Die Sextherapie: Roman (German Edition)
vorbei. Wenigstens die Arbeit beim Film. Ich bin zu alt. Das Problem ist nur, dass ich während meiner Zeit in der Branche gewisse... nennen wir es einmal Gewohnheiten oder besser Vorlieben entwickelt habe. In den letzten Jahren habe ich es ein bisschen zu bunt getrieben. Ich muss damit Schluss machen und endlich eine feste Beziehung anfangen, bevor es zu spät ist.«
Als sie sich wieder zurücklehnte, fragte sich Shelley, ob sie sich wohl Kinder wünschte. Sie war sich nicht sicher, ob die neue Zeitschrift Gefallen an diesem Aspekt finden würde oder ob sie sich nur für die sexuelle Seite interessierte. Sie beschloss, es trotzdem herauszufinden.
Abigail war die Nächste. Sie war hoch gewachsen, hatte rabenschwarzes Haar und war auf abweisende Art wunderschön. Abigail musterte Shelley schon abschätzend, seit sie den Raum betreten hatte. Sie trug einen ultrakurzen Minirock und schenkelhohe Stiefel. Nun stand sie auf. »Ich heiße Abigail, und ich bin sexsüchtig«, verkündete sie selbstbewusst. »Ich bin vierunddreißig Jahre alt und arbeite seit vier Jahren hauptberuflich als Domina. Davor war es nur ein Nebenverdienst. Es macht mir solchen Spaß, anderen Menschen Schmerzen zuzufügen, dass ich kein normales Sexualleben mehr führen kann. Deshalb brauche ich Hilfe.«
Sie setzte sich wieder und starrte Shelley weiter an.
Anschließend war Will an der Reihe. Er sah nicht schlecht aus, trug aber eine Miene zur Schau, die verriet, dass er das auch wusste. Mit nordenglischem Akzent stellte er sich als Will Trevin, von Beruf Investmentbanker, vor. Cian und Larry, die inzwischen offenbar gute Freunde geworden waren, kicherten. Shelley wünschte, sie würde neben ihnen sitzen. Will warf den beiden einen finsteren Blick zu. »Ich schäme mich, zugeben zu müssen, dass ich einen Seitensprung nach dem anderen begehe«, fuhr er fort. »Obwohl ich meine Frau Mand und unseren kleinen Sohn liebe, bin ich machtlos dagegen. So oft habe ich geschworen, die Finger von anderen Frauen zu lassen, und Mand hat mir beinahe genauso oft verziehen. Aber jetzt hat sie genug. Wenn ich mich nicht ändere, will sie sich von mir trennen. Und deshalb bin ich hier.«
Nach Will erhoben sich Cliff und Cheryl gemeinsam.
»Cliff und Cheryl sind als Paar hier«, erklärte Verity. »Das ist an sich nicht ungewöhnlich. Wir haben in dieser Klinik häufig Paare, die sich ein besseres Sexualleben wünschen. Was man jedoch selten antrifft, ist ein Paar in einem Seminar für Sexsüchtige. Bitte sorgen Sie dafür, dass sie sich willkommen fühlen.«
»Wir sind eindeutig sexsüchtig.« Cliff lachte auf. »Wir sind Swinger und nehmen regelmäßig an flotten Dreiern, Vierern und Orgien teil. Das wäre auch nicht weiter schlimm, da wir beide die gleiche Einstellung dazu haben...«
Cheryl nickte. Shelley konnte nicht umhin festzustellen, dass die beiden ein hübsches Paar waren. Cheryl war schlank mit knabenhaft schmalen Hüften und kurzem blondem Haar, Cliff mittelgroß mit weit auseinanderstehenden Augen und einem ebenmäßigen Gesicht, das einem irgendwie bekannt vorkam. Er erinnerte Shelley an einen Schauspieler, bei dem man während des ganzen Films darüber nachgrübelte, in welchem anderen Film man ihn schon einmal gesehen hatte. Die meisten Swinger, über die Shelley gelesen hatte, hatten die Optik von Menschen, die vom Baum der Hässlichkeit gefallen, auf dem Weg nach unten mit jedem Ast in Konflikt geraten, von Bienen gestochen worden und schließlich auf dem Gesicht gelandet waren.
»Aber wir möchten, dass es bei uns im Bett wieder so gut wird wie früher«, fuhr Cliff fort. »Immer öfter stellen wir fest, dass wir nur noch Lust haben, wenn andere Leute dabei sind.«
»Wir wollen unser Sexleben zurück«, ergänzte Cheryl. Sie lächelten einander an und setzten sich.
Als Nächster war Cian dran. »Also«, meinte er und erhob sich. »Richtig, ich bin Cian O’Connor, der Leadsänger der Cossacks.«
Daher kenne ich ihn , dachte sich Shelley.
»Ich bin hier, weil ich einfach nicht aufhören kann, eine Frau nach der anderen zu vögeln. Das heißt nicht, dass es mir keinen Spaß machen würde. Aber eigentlich habe ich genug davon und will endlich zur Ruhe kommen. Meine Karriere leidet darunter, und mein alter Herr ist mit meinem Lebenswandel höchst unzufrieden. Tata!«, endete er mit einer Verbeugung und nahm wieder Platz. Mein Gott, war der attraktiv. Ein Mann zum Anbeißen, wie Briony es ausgedrückt hätte.
Als Letzter war Larry an der
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