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Die Seltsamen (German Edition)

Die Seltsamen (German Edition)

Titel: Die Seltsamen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bachmann
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herum. »Jane? Oder ist es Margaret? Na, egal. Hol alle Schusswaffen, die über dem Kamin hängen, und alle Schwerter und Tranchiermesser und vielleicht noch die eine oder andere Pfanne – alles, was als Waffe geeignet ist, und dann verschließ die Tür zum Garten. Und sag der Köchin, sie soll Cracker und Pökelfleisch kaufen gehen, und verriegel die Fenster auf dem Speicher, für den Fall, dass sie über die Dächer kommen, und vergiss die Pistolen nicht!«
    Das Dienstmädchen stand wie zur Salzsäule erstarrt da und glotzte ihn verständnislos an.
    »Na, was ist? Mach schon, was ich dir sage!«
    Sie stammelte etwas und wich in den Flur zurück. Dann drehte sie sich um und rannte davon, wobei ihre glatten Absätze über den Teppich stampften. Eine Tür fiel ins Schloss.
    Keine Minute später tauchte Ophelia am oberen Ende der Treppe auf, das Dienstmädchen dicht hinter sich.
    »Arthur? Liebling, was ist denn los?«
    »Meinen Sie nicht, wir sollten ihn besser bewusstlos schlagen?«, flüsterte das Dienstmädchen. »Ich hab gehört, dass manche Leute von Feen besessen sind und seltsame Dinge tun, und dann braucht man einen Knüppel, wissen Sie, oder den Kerzenhalter dort, der tut es bestimmt auch…«
    »Phoebe, das reicht«, sagte Ophelia, ohne den Blick von Mr.   Jellibys Gesicht abzuwenden. »Du darfst gehen und die Teeblätter im Wohnzimmer auffegen. Ich bin sicher, dass sie bereits eine Menge Staub angesetzt haben.«
    Das Dienstmädchen neigte den Kopf und eilte die Treppe hinunter. Mit einem verzweifelten Blick huschte sie an Mr.   Jelliby vorbei und verschwand Richtung Wohnzimmer. Ophelia wartete, bis sie die Tür klicken hörte. Dann eilte sie selbst zu ihrem Gatten hinab.
    Das hübsche Gesicht mit Sorgenfalten bedeckt, zog sie Mr.   Jelliby von der Haustür fort. »Arthur, was ist los? Was ist geschehen?«
    Mr.   Jelliby sah sich ängstlich um, führte seine Frau dann zu einem Sessel und flüsterte: »Wir stecken in Schwierigkeiten, Ophelia. In großen, großen Schwierigkeiten. Ach, was wird nur aus uns? Was wird nur aus uns?«
    »Nun, wenn du mir erzählst, was vorgefallen ist, dann kann ich dir das vielleicht sagen«, erwiderte Ophelia mit sanfter Stimme.
    Mr.   Jelliby vergrub den Kopf in den Händen. »Ich kann dir nicht erzählen, was vorgefallen ist. Du darfst es nicht wissen. Auf gar keinen Fall. Ach, ich habe etwas gestohlen. Einer bedeutenden Persönlichkeit. Und sie hat davon erfahren. Sie weiß, dass ich es gestohlen habe!«
    »Arthur, das ist nicht wahr! Das hast du doch bestimmt nicht getan! Bei deiner Erbschaft?«
    »Menschen werden ermordet, Ophelia. Kinder. Mir blieb nichts anderes übrig.«
    »Du hättest die Polizei rufen sollen. In solchen Fällen hilft es niemandem, wenn man Geld stiehlt.«
    Mr.   Jelliby stieß einen komplizierten Laut aus, der Verärgerung ausdrücken sollte. »Ich habe kein Geld gestohlen. Hör mir doch mal zu! Ich habe einen Vogel gestohlen. Einen wichtelverfluchten mechanischen Vogel.«
    »Einen Vogel? Von wem? Von Mr.   Lickerish? Liebling, von Mr.   Lickerish?« Sie biss sich auf den Fingernagel. »Arthur, weißt du, was ich vermute? Ich vermute, dass du ihm irgendwelche Verbrechen unterstellst. Jetzt zieh erst mal die Jacke aus – oje, die ist ja voller Ruß! Hast du sie nicht ausbürsten lassen? –, setz dich an den Kamin und trink etwas Kamillentee. Dann nimmst du ein heißes Bad und gehst schlafen, und morgen werden wir sehen, was wir tun müssen. Vielleicht ist es dann gar nicht mehr nötig, die Möbel umzuräumen.«
    Das klang einigermaßen vernünftig. Mr.   Jelliby befand sich jetzt in der Geborgenheit seines Vestibüls. Das Fenster ging auf einen sich allmählich leerenden Belgrave Square hinaus, auf Kutschen und Menschen im Halbdunkel der hereinbrechenden Nacht. Das Abendlicht tauchte die Dächer in seinen kupfer- und rosafarbenen Glanz. Was konnte Mr.   Lickerish ihm hier antun? Draußen in der Wildnis der Stadt mochte er Mr.   Jelliby zahllose Greuel auf den Hals hetzen. Er mochte ihn von einer Brücke oder unter eine Dampflokomotive stoßen lassen oder allen Spinnen in Pimlico gebieten, ihn auf die Dächer zu schleppen und an einem Schornstein festzuspinnen. Aber hier in Mr.   Jellibys eigenem Zuhause? Schlimmstenfalls würde Mr.   Lickerish ihn im Schlaf ermorden. Und wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass das geschah…?
    Mr.   Jelliby zog seine Jacke aus und setzte sich an den Kamin, um Kamillentee zu trinken.
    In jener Nacht

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