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Die Seilschaft

Die Seilschaft

Titel: Die Seilschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Telefon klingelte.
    «Vorzimmer Ute Mayer, Apparat Michalik.»
    «Hast du es gesehen?», fragte Ute Mayer.
    «Ja, es war kaum zu vermeiden.»
    «In der Staatskanzlei tobt der Bär. Ich habe den Ministerpräsidenten bis in mein Büro gehört.»
    «Hast du etwas anderes erwartet?»
    «Nein, natürlich nicht. Was machen wir jetzt?»
    «Nichts. Es geht alles seinen vorbestimmten Gang.»
    «Was macht dich so sicher?»
    Hilde seufzte. «Es ist nicht das erste Mal, dass einer von unseren ehrenwerten Herren mit heruntergelassenen Hosen erwischt wird, und ich fürchte, es wird auch nicht das letzte Mal sein.»
    «Schön und gut, aber sollten wir nicht darauf reagieren?»
    «Du hältst dich zurück. Dräng dich nicht auf. Lass sie selbst die Entscheidung treffen, wen sie für Schwerdt ins Rennen schicken wollen. Jede Aktion unsererseits könnte als rückgratlose Vorteilnahme ausgelegt werden.»
    «Aber die Gelegenheit ist günstig. Sie kommt nie wieder.»
    Hilde lächelte bitter. «Vertrau mir. Gelegenheiten wie diese gibt es häufiger, als du denkst.»
    Ute Mayer seufzte ins Telefon. «Na gut. Was schlägst du nun vor? Soll ich die Hände in den Schoß legen und darauf warten, bis sie an meine Tür klopfen?»
    «Genau das tust du.»
    «Ich will aber nicht darauf warten.»
    Hilde reagierte verärgert. «Dann geh los, biedere dich an und lass dich ebenso schnell wieder abspeisen. Ist es das, was du willst?»
    «Nein, natürlich nicht.»
    «Dann hör auf mich und denk nach. Welche Optionen stehen ihnen jetzt zur Verfügung? Wen können sie, wenn müssen sie als neuen Generalsekretär berufen?»
    «Himmel, das weiß ich doch nicht.»
    «Aber ich, und du wirst es nicht sein.»
    «Wie bitte?»
    «Deine Zeit ist noch nicht gekommen. Du musst dich gedulden.»
    «Aber   …»
    Hilde hörte nicht weiter zu und legte auf.
    Auch wenn es schmerzte, Ute Mayer musste lernen, wiedas Geschäft lief. Es war wie Mühle spielen. Entscheidend war, wie die Steine gesetzt wurden, um zu einer Zwickmühle zu kommen. Dann musste der Gegner notgedrungen schmerzvolle Entscheidungen treffen. Wohlgemerkt,
er
würde sie treffen, und man selbst blieb außen vor.
    Wen würde sie nun zuerst anrufen?
    Auf die Verzweiflung in der Partei war Verlass. Die Herren würden wie aufgescheuchte Hühner umherrennen.
    Nein, das Bild war falsch. Zutreffender war, dass der Fuchs die Hühner überraschen wollte, doch er war in einen Hinterhalt geführt worden. Das Fluchtloch war verstellt, und er sah sich nun einem Haufen wütender Hennen gegenüber, die mit spitzen Schnäbeln aufgeregt auf ihn einhackten.
    Armer Fuchs. Wer hat dich nur so schändlich verraten?
    Hilde wählte eine Nummer in Brüssel. Mal sehen, ob sich die Nachricht bereits herumgesprochen hatte.

11
    Die Fotos waren allen wichtigen Fernsehstationen zugespielt worden. Sie lagen erst unscheinbar in der Post und fanden sich dann unversehens auf dem Schreibtisch eines Redakteurs wieder. Absender unbekannt.
    Durch die breite Streuung schien der Absender sicherstellen zu wollen, dass die kompromittierenden Aufnahmen nicht von einem parteinahen Redakteur unterschlagen werden konnten. Sie mussten in der Redaktionskonferenz besprochen und schließlich veröffentlicht werden. Der Absender wusste über diese Abläufe bestens Bescheid.
    Außerdem waren die Fotos nicht in einem Fotostudio entwickelt, sondern auf einem Computerdrucker ausgegeben worden. Eine Rückverfolgung war damit ausgeschlossen. Wieder ein Hinweis auf jemanden, der wusste, wie man seine Spuren verwischte.
    Der Kriminaltechniker machte Kilian wenig Hoffnung.
    «Jeder, der nur halbwegs eine Digitalkamera bedienen und einen Druckbefehl geben kann, kommt als Urheber in Betracht. Das ist eine Sackgasse.»
    «Habt ihr Fingerabdrücke gefunden?», fragte Kilian.
    Der Techniker nickte. «Zu viele, um eine Zuordnung durchführen zu können. Wahrscheinlich gingen die Fotos in der Redaktion von Hand zu Hand.»
    «Sonst irgendeine verwertbare Spur?»
    «Wir könnten den Druckertyp bestimmen. Das würde etwas dauern. Hilft dir das weiter?»
    Kilian winkte ab. Das führte zu nichts. Wenn der Absender der Fotos seiner Methode treu blieb, dann hatte er einen handelsüblichen Drucker verwendet, der zehntausendfach verkauft worden war.
    «Ist der Zeitstempel auf den Fotos authentisch?»
    «Schwer zu sagen. Wenn die Bilder am Computer bearbeitet wurden, ist alles möglich. Ich würde mich an deiner Stelle eher an den Barmann halten, der auf den Aufnahmen zu sehen

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