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Die seltsame Welt des Mr. Jones

Die seltsame Welt des Mr. Jones

Titel: Die seltsame Welt des Mr. Jones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Meilen von seiner Wohnung entfernt. An der Theke saßen zwei schläfrige Gäste vor ihrem Kaffee und starrten müde in ihre Zeitungen. Die Kellnerin hockte hinten bei der Kochstelle und schaute in die Nacht hinaus. In der Ecke dudelte ein Musikgerät vor sich hin.
     »Gut«, sagte Nina, als sie sich in eine Nische zwängte. »Es gibt doch einen Hinterausgang, nicht?«
    Cussick fand die Hintertür hinter der Kochstelle.
    »Was möchtest du?«
    »Nur Kaffee.«
     Er holte die zwei Tassen Kaffee; lange rührten sie darin und warfen einander verstohlene Blicke zu.
    »Du siehst sehr gut aus«, sagte er stockend.
    »Danke. Ich hoffe, daß ich ein paar Pfund abgenommen habe.«
     »Ist das wirklich dein Ernst? Du bleibst bei mir?« Er mußte sich vergewissern. »Du gehst nicht wieder fort?«
     »Es ist mein Ernst«, sagte sie schlicht und sah ihn offen an. »Morgen früh möchte ich Jackie holen.« Sie fügte hinzu: »Ich habe ihn gelegentlich gesehen und eine gewisse Aufsicht geführt.«
    »Ich auch«, sagte Cussick.
    Während Nina ihren Kaffee schlürfte, erklärte sie ihm, was geschehen war. Mit knappen Worten schilderte sie die Hinter gründe um die ›Drifter‹ und die Lage bei den bewaffneten Raumschiffen.
     »Der Ring besteht inzwischen schon«, sagte sie. »Die Raumschiffe kehren um und fliegen zur Erde zurück. Warum auch nicht? Sie können sonst nichts tun. Kommodore Ascotts Flaggschiff, dieses Riesending, wird als erstes landen. Zur Zeit wird der Landeplatz in New York abgesperrt.«
     »Pollen«, sagte Cussick erschüttert. »Das erklärt ihre Unvollständigkeit.« Auf seiner Stirn stand kalter Schweiß. »Da haben wir uns auf etwas eingelassen.«
     »Fang nicht mit den alten Schauermärchen an«, sagte Nina scharf. »Invasion der Erde – Wesen aus dem All. So sind sie ganz einfach nicht. Sie sind Pflanzen, und es geht ihnen nur darum, sich zu schützen. Sie wollen nichts anderes als uns neutralisieren – und das haben sie gemacht.« Sie breitete hilflos die Hände aus. »Es ist schon passiert! Aus und vorbei! Wir haben unser kleines Gebiet, in dem wir uns tummeln können, ungefähr sechs Sternensysteme. Und dann…« Sie lächelte starr. »Dahinter – der Ring.«
    »Jones hat nichts gewußt?«
     »Als er anfing, nicht. Er weiß es seit einem Jahr, aber was konnte er tun? Der Krieg hatte begonnen; bis er dahinterkam, war es schon zu spät. Er hatte alles auf eine Karte gesetzt und verloren.«
     »Aber das hat er nicht zugegeben. Daß er alles auf eine Karte setzte, meine ich. Er sagte, er wisse Bescheid.«
     »Das ist richtig. Er hat gelogen. Er konnte vieles sehen, aber nicht alles. Und jetzt bezahlt er dafür – er läßt die Raumflotte zurückkommen. Er hat uns – er hat das Volk in eine Falle geführt. Er hat uns im Stich gelassen und verraten.«
    »Was nun?«
    »Jetzt beginnt er mit seinem echten Kampf«, sagte Nina. Sie war blaß. »Heute nachmittag hat er uns alle zusammengerufen,
    die Funktionäre der Organisation.« Sie knöpfte ihr graues Jackett auf und zeigte ihm ein Emblem mit Buchstaben und Ziffern. »Ich bin eine wichtige Figur, Liebling. Stellvertretende Leiterin der Frauenliga für Verteidigung – Teil des neuen Sicherheitssystems.
     Ich bin also mit anderen wichtigen Persönlichkeiten in einer langen Reihe aufgestellt worden und bekam die wahre Geschichte zu hören, eine Vorschau auf das Künftige.«
    »Wie hat er es aufgenommen?« »Er ist fast außer sich.«
    »Warum?«
     »Weil er besiegt ist, verloren, trotz seiner Macht«, erwiderte Nina. »Er kann die Niederlage und den Tod sehen – er kann seinen schrecklichen, langen Kampf ums Leben sehen – und den Mißerfolg. Man sah es auf seinem Gesicht. Dieser gräßliche, ausgezehrte Ausdruck, wie bei einem Toten. Fischaugen. Kein Leben, kein Glanz. Er zitterte am ganzen Körper und konnte kaum stehen. Er zuckte, er stammelte – es war herzzerreißend. Er erklärte uns, der Kreuzzug sei gescheitert und kehre um, und binnen kurzem könnten wir mit dem Ausbruch der Unruhen rechnen.«
    Cussick dachte nach.
    »Die Unruhen. Die betrogenen Anhänger.«
     »Alle, bis auf die echten Mitglieder der Organisation, die Fanantiker. Sie werden ihn mit Zähnen und Klauen verteidigen.«
    »Sind das viele?«
     »Nein. Idealisten, die energische Jugend. Schließlich hat uns Jones im Stich gelassen – das steht fest, er weiß es, wir wissen es, bald wissen es alle. Aber es gibt einige, die trotzdem für ihn sind.« Ohne Betonung fügte sie

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