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Die Seilschaft

Die Seilschaft

Titel: Die Seilschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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habe ein Gespräch zwischen ihr und Petra angehört. Petra kannte Schwerdt bisher nur von Bildern und ließ sich von Ute erklären, wie sie ihn am besten ansprechen sollte.»
    «Wann war das?»
    «Am ersten Tag der Veranstaltung in der Residenz. Petra war im Service tätig und hatte sich auffallend sexy gekleidet. Alle tuschelten darüber, was sie wohl damit bezwecken wollte, außer sich den Unmut der Kollegen zuzuziehen. Aber Ute unterband sofort jede Kritik.»
    «Was hat Ute Mayer Petra denn genau gesagt?»
    «Dass sie sich nicht aufdrängen sollte. Ein kleiner Wink, dass sie
verfügbar
sei, würde reichen.»
    «Hat es funktioniert?»
    «In einer Pause sah ich Werner mit Petra in einer Ecke tuscheln. Später am Abend ging es dann los. Sie zeigten wenig Diskretion.»
    Konnte das stimmen? Ein Generalsekretär sollte in aller Öffentlichkeit mit einer Praktikantin herumgemacht haben? Wieso nicht gleich die Presse dazu einladen?
    «Ich kann mir nicht vorstellen», erwiderte Kilian, «dass Werner Schwerdt so dumm war. Er musste damit rechnen, beobachtet zu werden, und das in seiner Position.»
    «Sie kennen Werner nicht. Wenn er was getrunken hat, ist er unberechenbar. Außerdem herrschte eine fröhliche Ausgelassenheit an den Tischen. Da gab es schon einige Umarmungen und Küsschen. Alles im Rahmen, versteht sich. Aber bei den beiden war es mehr.»
    «Was passierte dann?»
    «Irgendwann waren sie verschwunden. Wir waren nicht traurig darüber.»
    Wenn das Techtelmechtel so auffällig gewesen war, mussten es auch noch andere mitbekommen haben.
    «Wer hat, außer Ihnen, das noch beobachtet?»
    «Jeder, der es sehen wollte.»
    «Hat sich jemand darüber echauffiert?»
    «Das ist ja das Seltsame. Im Normalfall wäre Ute energisch dazwischengegangen. Aber nicht an diesem Abend. Werner und Petra hatten Narrenfreiheit. Und deswegen glaube ich, dass da etwas nicht stimmt. Ute ließ Werner ins offene Messer laufen.»
    Zu welchem Zweck, fragte Kilian sich. Nicht sie, sondern Sandra Wagner war als neue Generalsekretärin bestimmt worden.
    «Sie glauben mir nicht», sagte Tobias unvermittelt.
    Kilian stimmte zu. «Es fällt mir schwer. Was sollte UteMayer dazu bewogen haben, Petra auf Werner Schwerdt anzusetzen? Schließlich hatte sie keinen persönlichen Vorteil davon. Sandra Wagner ist Generalsekretärin geworden und nicht sie.»
    «Sandra und Ute stecken unter einer Decke. Sie sind beide im Club.»
    «Was wissen Sie darüber?»
    «Es ist eigentlich besser, wenn ich nichts darüber sage. Der Club vergisst nie, und er verzeiht auch nicht.»
    «Dennoch sind Sie sich sicher, dass er und Ute Mayer für den Tod von Petra Bauer verantwortlich sind.»
    «Ja.»
    «Woher weiß ich, dass dieser mysteriöse Club überhaupt existiert? Vielleicht ist er nur ein Hirngespinst, ein bösartiges Produkt übler Nachrede?»
    Tobias grinste bitter. «Warten Sie’s ab. Es ist noch nicht zu Ende.»

23
    «Waren das all deine Sünden?»
    Die Stimme von Bruder Vinzenz klang zittrig. Wenn ihm diese Frau noch mehr Verfehlungen beichtete, würde er es nicht mehr länger in diesem engen Beichtstuhl aushalten. Die Luft war stickig und seine Bereitschaft zur Lossprechung erschöpft.
    «Ja», antwortete die Frau, «mehr habe ich mir nicht zuschulden kommen lassen.»
    Sie hielt die Hände zum Gebet verschränkt. Ihr Haupt war in Demut gebeugt. Ein Tuch bedeckte Haar und Gesicht.
    «Weißt du etwas über dieses Mädchen?», fragte Bruder Vinzenz.
    «Die Tote aus der Waldhütte?»
    «Ja.»
    «Ich kannte sie.»
    «Was noch?»
    «Sie war mir behilflich.»
    «Wobei?»
    «Um die falschen Priester aus dem Tempel zu vertreiben.»
    «Werde deutlicher, mein Kind. Welche falschen Priester und welcher Tempel?»
    Die Frau erhob den Blick. Durch das schmale Gitter sah sie nur das Ohr des Priesters.
    «Das wissen wir beide doch ganz genau», antwortete sie.
    Bruder Vinzenz’ Sorge wuchs.
    «Du hast doch wohl nicht   …?»
    «Nein, natürlich nicht. Sie hat sich selbst gerichtet.»
    «Der Herr möge dir vergeben.»
    «Sie starb nicht durch meine Hand.»
    «Trägst du Schuld?»
    «Nicht mehr und nicht weniger als der falsche Priester selbst.»
    «Was hat er damit zu tun?»
    «Er reichte ihr den Apfel der Schlange.»
    Bruder Vinzenz stieß einen Seufzer der Verärgerung aus.
    «Nimm nicht die Worte der Heiligen Schrift in den Mund, wenn du über den Mord an einem Menschen sprichst. Also: Was hat der falsche Priester mit dem Tod des Mädchens zu tun?»
    «Er drängte sie,

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