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Die Seilschaft

Die Seilschaft

Titel: Die Seilschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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beschreiten.»
    «Seit wann bist du eigentlich so esoterisch?»
    Sie gab ihm einen Kuss und drückte ihren Bauch fest an sein Ohr. «Hörst du ihn?»
    «Es ist ein Er? Hast du das Geschlecht jetzt doch bestimmen lassen?»
    «Es ist nur so ein Gefühl. Morgen kann es wieder eine Sie sein.»
    Er oder Sie. Wen kümmerte es? Der kleine Racker in Pias Bauch war nun auch aufgewacht. Er strampelte und boxte. Lange würde er sich mit der engen Höhle nicht mehr zufriedengeben.
     
    Kilian stand vor einem leeren Bett. Wo war Heinlein? Er suchte die Antwort auf dem Gang.
    «Schwester, wo kann ich den Patienten aus Zimmer 206 finden?»
    «Er ist im Gespräch.»
    «Was für ein Gespräch? Mit wem?»
    «Mit unserem Oberarzt. Gehören Sie zur Familie?»
    Gute Frage. Kilian zögerte.
    «Irgendwie schon. Er ist ein Freund von mir.»
    «Tut mir leid, dann müssen Sie jetzt gehen. Kommen Sie zu den Besuchszeiten wieder, sofern er überhaupt Besuch empfangen darf.»
    «Wieso sollte er das nicht?»
    Die Schwester, resolut in ihrer Art, nahm Kilian am Arm und führte ihn zum Ausgang.
    «Das wird der Arzt entscheiden. Stellen Sie sich auf mehrere Wochen ein. Ihr Freund braucht jetzt absolute Ruhe und vor allem Abstand. Glauben Sie mir: Es ist besser für ihn, wenn Sie ihn jetzt nicht sehen.»
    Das war ja schlimmer als nach einem Bauchschuss, sagte sich Kilian. Kein Kontakt, und das für Wochen. Wie sollte er das vor Klein geheim halten? Das war unmöglich. Irgendwann würde er ihn sehen wollen.
     
    Ratternd und auf quietschenden Schienen schob sich die Straßenbahn den Berg hinunter. Kilian würde diesen Tag etwas ruhiger angehen. Er hatte eine rastlose Nacht hinter und eine ungewisse Zukunft vor sich.
    Klein würde ihn und seinen Bericht aus München sehnsüchtig erwarten. Was sollte er ihm sagen? Die Lüge – dass Schwerdt behauptete, keinen sexuellen Kontakt mit Petra Bauer gehabt zu haben?
    Selbst wenn es zutraf, was würde es bedeuten? Im Grundenichts. Entscheidend war, dass sie zuletzt lebend in seiner Nähe gesehen worden war.
    Oder sollte er ihm die Wahrheit sagen? Dass alle, mit denen er gesprochen hatte, etwas verbargen. Wie dieser Landauer, der eine Wahlniederlage fürchtete, oder Schwerdt, der glaubte, man könne ihm nichts nachweisen.
    Dann diese seltsame Exministerin Ute Mayer. Was hatte sie dazu bewogen, ihn zu Schwerdts Liebesnest zu chauffieren?
    Schließlich Schwerdts Geliebte. Sie hatte sich tief verletzt und bitter enttäuscht präsentiert. Konnte er ihr das abnehmen?
    Weder Lüge noch Wahrheit würden die erhofften Antworten auf Kleins bohrende Fragen bringen. Er war in erster Linie daran interessiert, den unangenehmen Fall schnell vom Tisch zu haben.
    Als Kilian die Kriminalinspektion betrat, schickte ihn der Kollege am Empfang auf direktem Weg zu Klein.
    «Beeil dich», sagte er, «der Alte ist schlecht gelaunt.»
    Die Buschtrommeln waren schneller als er mit dem ICE, dachte Kilian. Die Golfbrüder hatten sich also wieder zusammentelefoniert.
    «Setzen Sie sich», bestimmte Klein, als Kilian sein Zimmer betrat. Er war sichtlich verärgert. «München ist von Ihrem gestrigen Auftreten nicht begeistert.»
    «Das hatte ich auch nicht beabsichtigt.»
    «Man beschreibt sie als wenig taktvoll und vor allem als nicht kooperationswillig.»
    Das Urteil musste Landauer gefällt haben. Wer sonst hätte sich diesen Unfug ausdenken können.
    «Dann muss Herr Landauer etwas falsch verstanden haben. Ich denke, ich war mehr als zuvorkommend. Schließlich ermittle ich in einem Mordfall.»
    Klein wischte den Einwurf mit einer Handbewegung weg.
    «Hatten wir uns nicht darauf verständigt, dass wir die Sache diskret angehen?»
    «Sicher», stimmte Kilian zu, «dennoch geht es um Mord. Schwerdt hat kein überprüfbares Alibi.»
    «Sind Sie von allen guten Geistern verlassen?», raunzte Klein ihn an. «Werner Schwerdt hat doch zugegeben, Petra Bauer in seinem Hotelzimmer empfangen zu haben. Danach ist sie unversehrt gegangen.»
    «Das behauptet er.»
    «Haben Sie Grund, daran zu zweifeln?»
    «Ja.»
    «Warum?»
    «Weil er mich belogen hat.»
    Klein lag die Erwiderung auf der Zunge, dann stockte er.
    «Worüber hat er sie belogen?»
    «Dass er ein glücklich verheirateter Mann sei und keine außerehelichen Kontakte pflege.»
    «Und was ist daran falsch?»
    «Dass er eine Geliebte hat.»
    «Das glaube ich nicht.»
    «Die Spatzen pfeifen es von den Dächern. Er bemüht sich zwar, seine Abenteuer zu verbergen, aber jeder scheint darüber

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