber Schwerdt kam ihm zuvor.
«Ist schon in Ordnung. Herr Kilian und ich werden bestimmt klarkommen.»
Er wies ihm einen Platz zu.
«Was möchten Sie trinken?»
Kilian lehnte ab, wenngleich er gute Lust gehabt hätte, von dem irischen Single Malt ein Glas zu probieren. Stattdessen kam er gleich zur Sache.
«Wie haben Sie Petra Bauer kennengelernt?»
Schwerdt ließ sich mit der Antwort Zeit. Er leerte sein Glas in aller Ruhe, bevor er antwortete.
«Es war vor zwei Wochen, als wir in Ihrer wunderschönen Residenz zu Gast waren. Sie kam ungefragt auf mich zu, brachte mir Wein anstatt Wasser und fragte mich, ob ich später noch Zeit hätte, um ein paar Fragen zu beantworten. Sie war direkt, wenn Sie verstehen, was ich meine.»
«Um welche Fragen handelte es sich?»
«Es sind immer die gleichen. Was müsse sie tun, damit sie in der Partei vorankommt, welche Leute sind wichtig, welche nicht.»
«Gingen Sie darauf ein?»
«Schlicht und kurz. Bitten
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