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Die Seilschaft

Die Seilschaft

Titel: Die Seilschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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erinnern?»
    Vroni dachte lange nach, bevor sie antwortete. Den Blick nach unten gerichtet, sagte sie: «Tut mir leid. Es ist zu lange her.»
    «Es könnte sich um eine Frau handeln, die einen ungewöhnlichen Drink bestellt hat. Einen Haute Couture.»
    «Das ist französisch, richtig?»
    «Es bedeutet so viel wie
Mode

    «Ein seltsamer Name für einen Drink.»
    Kilian nickte. «Der Erfinder muss sich dabei etwas gedacht haben. Wie käme man sonst auf die Idee?»
    Vroni schmunzelte. «Was mag dem Erfinder von Between the Sheets erst durch den Kopf gegangen sein?» Sie blickte umher. «Wahrscheinlich hat er den Drink in einer Wäschekammer erfunden.»
    «Ja, das könnte sein. Man muss wohl schon ziemlich betrunken sein, um auf derart ausgefallene Beschreibungen zu kommen.»
    «Oder sie tragen verborgene Botschaften in sich.»
    Kilian stutzte. «Wie meinen Sie das?»
    Vroni blickte ihm in die Augen. «Hat nicht alles einen tieferen Sinn? Die Grüne Witwe zum Beispiel. Befreite der Drink die Ehefrau nicht von einem lästigen Partner?»
    «Sie scheinen sich bei Mixgetränken gut auszukennen.»
    «Noch ein Jahr, dann habe ich meine Ausbildung abgeschlossen. Danach werde ich hinter die Bar wechseln. Das ist mein großer Traum.»
    «Demzufolge halten Sie sich oft in der Bar auf?»
    «Wann immer ich Zeit habe. Ich kann von Rico, dem Barmann, viel lernen.»
    «Sie kümmern sich um die Tische, wie er mir sagte.»
    «Um Snacks, Aschenbecher und all das andere Zeug. Dafür zeigt mir Rico ein paar Tricks hinter der Bar.»
    «Zum Beispiel, einen Haute Couture zu mixen?»
    Sie verneinte.
    «Der Drink ist mir zu abgehoben. Ich bevorzuge die Klassiker wie einen Mojito.»
    «Dieser Gast, nach dem ich suche, soll einen Haute Couture bestellt und wahrscheinlich auch getrunken haben. Rico sagte mir, dass Sie den Drink an den Tisch gebracht hätten.»
    «Nicht dass ich wüsste.»
    «Rico war sich sicher.»
    Vroni lächelte. «Rico ist sich immer sicher. So ein cooler Typ, für den er sich hält, kann gar nicht anders, als sicher zu sein.»
    «Sicher ist cool und unsicher ist uncool. Richtig?»
    «Exakt.»
    «Und Sie sind sich sicher, niemandem einen Haute Couture an den Tisch gebracht zu haben?»
    «Absolut.»
    «Ist Ihnen vielleicht jemand in der Sitzecke aufgefallen?»
    «Nein. Sie war zwar hin und wieder mit Hotelgästen besetzt, aber besonders aufgefallen ist mir niemand.»
    Kilian hatte gehofft, dass ihm diese Vroni einen Hinweis zur großen Unbekannten würde geben können. Aber wie es schien, war er den Weg umsonst gekommen.
    «Wenn Ihnen noch etwas zu diesem geheimnisvollen Gast einfallen sollte, dann rufen Sie mich an.»
    Er reichte ihr eine Visitenkarte. Sie nahm sie und ließ sie unbesehen in ihrer Schürze verschwinden.
    «Einen schönen Tag noch», sagte er und wandte sich der Tür zu.
    «Es geht um diese verschwundene Frau», rief Vroni ihm nach.
    Kilian hielt inne. «Ja, wie kommen Sie darauf?»
    «Ich habe gehört, dass sie wiederaufgetaucht ist. Tot, allerdings.»
    «Leider ja.»
    «Und dass sie in jener Nacht verschwunden sein soll.»
    Kilian trat näher. «Wissen Sie etwas darüber?»
    Ihr Blick ging zu Boden. «Nichts Wichtiges.»
    Er ging in die Hocke, blickte ihr in die Augen.
    «Auch das Unwichtige ist von Belang. Sagen Sie es mir.»
    «Es ist nichts.»
    «Lassen Sie mich das entscheiden. Also, was wissen Sie über jene Nacht und diese Frau?»
    Vroni zögerte, doch schließlich rückte sie mit der Sprache raus. «Dieser Mann   …»
    «Werner Schwerdt.»
    Sie nickte. «Er war ziemlich betrunken und konnte sich kaum noch auf dem Hocker halten. Und dann war da noch diese hübsche Frau   …»
    «Petra Bauer.»
    «Ich verstehe nicht, wieso sich Frauen überhaupt mit so widerlichen Typen abgeben   … Auf jeden Fall hielten sie sich kaum zurück   … und das vor aller Augen.»
    «Vor wessen Augen?»
    «Rico, ich und ein paar Gäste waren auch noch da, als sie kamen. Die gingen jedoch bald. Es war einfach eklig.»
    «Was passierte dann?»
    Sie zuckte mit den Schultern.
    «Was dann immer geschieht. Der Mann zahlt, und anschließend gehen sie aufs Zimmer.»
    Kilian nickte auffordernd. «Ja, weiter   …»
    «Nichts. Wir konnten die Bar dann endlich sauber machen und schließen. Es war schon spät.»
    Kilian hatte sich mehr erhofft als das. Enttäuscht erhob er sich. «Sie haben mir sehr geholfen», log er. «Danke.»
    «Doch dann, mitten in der Nacht», fuhr Vroni unerwartet fort, «wurde ich auf sein Zimmer

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