Die Sekte Satans
Freundin nicht
stand. Ihre Farben sind Blau, Grün und Silber. Aus der hinteren Jeanstasche zog
er einen mehrfach gefalteten Reklame-Prospekt.
„In Glänzers Wohnung habe ich
eine Mitgliederliste der Satans-Sekte gefunden. Alle Namen sind drauf. 66
insgesamt, mit Adressen. Habe alles — zusammen mit einem erklärenden Schrieb —
bei euch in den Briefkasten gesteckt. Dein Vater wird’s nachher finden. Und
dies hier“, Tim schwenkte den Prospekt, „habe ich für uns mitgebracht.“ Gaby
hatte sich aufs Bett gesetzt und schlang die Arme um die Knie. „Ein Prospekt?
Wovon?“
„Vom Liegstätter See. Und
speziell vom Ort Liegstätt am gleichnamigen See.“
„Darüber weiß ich nur, dass es
eine tolle Ferienlandschaft ist in Österreich. Was interessiert uns daran?“
„Der Prospekt lag in Glänzers
Schreibtisch. Ein Ortsplan von Liegstätt ist abgedruckt. Und auf dem gibt es
einige fette Filzstift-Markierungen. Hier!“ Er entfaltete den Folder und wies
auf die Stellen. „In der Parkstraße ist ein Grundstück rot angekreuzt. Die
Initialen H. K. stehen daneben und sind unterstrichen. Nein, eingekringelt.“
„Du vermutest, Glänzer hat eine
Verbindung dorthin?“
„Genau das.“
„Und er wird sich dorthin
absetzen?“
„Genau das.“
„Aber wir werden auch dort
sein?“
„Genau das.“
„Weil Susanne es uns
freistellt, wohin wir unsere Ferienwünsche lenken. Und Liegstätt am Liegstätter
See ist ja eine Superadresse für Ferien zu fünft. Ferienhäuser, die nicht
unverschämt teuer, sondern bezahlbar sind, gibt es dort bestimmt.“
„Genau das, Pfote! Ich kann nur
staunen über die frühe Frische deiner Geisteskraft. An dir ist eben alles
wunderbar — rund um die Uhr.“
„Danke, mein Held! Jetzt
kriegst du noch ein Gute-Nacht-Bussi und dann ab in den Schlafsaal der Männer!“
*
Am späten Vormittag war auch
Tim endlich ausgeschlafen — sehr zur Verwunderung der Gastgeber. Denn im
Allgemeinen ist der TKKG-Häuptling Frühaufsteher. Er musste seinen Morgentee
allein zu sich nehmen, verzichtete auf feste Atzung und drängte seine Freunde
zum Aufbruch. Also mit der S-Bahn zur Stadt und dort zum Europa-Reisebüro,
einem Touristik-Unternehmen, das sich auf ,vernünftige Ferien’ spezialisiert
hatte, also keine Fernreisen anbot — die mit den Überlebens-Impfungen im
Vorfeld, mit den Horrortrips durch ferne Kulturen, wo man gebratene Schlangen
speist und gegrillte Hunde, die Reisen mit den häufigen Folgen wie Malaria,
Gelbfieber oder lebensbedrohliches Siechtum wegen unbekannter Bakterien, von
denen in Europa noch kein Mediziner gehört hat. Nein, das Europa-Reisebüro
schickte seine Ferienreisenden in Europa herum, allenfalls noch nach
USA/Kanada.
Eine halbe Stunde später hatten
TKKG gebucht. Ein Ferienhaus in Liegstätt am Liegstätter See. Mit drei
Schlafzimmern, acht Betten, netter Küche am Wohnraum und einem Garten rings ums
Haus. Die Adresse lag nicht weit von der Parkstraße entfernt.
Tim leistete eine Anzahlung.
Den Rest würde seine Mutter begleichen. Anreise mit dem Zug. Und gleich nach
Susannes Rückkehr aus den USA würde es losgehen.
„Wird ein saustarker Spaß“,
meinte Klößchen. „Und mit etwas Glück stöbern wir Glänzer auf. Das wird dann
eine saustarke action. Und von Ferien und Ruhe kann wiedermal keine Rede sein.“
„Wir müssen das noch alles mit
deinem Vater absprechen“, wandte sich Tim an seine Freundin.
TKKG saßen jetzt in der
Pizzeria ,Vulcano’ und sprachen den frisch gebackenen Rundfladen zu. Gaby und
Karl hatten sich für den Belag Tomaten-mit-Käse entschieden, Tim säbelte an den
etwas zähen Meeresfrüchten herum und Klößchen tat sich gütlich an einer
Riesenpizza mit allem. Sie wog vermutlich zwei Pfund und stand auf der Karte
als Sonderleistung für die ganze Familie.
„Vorhin“, Gaby schnabelte ein
Käsestückchen, „habe ich mit Regina telefoniert. Mit Regina Riedenbach, der
Petersen-Nichte, deren Vater von diesem Satanstyp Greilisch drangsaliert wird.
Was ich da erfahren habe, haut euch von den Stühlen.“
„Nämlich?“ Gespannt sah Tim
seine Freundin an. „Riedenbach hat Infos über Greilisch eingeholt. Sozusagen
zur Selbstverteidigung aus Notwehr. Und hat dabei erfahren, dass der beknackte
Witwer — was einem ja Leid tun kann, denn seine Jasmina war ihm offensichtlich
teuer — dass der Typ also ein Ferienhaus, ein eigenes, besitzt. In Österreich.
An einem See. Und nun ratet mal, wo!“
„Am Wolfgang-See.“
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