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Die Seilschaft

Die Seilschaft

Titel: Die Seilschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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mich zu verraten.»
    «Was passierte dann?»
    «Es nahm alles seinen vorbestimmten Lauf.»
    «Wieder sprichst du in Rätseln. Sag mir endlich, was du mit ihrem Tod zu schaffen hast. Ich muss es wissen.»
    Die Frau schlug ihr Gebetbuch auf und zitierte Matthäus 6 .
    «Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.»
    Dann blätterte sie weiter, holte ein Bild heraus und schob es durch den engen Spalt des Gitters. Bruder Vinzenz nahm es. Er schaute es lange an. Tränen liefen ihm über die Wange. Auch er trug Schuld am Tod eines Menschen. Wer mit zwei Promille im Blut über einen Zebrastreifen raste, brauchte nicht auf die Gnade eines Richters hoffen.
    «Nun sprecht mich los, Vater. Die Welt will gerettet werden.»
    Der Beichtvater tat, wie ihm befohlen. Er verhängte eine milde Buße.
    «…   in Ewigkeit. Amen.»
    Sie schlug das Kreuzzeichen. Dann hob sie den Blick.
    «Was gibt es Neues, Bruder Vinzenz?»
    Doch Bruder Vinzenz war nicht gewillt, noch länger auf ihre Erpressung einzugehen.
    «Damit muss jetzt Schluss sein. Ich werde mit dem Abt sprechen und danach mit der Polizei. Es war ein Unfall, und ich werde meine Strafe auf mich nehmen.»
    «Sicher. Und dann werdet Ihr Euch den trauernden Eltern stellen. Sie sind voller Hass und Rache auf den feigen Mörder ihres Kindes. Die Zeitungen werden Euer Bild auf der Titelseite bringen. Im Internet werden sie Euch und Eure Familie bloßstellen, beleidigen und verfolgen. Ihr werdet nicht mehr in Frieden leben können, sofern Ihr das Gefängnis überlebt. Ich erspare Euch Einzelheiten, was ein wenig gottesfürchtiger Insasse dort mit Euch anstellen wird, und   …»
    «Genug», unterbrach Bruder Vinzenz. «Ich will nichts mehr davon hören.»
    Diese Frau war ein Teufel. Sie wusste, wie sie ihn unter Druck setzen konnte.
    «Also, was willst du wissen?»
    «Was gibt es Neues von unseren Freunden?»
    «Von wem sprichst du?»
    «Spielt keine Spielchen mit mir. Ich erfahre es ohnehin, wenn Ihr mir etwas verschweigt.»
    Bruder Vinzenz gab auf. Dieser Frau war nicht beizukommen.
    «Ich hörte von einer bevorstehenden Versetzung einer gewissen Franziska Winter von München nach Bamberg.»
    Franziska Winter war eine Staatssekretärin, die für die europäischen Angelegenheiten des Freistaates zuständig war.Ihre Versetzung nach Bamberg konnte nur bedeuten, dass man sie aus der Staatskanzlei entfernen wollte. Damit wäre eine wichtige Verbündete vom Spielfeld genommen.
    «Woher wisst Ihr das?», fragte sie.
    «Ein Mann hat mir seinen Kummer mitgeteilt. Es würde bald mehr Arbeit auf ihn zukommen, wenn diese Frau gehen musste. Seine Kinder würden ihn dann noch weniger zu Gesicht bekommen, und seine Ehefrau hat bereits gedroht, ihn zu verlassen.»
    «Wer weiß noch davon?»
    «Niemand. Er sagte, die Entscheidung würde erst nach der Wahl bekannt werden.»
    Sofern niemand etwas dagegen unternahm. Die Frau hatte genug gehört.
    «Kein Wort zu niemandem darüber. Habt Ihr mich verstanden?»
    Bruder Vinzenz nickte.
    «Ich komme morgen wieder», versprach die Frau. «Dann will ich mehr hören.»
    «Es fällt doch auf», widersprach er, «wenn du so oft beichten kommst. Die Leute werden reden.»
    «Sie werden sagen, dass ich entweder eine sündhafte oder eine bußfertige Frau bin. Ich habe nichts dagegen einzuwenden.»

24
    Der Umschlag mit den Fotos lag auf dem Schreibtisch, als Kommissar Kilian zum Dienst erschien. Absender unbekannt. Alles wie gehabt.
    Der Halter des Fahrzeugs war schnell ermittelt. Es handelte sich um Lutz Bender. Er hatte den Wagen hinter einem Ster Holz versteckt, war dann mit dem Fahrrad weitergefahren und über den Holzschuppen in die Waldhütte eingedrungen. Seine Maskerade hatte ihm nichts geholfen. Ein aufmerksamer und talentierter Fotograf hatte den Vorgang lückenlos dokumentiert.
    «Was könnte er in der Hütte gesucht haben?», fragte Schneider.
    Er saß mit Kilian in einem Zivilfahrzeug und beobachtete den Eingang des Parteibüros.
    «Wir haben alles auf den Kopf gestellt. Keine Geheimverstecke, doppelten Böden oder sonst etwas, das verdächtig war.»
    Etwas Wichtiges musste es aber gewesen sein, wonach Bender gesucht hatte. Etwas, das ihn noch stärker in das Umfeld von Petra Bauer rückte, etwas, für das er das Risiko

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