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Die Seilschaft

Die Seilschaft

Titel: Die Seilschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Politik. Aufrichtigkeit und Charakterstärke sollen wieder eine Bedeutung bekommen. Die Zeiten, in denen der Ehrliche der Dumme war, sind endgültig vorbei.»
    Dein Wort in Gottes Ohr, dachte Kilian. Nach der Wahl werden wir sehen, was von deinem Vorsatz übrig geblieben ist.
    «Hat Sie die Nominierung für den Posten der Generalsekretärin überrascht?»
    «Sie kam überraschend, das stimmt, andererseits wurde es langsam Zeit, dass wieder mal eine Frau an verantwortlicher Stelle wirken kann. Ich freue mich darauf. Es ist Herausforderung und Wertschätzung meiner bisherigen politischen Arbeit zugleich.»
    Ob das ihr Vorgänger genauso sah? Am besten fragte er sie danach.
    «Haben Sie Herrn Schwerdt schon getroffen?»
    Sandra Wagner zeigte sich irritiert. «Wieso sollte ich das tun?»
    «Er war Ihr Vorgänger. Bestimmt hat er Ihnen einiges auf den Weg mitzugeben.»
    «Das glaube ich kaum.»
    Ihr Grundton hatte sich verändert. Die Aufgeschlossenheit wich dem Misstrauen.
    «Ich habe Sie noch gar nicht nach Ihren Namen gefragt», stellte sie fest.
    «Johannes Kilian, Kripo Würzburg.»
    «Ich habe schon von Ihnen gehört.»
    «Nur Gutes, will ich hoffen.»
    «Sie haben die Leiche von Petra Bauer gefunden.»
    «Nicht direkt, aber ich bearbeite den Fall mit einem Kollegen.»
    «Dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg», sagte sie knapp, bevor sie weiterging, «und richten Sie Ihrem Kollegen gute Besserung aus.»
    Das hatte gesessen. Kilian war wie vom Schlag gerührt. Woher zum Teufel wusste sie davon?
    Wer glaubte, diese kleine, unscheinbare Person unterschätzen zu können, sah sich getäuscht. Sie hatte Kilian mit nur einem Satz aus der Bahn geworfen. Jetzt brauchte er was zu trinken.
    Er war nicht der Einzige. Aus dem nahen Hotel Greifenstein kam ein verschlafener und missmutiger Werner Schwerdt herüber. Er hielt auf die Bar zu, schnappte sich einen Schoppen und stürzte ihn in wenigen Schlucken hinunter.
    Schwerdt war auf Ärger aus. So viel konnte Kilian auf die Entfernung erkennen. Wen er sich dafür ausgesucht hatte, sollte sich bald herausstellen. Sandra Wagner stand im Zentrum des Interesses.
    Kilian bahnte sich einen Weg durch die ahnungslose Menge. Aber er kam zu spät. Klein hatte sich Schwerdt bereits mutig in den Weg gestellt.
    «Lass mich los», blaffte Schwerdt ihn an. «Ich will mit dieser Schlampe sprechen.»
    Klein ließ nicht mit sich verhandeln. Er drängte ihn zurück.
    «Geh jetzt nach Hause und schlaf deinen Rausch aus.»
    An die Seite von Sandra Wagner gesellte sich Ute Mayer.Die beiden wirkten entspannt, keineswegs besorgt, dass sie von einem zornigen und rachsüchtigen Werner Schwerdt belästigt wurden. Kilian glaubte sie lächeln zu sehen.
    Das brachte ihn noch mehr auf. Klein drohte die Kontrolle über Schwerdt zu verlieren. Noch bevor Kilian ihm zu Hilfe kommen konnte, beorderte Ute Mayer zwei Männer herbei. Entschieden packten sie Schwerdt unter dem Arm und brachten ihn ins Hotel zurück.
    «Die Aufregung ist vorbei, meine Damen und Herren», verkündete Ute Mayer besänftigend, «für Herrn Schwerdt ist gesorgt.»
    Die erschreckten Gemüter fanden wieder zu ihren Unterhaltungen zurück, nur Kilian wollte den Vorfall nicht so schnell vergessen.
    Was war da eben passiert?, fragte er sich.
    Hatte er gerade die neuen Machtverhältnisse in der Partei erlebt, bei denen der Fingerzeig einer Exministerin genügte, um einen anderen Exminister aus der Öffentlichkeit zu entfernen?
    Eigentlich war Sandra Wagner der Star dieser Wahlveranstaltung. An ihrer Seite schien aber ein noch hellerer Stern auf seine Wiedergeburt zu warten. Ute Mayer.
    Sie war die bestimmende Kraft hinter Sandra Wagner, die wie ihr Mündel wirkte.
    Schwerdts Frage kam ihm in den Sinn.
    Haben Sie schon mal vom Club der Ehemaligen gehört?
    Nein, das hatte er bisher nicht. Aber er durfte zwei seiner Mitglieder soeben in Aktion erleben.

22
    Der Mann war ihm bis zum Sternplatz gefolgt.
    Bevor Kilian den Hauseingang zu seiner Wohnung betrat, würde er sich ihn vorknöpfen.
    «Kann ich Ihnen helfen?»
    Der Mann blickte sich um und versicherte sich, dass niemand sie beobachtete.
    «Ich möchte mit Ihnen sprechen.»
    «Wer sind Sie?»
    «Mein Name ist Tobias Gerber. Ich bin in der Würzburger Gruppe aktiv.»
    «Worüber möchten Sie mit mir sprechen?»
    «Über Ute Mayer und Werner Schwerdt.»
    Kilian bat ihn, in den Hauseingang zu kommen. Dort konnten sie ungestört reden. Vor dem Treppenaufgang machte er halt.
    «Ich bin ganz Ohr»,

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