Die Sextherapie: Roman (German Edition)
sich sofort.
»Und das Beste ist, dass man sie anschließend essen kann, statt sie in ein Taxi zu setzen und heim zu Mutti zu schicken.«
»Ich halte solches Gerede nicht für sehr hilfreich«, entgegnete Verity, als alle wieder Platz nahmen. »Und jetzt Ruhe bitte. Nehmen Sie Rücksicht auf Rose. Rose?«
Rose stand auf, und Shelley lächelte ihr zu, als ihre Blicke sich kurz trafen. Dann räusperte sich Rose und begann zu sprechen.
Ich bin in Whitechapel aufgewachsen und von zu Hause weggelaufen, weil meine Mum mir verbot, Model zu werden. Sie hatte recht, obwohl ich lange gebraucht habe, um es mir einzugestehen. Meine Titten und mein Arsch waren einfach zu dick, um in diese Puppenkleidchen zu passen. Aber ich war erst sechzehn und völlig unerfahren. Dann lernte ich einen Typen kennen, einen Fotografen, der meinte, Wangenknochen wie meine seien in dieser Saison total angesagt. Er wollte einen Vertrag mit mir abschließen und verlangte hundertfünfzig Pfund für die Fotos. Also habe ich mein Bankkonto geplündert. Er hat mir auch eine Unterkunft besorgt, zusammen mit ein paar anderen Mädchen, von denen die meisten aus Osteuropa kamen. Ich dachte, ich hätte den Durchbruch geschafft, doch nach ein paar Tagen hat mir jemand die rosarote Brille weggenommen und sie in den Kanal geschmissen. Anfangs passierte nichts. Ich habe mit den anderen Mädchen in der Wohnung herumgesessen. Es war eine schreckliche Bruchbude draußen in der Nähe von Ilford, wo man nicht einmal die Glocken hören konnte.
Ich war total abgebrannt und habe mich nur von Vollkornreis und Wasser ernährt. Die anderen Mädchen haben auch nicht mehr gegessen. Doch mich hat das nicht gestört. Ich wusste ja, dass ich ein bisschen abnehmen musste. Die Wohnung gehörte einer Agentur, mit der der Fotograf zusammenarbeitete. Man musste keine Miete bezahlen, bis wir anfingen, Geld zu verdienen. Und dann haben sie uns alles abgenommen.
Nach ein paar Wochen kam der Fotograf eines Tages mit einem Modedesigner vorbei, der neue Gesichter für eine Modenschau brauchte. Ich wurde mit ein paar anderen Mädchen in einen Transporter gescheucht und zu einem eiskalten Lagerhaus irgendwo in der Nähe von Canning Town im East End gebracht. Dort mussten wir uns bis auf die Unterhose ausziehen. Mir gefiel das gar nicht, aber die übrigen Mädchen gehorchten sofort, als wären sie daran gewöhnt. Als ich den BH auszog, stellte ich sofort fest, dass ich hier falsch war. Die anderen Mädchen hatten fast keine Titten, nur winzige Brustwarzen, die in der Kälte hart wurden. Dann betrachtete ich meine Melonen. Damals waren sie wirklich eine Wucht, keine Implantate und so straff, dass man einen blinden Gemüsehändler damit hätte täuschen können. Der Fotograf starrte darauf und sagte etwas zu dem Modedesigner, der mich angaffte und etwas antwortete. Dann lachten die beiden. Ich kam mir schrecklich billig vor.
Später rief mich der Designer in einen Nebenraum und bat mich, ein paar Klamotten anzuprobieren. Er stand hinter mir, während ich mich in ein winziges Kleidchen zwängte. Ein scheußliches Teil, kreischbunt und absolut nuttig. Der Himmel weiß, was er sich dabei gedacht hatte, so ein Fähnchen zu entwerfen. Jedenfalls »half« er mir beim Anziehen und tat ganz geschäftsmäßig, grabschte mich aber überall an. Weil ich mich in der Branche nicht auskannte, hielt ich das anfangs für normal. Doch dann fasste er mir unter den Rock.
»Hoppla!«, rief ich. »Da unten ist kein Topf mit Gold versteckt.«
»Sei nicht albern«, antwortete er streng. »Ich muss feststellen, wie das Kleid sitzt, ohne dass sich das Höschen durchdrückt.« Mit diesen Worten zog er mir einfach die Unterhose runter. Vor lauter Überraschung verschlug es mir die Sprache.
Dann stellte er sich wieder hinter mich, betatschte meinen Busen und behauptete, er rücke ihn nur in die richtige Position. Allmählich ahnte ich zwar, dass da etwas faul war, klammerte mich jedoch trotzdem weiter an die dämliche Idee, ein Topmodel zu werden. Ich muss hinzufügen, dass er nicht schlecht aussah. Er war kein fetter, ekliger Widerling mit einer Visage wie eine Bulldogge. Wenn er mich nett gefragt hätte, hätte ich vielleicht sogar ja gesagt. Ich saß damals schon seit drei Wochen mit einer Horde polnischer Schlampen in einer Bruchbude fest und hätte mich über die Aufmerksamkeiten eines Menschen gefreut, der Englisch sprach. Was mir nicht gefiel, war, dass er glaubte, er könnte sich Freiheiten
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