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Die seltsame Welt des Mr. Jones

Die seltsame Welt des Mr. Jones

Titel: Die seltsame Welt des Mr. Jones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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wie gewohnt weiterbetrieben. Als autarke wirtschaftliche Einheit wurde sie mit der gewohnten Routine weiterbetrieben; man war gleichgültig gegenüber der Krise der Menschheit.
     Die ersten Erinnerungen waren bizarr. Später hatte er versucht, sie zu entwirren. Der träge Embryo gewann Eindrücke von einer Noch-Nicht-Welt; eine Phantasmagoric, vielfältig und unbegreiflich, hatte ihn umgaukelt. Gleichzeitig hatte er im hellen Sonnenschein eines Colorado-Herbstes gelegen und still im Schoß seiner Mutter geträumt. Er hatte den Geburtsschrekken erfahren, bevor er gezeugt wurde; bis der Embryo einen Monat alt war, lag das Trauma weit in der Vergangenheit. Das tatsächliche Ereignis der Geburt bedeutete nichts mehr für ihn; als er in der Hand des Arztes baumelte, war er schon ein ganzes Jahr auf der Welt gewesen.
     Man wunderte sich, weil der Säugling nicht schrie. Man fragte sich, woher es kam, daß er so schnell lernte.
    Einmal hatte er so überlegt: Was war der eigentliche Augenblick seines Urprungs? Zu welchem Zeitpunkt war er wirklich ins Dasein getreten? Als Embryo hatte er schon existiert und gewußt. Wem waren die ersten Erinnerungen gekommen? Ein Jahr vor der Geburt war er noch keine Einheit gewesen, nicht einmal eine Zygote, die Elemente, die ihn ausmachten, waren noch nicht zusammengetroffen. Als sich das befruchtete Ei zu teilen begann, war er schon weit über den Augenblick der Geburt hinausgelangt: drei Monate in den heißen, staubigen, grellen Herbst von Colorado.
     Es war ein Rätsel. Schließlich gab er es auf, darüber nachzudenken.
     In den frühen Jahren seiner Kindheit hatte er seine Doppelexistenz akzeptiert und gelernt, die beiden Kontinua zu integrieren. Das war nicht einfach gewesen. Monatelang war er mühsam, kopfvoran, gegen Türen, Möbel, Wände gekrochen. Er hatte ein Jahr zu früh nach dem Breilöffel gegriffen und die längst vergessene Brust zurückgewiesen. Die Verwirrung ließ ihn praktisch verhungern; er mußte mit Gewalt gefüttert und mit Gewalt daran gehindert werden, aus dem Dasein zu wandern. Natürlich nahm man an, daß er schwachsinnig sei. Ein Baby, das nach unsichtbaren Gegenständen tastete, das die Hände durch die Wiegenwand zu stecken versuchte…
     Aber mit vier Monaten hatte er vollständige Wörter sprechen können.
     Szenen aus seiner Kindheit, die durch ihr doppeltes Vorkommen noch verstärkt wurden, waren nie verblaßt. Eine davon flammte jetzt auf, während er in der weißen, hygienischen Polizeizelle stand und ungeduldig auf die Entlassungspapiere wartete. Mit neuneinhalb Jahren hatte er das Eintreffen der ersten Wasserstoffbombe erlebt. Es war nicht die erste Wasserstoffbombe, die abgeworfen wurde; Dutzende waren auf der ganzen Welt explodiert. Aber diese war die erste, der es gelang, die starke Abschirmung um das Herzland Amerikas, das Gebiet zwischen Mississippi und den Rocky Mountains, zu durchstoßen. Die Bombe war hundert Meilen von Greeley entfernt explodiert. Radioaktive Asche und Partikel schwebten gnadenlos noch wochenlang danach über die Landschaft hinweg, ließen die Tiere erkranken, verdorrten die Felder. Aus der Todeszone schleppten Lastwagen und Autos mühsam Kranke und Verstümmelte. Instandsetzungstrupps machten sich auf den Weg, um den riesigen Schaden zu besichtigen, um die gigantische Wunde zu verschließen, bis sie ihre Giftstoffe verströmt hatte…
    Auf der schmalen, ungeteerten Straße vor der Farm der Jones’ fuhr ein scheinbar endloser Konvoi von Fahrzeugen vorbei, der zu Krankenhäusern und Lazaretten in der Umgebung von Denver unterwegs war. In der anderen Richtung bewegte sich ein Strom von Fahrzeugen, die Vorräte für die Überlebenden, die im betroffenen Gebiet blieben, lieferten. Er hatte dies alles gebannt verfolgt. Vom Morgen bis zur Nacht ließ der Strom von Autos, Lastwagen, Krankenfahrzeugen, Menschen zu Fuß, Menschen auf Fahrrädern, Hunden, Rindern, Schafen, Hühnern nicht nach; von ferne hörte man Stöhnen, das zu dem Jungen drang und ihn aufgeregt ins Haus stürmen ließ.
     »Was ist das?« schrie er wild und tanzte um seine Mutter herum.
     Seine Mutter, Mrs. Edna Jones, richtete sich an den Waschtrögen auf; das graue Gesicht war zerfurcht von Erschöpfung und Gereiztheit. Sie warf das schmutzige Haar zurück und sah den Jungen erbost an.
    »Was faselst du denn da?« fuhr sie ihn an.
     »Die Wagen!« schrie er, sprang zum Fenster und deutete hinaus. »Siehst du sie? Wer ist das? Was bedeutet

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