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Die seltsame Welt des Mr. Jones

Die seltsame Welt des Mr. Jones

Titel: Die seltsame Welt des Mr. Jones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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mitternächtlichen Straße kam ihm eine der beiden Gestalten bekannt vor. Ein Wagen fuhr vorbei, und für Sekundenbruchteile konnte er die Gestalten genau wahrnehmen. Sein Herz krampfte sich zusammen. Er hatte recht gehabt. Die beiden Gestalten blieben eine Ewigkeit im Wagen. Dann öffnete sich endlich die Tür. Die vertraute Gestalt stieg aus.
    »Eine Frau«, sagte einer der Polizisten erstaunt.
     Die Gestalt warf die Wagentür zu, drehte sich auf dem Absatz um und eilte auf das Haus zu.
     Mit heiserer, unsicherer Stimme sagte Cussick: »Ihr zwei verschwindet. Ich erledige das allein.«
    Sie starrten ihn fassungslos an und zogen sich zurück. Cussick hatte die Tür aufgerissen und jagte den Korridor entlang, ihr entgegen.
     Sie war auf der Treppe, als sie ihn kommen sah. Sie blieb stehen, schaute hinauf, atmete schwer, hielt sich am Geländer fest. Sie trug das strenge graue Kostüm der Organisation und die kleine Kappe auf ihrem Blondhaar. Aber sie war es; es war Nina. Ein paar Herzschläge lang standen sie so da, Cussick oben an der Treppe, Nina unter ihm, mit glänzenden Augen und geöffneten Lippen. Dann ließ sie das Geländer los und lief hinauf. Ihre Arme streckten sich nach ihm aus, und er war zwei Stufen hinuntergesprungen, um sie zu erreichen. Dann eine Unendlichkeit des Festhaltens. Er spürte sie an sich, roch ihr Haar, fühlte ihren jungen Körper, nach so vielen Monaten, die Sehnsucht nach ihr.
    »Aua«, sagte sie schließlich ächzend. »Du zerdrückst mich ja.«
     Er führte sie hinauf, ohne sie loszulassen, bis sie in der leeren Wohnung standen und die Tür hinter ihnen abgesperrt war.
     Nina schaute sich atemlos um und zog ihre Handschuhe aus. Er konnte sehen, wie nervös sie war; ihre Hände zitterten, als sie die Handschuhe mechanisch in die Handtasche stopfte.
    »Nun?« fragte sie heiser. »Wie ist es dir gegangen?«
     »Gut.« Er trat ein bißchen zurück, um sie ganz sehen zu können. Unter seinem Blick wurde sie noch unruhiger; sie wich an die Wand zurück, hob die Hand an den Hals, lächelte, sah ihn flehend an wie ein Kind, das zu spät zum Essen nach Hause kommt.
    »Darf ich zurückkommen?« flüsterte sie.
    »Zurück?« Er fürchtete sich vor dem, was sie vielleicht meinte.
    Träten traten in ihre Augen.
    »Doch wohl nicht.«
     »Natürlich kannst du zurückkommen.« Er ging auf sie zu und umfaßte sie. »Du weißt, daß du zurückkommen kannst. Jederzeit. Wann du willst.«
    »Laß mich lieber los«, flüsterte sie. »Ich fange gleich zu weinen an. Ich brauche mein Taschentuch.«
     Er ließ sie widerstrebend los; ungeschickt zog sie ihr Taschentuch heraus und schneuzte sich. Sie betupfte ihre Augen, ihre roten Lippen zuckten.
    »Der Dreckskerl«, sagte sie schließlich mit dünner Stimme.
    »Jones?«
     »Ich erzähle es dir – sobald ich kann.« Sie knüllte das Taschentuch zusammen und ging im Zimmer herum, die Arme verschränkt, das Kinn erhoben. »Es ist eine lange und gar nicht angenehme Geschichte. Ich war bei der Organisation – nun, über zwei Jahre.«
    »Achtundzwanzig Monate«, sagte er.
     »Das dürfte stimmen.« Sie fuhr plötzlich herum. »Es ist aus. Ich bin fertig damit.«
    »Was ist passiert?« Nina kramte in ihren Taschen.
    »Zigarette?«
     Er zog seine Packung heraus, zündete eine Zigarette an und steckte sie ihr zwischen die bebenden Lippen.
     »Danke«, sagte sie und blies den Rauch in die Luft. »Als erstes verschwinden wir hier sofort. Er läßt dich vielleicht abholen – das macht er mit allen.«
    »Aber ich bin doch entlastet«, wandte Cussick ein.
     »Liebling, das spielt überhaupt keine Rolle. Hast du gehört, was er mit Pearson gemacht hat? Nein, wahrscheinlich nicht.« Sie ergriff seinen Arm und drängte ihn zur Tür. »Anderswo wären wir viel sicherer. Bring mich einfach irgendwohin.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn kurz. »Es ist etwas passiert. Wir – die Organisation – wissen es jetzt; Jones hat es uns erzählt. Morgen früh erfährt es die Öffentlichkeit.«
    »Was ist los?«
     »Der große Kreuzzug ist vorbei. Die Raumschiffe kommen zurück. Es ist das Ende von Jones und der Organisation. Bewegung, meine ich. Wir sollen den Namen – «
    Cussick griff nach dem Türknopf.
    »Das ist wunderbar«, stieß er hervor.
     »Wunderbar?« Sie lachte rauh. »Es ist entsetzlich, Liebling. Sobald wir hier weg sind, sage ich dir, warum.«
     Er fand ein die ganze Nacht geöffnetes Imbißlokal in einer Seitenstraße, zwei

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